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Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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schaukelte mit leisem Wimmern hin und her.
    Nach scheinbar endlosem Warten hefteten sich Soltans Augen abermals auf Salvator. Ihr Blick war kalt, eisig kalt. Es lag keinerlei Zuneigung darin.
    »Werden an Eurem Krieg auch Magister beteiligt sein?«, fragte er.
    Salvator zuckte zusammen. »Bei meinem Feldzug wird keine Zauberei eingesetzt werden.«
    »Aber sie werden anwesend sein.«
    »Niemand kann sie vom Schlachtfeld fernhalten, Eminenz.«
    »Sie erkennen Eure Autorität nicht an.«
    »Sie erkennen niemandes Autorität an.«
    »Und der Magister in Eurem Palast? Was ist mit ihm?«
    Salvators Augen wurden schmal. »Er ist nicht mein Königlicher Magister, falls Ihr darauf abzielt.«
    »Aber er dient Euch.«
    »Nein. Er berät meine Mutter in Fragen der alten Überlieferungen. Es ist ihm verboten, in meinem Haus Zauberei auszuüben.«
    »Aber seine Verderbnis habt Ihr nicht verboten.« Der Primus stand auf und fixierte Salvator mit seinem kalten Blick. »Ramirus’ bloße Anwesenheit ist verderblich. Sein Rat ist verderblich. Ihr kommt zu uns und wollt zum Aushängeschild unseres Glaubens gemacht werden – verlangt zusätzlich zu Eurer Königswürde die Autorität unserer heiligen Kirche – und könnt nicht einmal im eigenen Haus für religiöse Ausgewogenheit sorgen.« Er stieg vom Podest herab und ging auf Salvator zu. Seine Miene war finster. »Wer übernimmt die Verantwortung für die Verderbnis dieses Magisters, Salvator Aurelius? Habt Ihr Buße getan für Ramirus, damit seine schwarze Seele nicht die Seelen aller besudle, die sich Eurer Führung anvertrauen?«
    Salvator presste die Lippen zusammen, fasste mit beiden Händen nicht nur den steifen Kragen seiner Damastrobe, sondern auch das Leinenhemd darunter und riss mit einem Ruck daran. Die Knöpfe der Robe flogen davon, ein paar Leinenstreifen spannten sich noch über seinen Rumpf, dann gab auch das Hemd mit einem scharfen Geräusch nach. Seine Brust lag frei, und alle konnten das eingebrannte Büßersiegel sehen. Wo er sich das glühende Brandeisen aufgedrückt hatte, war das Fleisch tiefrot. Die Wunde war noch frisch, und das rohe Fleisch an den Rändern sah sehr schmerzhaft aus.
    »Das ist meine Buße für Ramirus«, erklärte er trotzig. »Und dafür, dass ich die Sünde begangen habe, ihn in mein Haus zu lassen.« Er sah einem Primus nach dem anderen in die Augen, als wollte er sie herausfordern, sein Opfer in Zweifel zu ziehen. »Und wenn es sein muss, tue ich auch für alle anderen Buße. Bringt mir tausend Magister! Ich werde vor Gott auf die Knie fallen und Ihn bitten, die Sünden jedes Einzelnen auf meine Schultern zu legen, auf dass ich für sie alle büßen kann.« Er wandte sich wieder an Soltan. »Nun, Primus Soltan? Bin ich würdig, die Gläubigen Gottes in den Kampf zu führen? Oder genüge ich Euren Anforderungen immer noch nicht?«
    Schweigen lag über dem Raum. Tiefes Schweigen. Die Hexe hatte aufgehört, sich hin und her zu wiegen, und Salvator spürte, dass die Primi auch im Geiste nicht mehr miteinander sprachen. Ihre Aufmerksamkeit ruhte auf ihm.
    Langsam ließ er sein Gewand los. Die Stoffbahnen fielen auf seine Brust zurück, aber die Ränder überlappten nicht ganz, sodass ein schmaler Streifen geröteter Haut sichtbar blieb. Salvator machte keine Anstalten, ihn zu verbergen.
    »Danton Aurelius trug die Veranlagung zu einem großen Herrscher in sich«, sagte Primus Soltan leise. »Aber sein persönlicher Ehrgeiz legte ihm Fesseln an. Kein Mann kann seine Möglichkeiten voll ausschöpfen, ohne sich einer Sache zu unterwerfen, die das Streben nach persönlichem Ruhm übersteigt.« Sein Blick heftete sich auf Salvator. »Ihr tragt den gleichen Funken in Euch, König Salvator. Und da Ihr bereit seid, Euch Gott zu unterwerfen, ja, deshalb seid Ihr würdig, die Menschen in seinem Namen zu führen.«
    Er streckte ihm eine Hand entgegen. Am Zeigefinger trug er einen Ring mit einem Rubin, in den das Siegel der Kirche eingeätzt war. Was er erwartete, war klar. Im Kloster hätte man eine solche Huldigung missbilligt, aber Salvator wusste, dass sie außerhalb jener Mauern allgemein üblich war. Die Primi waren die obersten Führer seiner Kirche, Gottes Sprecher auf Erden. Eine förmliche Anerkennung dieser Autorität wurde als äußeres Zeichen der Unterwerfung unter Gottes Willen angesehen.
    Allerdings war er jetzt König. Und wenn er sich auf diese Weise der Autorität der Kirche beugte, hätte das ganz neue Folgen.
    Der Primus wartete.
    Die

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