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Die Seelenburg

Die Seelenburg

Titel: Die Seelenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Halle.
    Überrascht blieben wir auf der letzten Stufe stehen. Damit hatten wir beide nicht gerechnet.
    Die Halle paßte zu dieser Burg. Sie war gewaltig in den Ausmaßen, dabei ziemlich kahl, denn es gab kaum Einrichtungsgegenstände. Ich kannte andere Burgen mit prunkvollen Hallen, wo die Besitzer ihren Wohlstand zeigten, hier wirkte jedoch alles verlassen, irgendwie aufgeräumt. Zwar sah ich den großen Tisch und die düsteren Gemälde an den Wänden, aber die Vorhänge waren zugezogen, und weil draußen das Tageslicht langsam schwand, war es in der Halle noch düsterer.
    Wir schritten über Steinboden. Nahezu fugenlos lag Platte an Platte. Auf Zehenspitzen bewegten wir uns weiter. Kein Staubkorn knirschte unter unseren Sohlen.
    Ein kühler Schauer lief über meinen Rücken. Das lag sicherlich an der Temperatur, aber auch an der gesamten Atmosphäre, die in dieser Burg herrschte.
    Mehrere große Türen zweigten ab und führten sicherlich zu den anderen Trakten des Schlosses.
    Suko und ich zuckten fast synchron mit den Schultern.
    Hier fanden wir nichts.
    »Was machen wir?« fragte Suko.
    Ich ließ mir Zeit mit der Antwort. Ausgestorben schien mir die Burg nicht zu sein. Denn als ich einen Blick nach draußen warf, sah ich die parkenden Wagen.
    »Die haben sich hier irgendwo versteckt«, sagte ich.
    »Nur wo?«
    »Hat die Köchin nicht von einem Lieferanteneingang gesprochen und von Personal?«
    »Ja.«
    »Dann könnten wir uns dort erkundigen. Die müssen doch wissen, wo sich der Burgherr befindet.«
    »Denk daran, daß die komische Köchin auch zu den Dämonen gehörte«, warnte mich Suko.
    »Aber diesmal wissen wir Bescheid.«
    »Dann mal los«, grinste Suko und rieb sich die Hände. Mein Freund war ungeheuer tatendurstig. Er wollte den Fall endlich hinter sich gebracht haben.
    Wie ich auch.
    Schritte!
    Wir vernahmen sie gleichzeitig, und sie waren über uns aufgeklungen, wo eine breite Treppe zu einer großen Galerie hoch führte. Nach rechts und links gingen wir auseinander, legten die Köpfe in den Nacken und blickten hoch.
    Leider war das Licht so schlecht, daß wir nichts sehen konnten. Und zum Schalter laufen, das wollte ich auch nicht erst. Deshalb nahm ich die Taschenlampe, drehte meine Hand und leuchtete nach oben.
    Schräg schnitt der Strahl durch die Luft. Er tanzte über die gedrechselten Stäbe der Balustrade und fand die Gestalt, die dort oben stand und nicht daran dachte zu fliehen.
    Es war ein Mann.
    Auf seinem Kopf wuchsen wenig Haare, dafür hatte er aber lange Koteletten, die ihm fast bis zu den Mundwinkeln wuchsen, was ich deutlich im Licht meiner Taschenlampe erkennen konnte. Die Hände des Mannes lagen auf dem Geländer, und er trug die Kleidung eines Dieners.
    »Wer sind Sie?« fragte er.
    »Das könnte ich Sie auch fragen.«
    »Nehmen Sie die Lampe weg!«
    Ich senkte den Strahl etwas. »Wir suchen eine Frau. Eine gewisse Jane Collins. Wissen Sie von ihr?«
    »Nein.«
    Der Typ log, das war mir klar. »Dann können Sie uns aber sicherlich sagen, wo wir Gordon Schreiber finden?«
    »Ich bin nur sein Diener.«
    »Heißt das, daß sich Mr. Schreiber nicht auf der Burg befindet?«
    »Vielleicht.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht. Ich habe die Wagen draußen gesehen. Seiner war auch dabei.«
    Sein Gesicht verzerrte sich. »Was nehmen Sie sich eigentlich heraus, hier einzudringen?« fuhr er mich an. »Herr Schreiber ist der Herr der Burg, und er ist Ihnen keine Rechenschaft darüber schuldig, was er tut und was er gedenkt zu…«
    »Sparen Sie sich die Worte. Wir haben den begründeten Verdacht, daß sich in dieser Burg ein Mensch in Lebensgefahr befindet. Aus diesem Grunde wollen wir nachsehen, und auch Sie werden uns nicht daran hindern.«
    Der Diener dachte nach. Dann nickte er und sagte: »Warten Sie, ich komme.«
    »Endlich«, murmelte Suko. »Obwohl mir hier einiges nicht gefällt, das muß ich dir sagen.«
    »Hast du einen Grund?«
    »Mehr ein Gefühl.«
    »Wir werden ja sehen,«
    Der Butler kam die Treppe herunter. Würdevoll, aufrecht gehend, wie es sich gehörte.
    Wir erwarteten ihn vor der letzten Stufe. Auf der zweitletzten blieb er stehen.
    »Wenn ich Sie recht verstanden habe, wollen Sie die Burg durchsuchen, meine Herren?«
    »Genau.«
    »Haben Sie eine richterliche Erlaubnis?«
    Der Knabe ging mir auf den Wecker. »Die brauchen wir nicht, weil wir den begründeten Verdacht haben, daß sich hier in diesen Augenblicken ein Verbrechen abspielt.« Ich schaute bei diesen Worten in das

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