Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)
Prachtmädel, und aus einem guten Stall! Jetzt seid Ihr schon so lange wieder in Bamberg, und habt Euch immer noch nicht festgelegt. Die Leute wundern sich ja schon!«
Cornelius gab es einen Stich, aber er zwang sich zu einem Lächeln. »Mir steht der Sinn noch nicht nach einer Familie, auch wenn mich die ganze Stadt verkuppeln will. Allen voran meine Mutter! Aber, ehrlich gesagt, lieber Flock, ich hab noch keine getroffen, die mir so recht gefällt.«
Heinrich Flock klopfte Cornelius gutmütig auf die Schulter. »Wird schon noch kommen, mein Lieber! Wisst Ihr, nachdem meine erste Frau gestorben war, Gott hab sie selig, da hab ich auch jahrelang gedacht, es kommt nichts mehr nach. Und dann, plötzlich, hat’s mich getroffen wie der Blitz mit meiner Dorothea. Jeder Topf findet einmal seinen Deckel!«
»Ich gönn’s Euch von Herzen.« Cornelius nahm einen Schluck Wein, bevor er den Vorstoß wagte. »Was gibt’s wohl Neues von Eurer Schwägerin? Man hört, sie sei in den Niederlanden?«
»Oh, sie hat schon geschrieben. Die Zeit in Amsterdam tut ihr gut, so scheint’s. Na, wer wünscht sich nicht einmal in die Welt hinaus, was? Und nach allem, was sie durchgemacht hat, war es wohl das Beste, eine Zeitlang aus der Stadt zu kommen.«
»Will sie denn bald einmal wieder zurück?« Cornelius versuchte, seine Stimme möglichst unbeteiligt klingen zu lassen.
Flock schob die Unterlippe vor. »Davon hat mir die Thea nichts gesagt. Ich glaub, die Johanna fühlt sich dort ganz wohl, warum sollte sie so schnell wieder heim, wo doch hier immer noch die Feuer brennen? Am klügsten wäre es doch, abzuwarten, bis es damit endlich ein Ende hat.«
Cornelius verbiss sich die Enttäuschung. »Da habt Ihr ganz recht«, erwiderte er. »Bamberg ist zur Zeit kein guter Ort zum Leben. Für niemanden.« Er trank Flock noch einmal zu, bevor er sich einen Platz an einer der hinteren Tafeln suchte. Nach Tanzen war ihm nicht zumute.
»Ach, hier bist du!« Dorothea gab ihrem Mann einen leichten Kuss auf die Wange. »Ich hab dich schon gesucht.«
Flock legte den Arm um seine Frau und zupfte mit einer zärtlichen Geste die Schleife ihrer Haube zurecht. »Grad hab ich mich mit dem jungen Weinmann unterhalten. Er hat nach deiner Schwester gefragt.«
»Ach ja?« Thea zog interessiert die Augenbrauen hoch. »Was wollte er denn wissen?«
»Na, wann sie wieder heimkommt.« Er machte eine kleine Verbeugung. »Wie wär’s mit einem Tänzchen, Euer Hochgeboren?«
Thea kicherte und zog ihn auf die Tanzfläche.
Später ließ sie sich wie zufällig auf den freien Platz neben Cornelius sinken. »Ach, du bist auch da? Grad gestern haben der Vater und ich von dir gesprochen!«
»So? Wie komm ich zu der Ehre?«, flachste er.
»Ach, nichts Wichtiges. Es war nur, weil sich die Johanna in ihrem letzten Brief nach dir erkundigt hat«, log sie.
In seinem Kopf jubilierte etwas. »Sag, wie geht’s ihr?«
»Sie erholt sich langsam, glaub ich. Aber sie denkt auch viel an daheim. Weißt du was? Schreib ihr doch einfach einmal. Sie würde sich ganz bestimmt freuen!«
»Meinst du?«
»Natürlich!« Sie stand auf. »Die Hanna hat dich doch immer gerngehabt.«
Dann war sie weg, und Cornelius fand auf einmal, dass dies ein wunderbarer Abend war. Er ging ein Weilchen herum und plauderte mit den Leuten, naschte von den Süßigkeiten, die auf Tabletts gereicht wurden, und beschloss schließlich, nach Hause zu gehen. Er musste einfach nach Tinte und Feder greifen …
Brief Cornelius’ an Johanna nach Amsterdam vom 16.Februar 1629
Liebe Johanna, meinen Gruß zuvor, und den Wunsch, es mög Dir mit Gottes Hülfe guth ergeen. Wie gefällt es Dir in der Frembde? Ich weiß ja, du hast Dir stets gewünscht, ein mal in die Weltt zu reisen – nur daß der Grundt darzu ein anderer hätt sein sollen!
Hier zu Bambergk ist alles beym Alten. Den Wintter über waren vil Leut recht kranck, da hatt ich gut Arbeit. Traurig war dabey, daß mir in den Wochen vor Weynachten zwey klein Kinder weggestorben sindt, eins am Stickhusten und eins am Starrkrampf, das hat mich sehr gejammert. Immer ists das Fieber, an dem all meine Künste scheittern! Es muß doch möglich seyn, dieße Aufwallung und Dickung des Bluths zu verhindern! Aber die altten Mittel würcken einfach nit, wenn die Hitz zu hoch wirdt. Kein Himbeer-Waßer, Pomerantzensaft oder Veigel-Sirup lindert da mehr. Und man kann den gemeynen Salpetter als Pulver geben wie man will, es hülfet nur wenig. Das Nitrium machet zwar
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