Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)
unbegrenzt auf Hexenkräfte zugreifen kann. Wo immer sie sich auch befindet: Um sie zu überwältigen, genügt es sicherlich nicht, ein paar Heilige Hüter ins Feld zu schicken.« Er hielt inne. »Dazu könnte ein ganzes Heer erforderlich sein.
Ein solches Heer aufzustellen und ohne Einsatz von Zauberei Truppen und Vorräte an Ort und Stelle zu bringen, kostet Zeit.« Er versah die Worte »ohne Einsatz von Zauberei« mit leichtem Nachdruck; sie waren ein Versprechen, diesen Krieg im Einklang mit den Überzeugungen der Büßer zu führen, und erinnerten zugleich alle Anwesenden daran, dass die Überzeugungen der Büßer bei einem Militäreinsatz ein Hindernis darstellten. »Deshalb bin ich der Meinung, wir sollten umgehend mit den Vorbereitungen beginnen, damit wir, wenn der Feind schließlich gefunden ist, auf der Stelle in Aktion treten können.
Eminenzen: Ich bin Büßer. Ich bin Lyr . Ich bin Großkönig. In mir verbinden sich Glaube, Herkunft und politische Macht. Wer sollte einen solchen Feldzug anführen, wenn nicht ich? Wer sonst innerhalb der Kirche könnte diese Rolle so ausfüllen, dass die Menschen hinterher erkennen könnten, nicht von Menschenhand allein, sondern auch durch die Gnade des Schöpfers gerettet worden zu sein?
Diese Schlacht wird die Welt nicht bloß retten, sondern sie auch verändern. Wir werden das Zweite Königtum nicht bloß vor dem Zusammenbruch bewahren, sondern es zum Büßertum und zum wahren Glauben zurückführen. Sicherlich war das Gottes Wille, als er seine Dämonen abermals auf die Welt losließ, um uns zu prüfen.«
Er holte tief Luft. Die Gesichter der Primi verrieten nichts, aber man konnte spüren, dass sie jedem seiner Worte gespannt lauschten.
»Ich bin heute zu Euch gekommen«, fuhr er fort, »um Euch um Eure Unterstützung zu bitten. Ich brauche Rückendeckung durch die Institutionen der Kirche. Ich bitte Euch um Eure Hexen und Hexer und all jene Krieger, die in Bezug auf die Seelenfresser über besondere Fähigkeiten verfügen. Die Heerscharen des Hauses Aurelius sind riesig, aber meine Soldaten sind bloß Menschen, und einfache Menschen können nicht gegen diese Ungeheuer kämpfen. Außerdem benötige ich Vorräte. Nicht, weil Proviant und Wasser nicht auch auf dem Schlachtfeld beschworen werden könnten, sondern weil wir dafür mit Menschenleben bezahlen müssen, wenn wir den Krieg ohne die Hilfe der Magister führen wollen. Mit dem Leben von Büßern.« Er hielt inne. »Und ich brauche dies alles sofort, um allen unseren Leuten die nötige Ausbildung zukommen zu lassen. Außerdem sollten sie alle an einem Ort versammelt sein, wenn die Zeit zum Abmarsch kommt, damit wir sie schnellstens mobilisieren können.«
Salvator hatte seine Rede beendet und wartete auf eine Antwort.
Eine kleine Ewigkeit verging. Der Primus starrte ihn unverwandt an. Seine dunklen Augen waren konzentriert zusammengekniffen, verrieten aber nicht, was in seinem Kopf vor sich ging. Salvator wartete schweigend.
Endlich sagte Soltan: »Ich möchte sicherstellen, dass ich Euch recht verstanden habe. Ihr wollt, dass alle Gläubigen, die über Hexenkräfte verfügen, zu Euch kommen und sich Eurem Befehl unterstellen. Alle unsere Hexen und Hexer aus allen Teilen der Welt, wo immer sie zu finden sind. Auch unsere fähigsten Krieger sollen zu Euch kommen, um von Euren Leuten ausgebildet zu werden. Um dann vermutlich Seite an Seite mit den Heiden aus dem Norden zu kämpfen, nicht wahr?
All das zur Vorbereitung auf eine Schlacht, von der Ihr nicht einmal wisst, wo oder auch nur wann sie stattfinden wird. Ihr wisst nicht, wie groß die feindliche Armee sein wird, wie sie sich zusammensetzt, auf welchem Gelände gekämpft werden soll oder wie viele Soldaten – oder Hexen und Hexer – Ihr benötigt. Außer dass ein Seelenfresser-Weibchen und wahrscheinlich eine Hexe, die es beschützt, getötet werden sollen, könnt Ihr mir keine einzige gesicherte Auskunft darüber geben, womit oder mit wem Ihr es zu tun haben werdet.« Er zog eine Augenbraue hoch: »Ist das so weit richtig, Majestät?«
»Es trifft den Kern der Sache«, bestätigte Salvator. »Wobei wir hinzufügen sollten, dass ausschließlich solche Hexen und Hexer anzuwerben sind, die sich bereit erklären, für die Sache zu sterben. Das wird die Zahl überschaubar halten.«
Der Primus ließ sich auf seinen Thronsessel nieder. Sein Blick löste sich von Salvator und schien sich auf einen Punkt außerhalb des Heiligtums zu richten. Die Hexe
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