Die Seelenkriegerin - 3
begannen sich zu umkreisen. Colivars Flügel versteiften sich. Auch sein Rivale spreizte die Schwingen; die bunt schillernden Membranen spannten sich zu beiden Seiten seines Halses und brachten den Schlangenkopf erschreckend zur Geltung. Angesichts dieser Drohgebärde stieg Colivar das Blut zu Kopf, und ein Hunger stieg in ihm auf, der seine menschliche Seele zu sprengen drohte. Aber er öffnete sich ihm bereitwillig, denn in diesem glorreichen Augenblick gab es kein Zurück mehr.
Die beiden großen Schlangenkörper begannen einen kunstvollen Todestanz, jeder lauerte auf eine Schwäche des Gegners, um sie sich zunutze zu machen. Die Schwänze mit den messerscharfen Schuppen an den Spitzen schlugen nach den empfindlichen Schwingen; Klauen wurden gezückt, sobald sich die beiden Körper durch eine jähe Wendung kurz nahe kamen … aber nicht nahe genug. Solche Manöver erforderten absolute Konzentration, und Colivar spürte, wie sich der Rest der Welt von ihm entfernte. Er ließ sie ziehen. Diesen Kampf konnte man nur gewinnen, wenn man ganz darin aufging, und wenn er sich dazu von seinem Menschsein verabschieden musste, dann mochte es so sein.
Es war den Preis wert.
Der andere Ikata griff unvermittelt an, sein Schwanz peitschte mit solcher Geschwindigkeit seitwärts durch die Luft, dass er kaum zu sehen war. Colivar legte die Schwingen an und ließ sich von der Schwerkraft außer Reichweite tragen, dann fing er den Wind wieder ein, schoss nach oben und schnappte, kurz bevor er den Endpunkt erreichte, nach dem Schlangenschwanz. Er schlug seine Zähne in die dicken Muskeln und spürte, wie sie sich verkrampften und wie ihm das Blut seines Feindes in den Mund spritzte. Aber der andere konnte sich befreien, bevor Colivars Kiefer sich vollends schlossen, und ging rasch auf Abstand. Doch er hatte Schaden genommen. Mehrere tiefe Furchen zogen sich über seinen Schwanz, und bei jeder Bewegung sprühten Blutstropfen in den Wind. Die Verletzungen waren nicht tödlich, dachte Colivar, aber sie konnten seine Beweglichkeit einschränken.
Das befürchtete offenbar auch der Ikata, denn er wendete und raste geradewegs auf ihn zu. Colivar wollte sich beiseitedrehen, um den gefährlichen Zähnen auszuweichen, doch dabei verschätzte er sich und kam den Klauen zu nahe. Seine Flügel konnte er im letzten Moment wegziehen, aber zwei Klauen rissen ihm die Flanke auf, bevor er abschwenken konnte.
Nun schoss sein eigener Schwanz nach oben und legte sich um den Schwanz seines Gegners. Das Manöver war besser für die Paarung als für den Kampf geeignet, und der andere war nicht darauf gefasst. Colivar nahm den fremden Schwanz in einen Würgegriff und brachte den Ikata damit aus dem Gleichgewicht. Der war zunächst vollauf damit beschäftigt, sich in der Luft zu halten, und diese Zeit nützte Colivar zum Angriff. Er bekam einen der unteren Flügel mit den Zähnen zu fassen, zerfetzte die Membran, riss ein Stück von der Länge seines Beins heraus und ließ es davonflattern. Damit fehlte dem Ikata auf einer Seite die Hälfte seines Auftriebs. Er kämpfte um sein Leben, aber da Colivar mit seinem ganzen Gewicht an seinem Schwanz hing, konnte er die Balance nicht finden, die er zum Fliegen brauchte. Und Colivar, der seine Schwingen für den Angriff schräg nach oben gestellt hatte, konnte nicht beide Körper in der Luft halten.
In dieser lebensgefährlichen Umklammerung stürzten sie auf die Erde zu. Ein kühler Wind pfiff Colivar um die Ohren, er drehte sich herum, so weit er konnte, um seinem Gegner den Todesstoß zu versetzen, bevor sie beide zerschmettert würden. Der Ikata scharrte an seinen Flanken, um ihn zum Loslassen zu bewegen, doch Colivar ließ sich nicht beirren. Wunden hatten in diesem Stadium keine Bedeutung mehr. Schmerz war ohne Belang. Selbst sein eigener Tod war ihm gleichgültig, solange er den anderen vorher vernichten konnte.
Dann glitten seine Klauen zwischen die Schwingen des Ikata, und er schlug mit aller Kraft zu und zerfleischte alles, was er an Muskeln, Knochen und Membran erreichen konnte. Der Seelenfresser heulte auf vor Schmerz und begann wild zu zappeln, um sich aus Colivars tödlicher Umarmung zu lösen. Und nun gab ihn Colivar frei. Er löste seinen Schwanz und schnellte sich, ein letztes Mal den Klauen der großen Bestie ausweichend, von ihr weg, bis er genügend Abstand hatte, um die Schwingen so weit auszubreiten, dass er seinen eigenen Sturz abfangen konnte.
Und dann war es vorüber.
Colivar sah
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