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Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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einen kleinen Talisman neben eine Felsspalte und schiebt ihn mit seinem Schnabel so tief hinein, bis nur noch der Rand hervorlugt.
    Dann legt er kurz den Kopf schief, und sein winziges Gehirn sucht zu verarbeiten, was er eben getan hat. Der glänzende Talisman würde in seinem Nest doch viel besser aussehen als hier an diesem trostlosen Ort. Aber das ist bloß ein flüchtiger Gedanke, und die Zauberei, die sein Verhalten steuert, unterdrückt ihn gleich wieder. Er lässt den Talisman liegen, schwingt sich in die Lüfte und fliegt über die Wüste, um seinen nächsten Auftrag auszuführen.
    Quälend langsam zogen sich die Schatten zurück. Kamala wurde sich ihrer Umgebung deutlicher bewusst. Und ihrer Schmerzen. Ihre Arme fühlten sich an, als hätte man sie aus den Gelenken gedreht. Sie streckte die Zehen zum Boden, um sich abzustützen und den Zug auf den Armen ein wenig zu verringern. Das Blut lief ihr von den Handgelenken bis zu den Schultern und vermischte sich mit dem Schweiß, der ihren ganzen Körper bedeckte. Es war heiß in diesem Raum. Unerträglich heiß. Sie konnte ihre eigene Angst riechen.
    »Das Geheimnis liegt natürlich darin, dass es schnell wirkt.«
    Die Stimme kam von hinten und erschreckte sie so sehr, dass sie kurz das Gleichgewicht verlor. Schmerzen durchzuckten ihre Arme, während sie versuchte, wieder Fuß zu fassen. Sobald ihr das gelungen war, wollte sie den Kopf drehen, um zu sehen, woher die Stimme kam, doch damit löste sie einen Krampf in ihren überlasteten Halsmuskeln aus und musste weiter nach vorne schauen.
    »Ein Magister kann jede Droge aus seinem Körper spülen, das geht ganz schnell. Verabreicht man daher einem Zauberer eine Droge, dann darf es keine Warnzeichen geben. Sie muss sofort wirken, wenn sie aktiviert wird, sonst ist sie nutzlos.«
    Eine Gestalt in schwarzer Robe ging um sie herum. Magisterschwarz. Sie postierte sich vor ihr und hob den Kopf, sodass das matte Licht auf ihr Gesicht fiel.
    Lazaroth!
    »Diese Droge habe ich an mir selbst getestet«, sagte er. »Eine äußerst unangenehme Prozedur, aber in solchen Dingen kann man sich nicht auf andere verlassen.« Er ging auf Kamala zu, bis er so nahe war, dass sie seinen Atem spürte; da die Fesseln sie nach oben zogen, war ihr Gesicht auf gleicher Höhe mit dem seinen. »Wie findest du die … Wirkung?«
    Ihr Mund war so trocken, dass sie das Wort kaum herausbrachte. »Warum?«
    Er strich ihr mit einer Hand sanft über die Wange. Es war wie eine Liebkosung, doch sein Gesicht war kalt und grausam. »Weil du in mein Revier eingedrungen bist. Weil du mir das Spiel verdorben hast. Solche Kränkungen nehme ich nicht auf die leichte Schulter, Kamala.«
    »Tefilat gehört … Euch?« Ein dünner Schweißfaden lief ihr zwischen die Brüste, und sie wurde sich überdeutlich bewusst, dass sie nackt war. Früher hatte sie das nie gestört, aber vor diesem Mann – diesem Magister – schämte sie sich.
    »Ich meinte nicht Tefilat«, stellte Lazaroth klar.
    Sie bemühte sich zu verstehen, doch jeder Versuch zu denken verursachte hämmernde Kopfschmerzen. »Keirdwyn? Oder … etwas anderes?«
    Er antwortete nicht. Stattdessen ließ er seine Hand über ihren Körper gleiten, betastete mit den Fingern ihre schweißnasse Haut von der Kehle bis zu den Brüsten und weiter zu ihrem Bauch, fuhr alle Rundungen nach, als wäre sie eine Statue. Sie wollte zurückweichen, doch das ließen die Ketten nicht zu. Dann wollte sie nach ihm treten, obwohl sie wusste, dass sie keinen festen Stand und zu wenig Kraft hatte, um etwas auszurichten. Folglich würde sie ihre Lage also nur verschlimmern. Im Moment gab es noch eine wenn auch geringe Chance, sich herauszureden. Sobald sie ihm ins Gesicht spuckte, wäre das vorbei.
    »Ich konnte die Zauberkräfte an dir riechen«, murmelte er. »Die anderen konnten es nicht, ich hingegen schon. Diese Toren! Ein weiblicher Magister war für sie ein Ding der Unmöglichkeit, und davon waren sie so überzeugt, dass sie nicht sahen, was vor ihrer Nase geschah.« Er schaute ihr in die Augen, und etwas in den Tiefen seines Blicks ließ sie bis ins Mark erschauern. »Niemand schaut unter die Oberfläche«, flüsterte er. »Niemand stellt die Fragen, die gestellt werden müssen.«
    Kamalas Mund war so trocken, dass sie kaum sprechen konnte. »Wenn ich gewusst hätte, dass Ihr mich in Keirdwyn nicht haben wollt, hätte ich mich ferngehalten.«
    Ein finsteres Lächeln huschte über sein Gesicht. »Ach, Kamala. Glaubst du

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