Die Seelenkriegerin - 3
entkommen?«
Der Hüter schüttelte den Kopf. »Sie waren nirgendwo zu finden. Wir dachten, sie hätten sich anderswo versteckt. Vielleicht in den nördlichen Bergen.«
Einundzwanzig Reiter waren tot. Das war doch ein gutes Ergebnis, oder etwa nicht? Es bedeutete, dass einundzwanzig Seelenfresser in Kamalas Gefolge auf einen Schlag ihre höhere Intelligenz verloren hatten und unter Umständen durch den Schock wahnsinnig würden. Colivar hatte gemeint, wenn das geschähe, würden sie womöglich aufeinander losgehen. Wollte Gott, es wäre so.
Es war eine beachtliche Leistung, auch wenn das Wild, auf das sie es eigentlich abgesehen hatten, noch nicht entdeckt worden war.
»Und die Königin?«, fragte Gwynofar drängend und sprach damit aus, was Salvator dachte. »Was ist mit ihr?«
Der Heilige Hüter fuhr sich mit der Hand durch das schweißnasse Haar; man sah ihm deutlich an, dass er diesen Teil seines Berichts lieber für sich behalten hätte. »Ich bedauere, Majestät, aber von ihr haben wir keine Spur gefunden. Das soll nicht heißen, dass sie nicht irgendwo da draußen wäre. Keine der Höhlen, die wir untersucht haben, wies Spuren einer weiblichen Präsenz auf, allerdings können unsere Seher auch nur vermuten, wie solche Spuren aussähen. Niemand hat in diesen Dingen praktische Erfahrung. Und da die Königin noch nicht geschlechtsreif ist, kann es sein, dass ihre metaphysische Resonanz noch nicht einmal weiblich geprägt ist. Das sagen mir jedenfalls die Seher. Für Magie bin ich nicht zuständig.« Er stieß einen tiefen Seufzer aus; man sah ihm an, dass er sich für diesen Misserfolg schämte. »Es tut mir leid, Majestät, ich wünschte, ich hätte bessere Nachrichten für Euch.«
»Einundzwanzig Reiter sind tot«, sagte Salvator grimmig. »Jeder einzelne war eine große Gefahr und musste beseitigt werden. Gut gemacht.«
Der Hüter neigte das Haupt. »Ich danke Euch, Majestät.«
Salvator gelang es, mit fester Stimme zu sagen, was zu sagen war, aber in seinem Inneren schwelte die Enttäuschung. Sie waren mit einem und nur mit einem einzigen Ziel hierhergekommen: die Seelenfresser-Königin zu finden und zu vernichten. Nun sah es so aus, als sollten sie alle anderen Ziele ihrer Mission erreichen, aber dieses eine nicht. Siderea war tot, die meisten Verbündeten der Seelenfresser waren tot, die Ikati selbst waren bloß noch Tiere ohne Verstand … doch das bedeutete alles nichts, wenn die Königin überlebte. Nichts! In ein paar Monaten würde sie geschlechtsreif werden und ihre ersten Eier legen, und wenig später würde eine ganze Horde neuer Seelenfresser ausschlüpfen – darunter auch neue Königinnen – und die Spezies würde wieder Fuß fassen. Das Zweite Finstere Zeitalter würde von Neuem anbrechen.
Sie mussten der Sache hier und jetzt ein Ende machen. Das war die einzige Lösung.
Hinter ihm fragte Favias Ramirus: »Was ist mit den Stammeskriegern? Habt Ihr sie ausgeschaltet?«
Der Schatten eines kalten Lächelns huschte über die Züge des Magisters. »Sie sind … beschäftigt.«
Salvator knirschte mit den Zähnen. Du hast ihm erlaubt, dafür zu sorgen. Seine Sünde wird über dich kommen. »Wenn ich Euch fragte, was Ihr mit ihnen angestellt habt, Ramirus, müsste ich das bedauern?«
»Ich habe lediglich eine Illusion geschaffen, Majestät, um sie zu überzeugen, dass dies nicht der richtige Zeitpunkt ist, um Krieg zu führen.«
»So viele? Und alle zugleich?«
»Es gibt etwas, das sie alle fürchten, und deshalb war das Verfahren recht einfach. Ich brauchte lediglich diese Angst zu wecken. Und da es eine Angst ist, die Eure Leute nicht kennen, brauchte ich meine Bemühungen nicht einmal in eine bestimmte Richtung zu lenken, ich brauchte nur Jezalya auszusparen.«
Es zuckte um Salvators Mund. »Das klingt geradezu … barmherzig.«
Wieder dieses kalte Lächeln. »Nein, Majestät. Nur zweckmäßig.«
Der Großkönig wandte sich abermals an den Heiligen Hüter. »Ihr könnt Euch stärken, während wir Kriegsrat halten.« Er deutete auf eine nahegelegene Düne, wo an der windgeschützten Seite Proviant und Wasser gelagert waren. Nicht in solchen Mengen, dass Salvators Leute für längere Zeit davon hätten leben können, aber ausreichend, um eine Durststrecke zu überbrücken, falls alle ihre Hexen und Hexer im Kampf getötet werden sollten und sie auf die Einrichtung einer neuen Nachschublinie warten müssten. Man hatte ein zweites Zeltdach aufgespannt, um die Vorräte kühl zu halten,
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