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Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Vergangenheit konnte ihm keine Orientierungshilfe geben. Kein Büßermönch hatte jemals in diesem Ausmaß irdische Macht ausgeübt. Was immer sich hier zwischen ihm und Soltan abspielte, würde beispielhaft sein für jeden Herrscher, der nach ihm kam.
    Du hast gewusst, dass du einen Preis bezahlen müsstest, als du sie hierher gerufen hast , sagte er sich. Er hat sich deiner Autorität unterworfen, als er diesem Ruf folgte. Dachtest du, das würde er auf sich beruhen lassen? Du kannst ihm die Huldigung nicht verweigern.
    Langsam ergriff Salvator die Hand des Primus. Eine kleine Ewigkeit lang sah er den Mann an, dann senkte er langsam und feierlich den Kopf. Der rituelle Kuss streifte kaum den Ring, aber der Rubin brannte ihm auf den Lippen, als sei er glühend heiß. Sähe er das Siegel des Rates der Primi wie ein Brandzeichen auf seiner Haut, wenn er in diesem Moment in den Spiegel schaute?
    Als er sich wieder aufrichtete, nickte der Primus feierlich. »Die Kirche wird Euch geben, was Ihr braucht.« Er legte Salvator die Hand auf die Schulter und drückte sie leicht; eine entwaffnend vertrauliche Geste von einem Mann, der so sehr auf Förmlichkeit bedacht war. »Möge der Schöpfer dein Anliegen mit Wohlwollen betrachten.«
    Nicht mein Anliegen , dachte Salvator. Unser aller Anliegen ! Aber er flüsterte nur »Amen« und wartete schweigend, bis der Zug der Primi den Raum verlassen hatte.

Kapitel 25
    Finsternis.
    Glühende Hitze.
    Sie kämpft sich an die Oberfläche eines schwarzen Meeres. Ein schwarzer Spiegel, unzerbrechlich. Atemnot. Keine Luft zum Schreien.
    Muss atmen. Muss denken. Muss atmen. Muss atmen.
    Schmerz.
    Körper irgendwo da draußen. Muss ihn finden. Verbindung wiederherstellen. Verbindung …
    Nach unzähligen gescheiterten Versuchen schlug Kamala endlich die Augen auf. Ringsum herrschte eine dichte, heiße Dunkelheit, aber von irgendwoher kam ein Lichtschimmer, der ihr immerhin bestätigte, dass ihre Augen tatsächlich offen waren. Es war wie ein Wunder.
    Wo war sie?
    Sie wollte sich bewegen und konnte es nicht. Irgendwo in weiter Ferne zitterten ein paar wenige Gliedmaßen, und sie wusste nicht, welche es waren. An der Innenseite ihres Oberschenkels rieselte der Schweiß hinab. Ihr Körper verweigerte ihr den Gehorsam.
    Was war geschehen?
    Sie wollte auf ihr Athra zugreifen, um einen Zauber zu wirken, der ihr helfen sollte, ihre Lage zu begreifen, doch schon der Versuch jagte ihr stechende Schmerzen durch den Kopf, und der Lichtschimmer begann sich um sie zu drehen. Mit einem Mal kam ihr die Galle hoch. Sie wollte sich vorbeugen, um sich zu übergeben, stellte fest, dass sie sich nicht bewegen konnte, und musste die Übelkeit zurückdrängen, um nicht an ihrem eigenen Erbrochenen zu ersticken.
    Eine Ewigkeit verging. Endlich ließ die Übelkeit ein wenig nach, und das Licht rotierte langsamer. Es war gar kein echtes Licht, erkannte sie jetzt, sie sah nur mit ihrem inneren Auge die Restenergie an diesem Ort. Das Flüstern vergessener Bannsprüche, zu schwach, um es bei vollem Tageslicht wahrzunehmen, leuchtete durch die tiefe Dunkelheit … und zeigte ihr auch, wo sie war. Offenbar immer noch in Tefilat.
    Sie war nicht sicher, ob sie darüber erleichtert sein sollte.
    Was im Namen aller Götter war mit ihr geschehen?
    Sie schloss die Augen und versuchte noch einmal, ihre Zauberkräfte zu beschwören, doch die Macht entglitt ihrem geistigen Zugriff wie ein schleimiger Aal. Ihr Bewusstsein schien bloß noch die einfachsten Gedanken koordinieren zu können. Um zu zaubern, war sehr viel mehr erforderlich.
    Sie spürte, dass sie hungrig war. Und durstig. Und dass ihre Arme schmerzten. Sehr heftig sogar.
    Sie träumte von einer Frau, die man mit zusammengeketteten Handgelenken nackt an eine hohe Decke gehängt hatte. Die Handgelenke waren blutüberströmt, wo sich die Eisenfesseln eingeschnitten hatten. Die Frau hing so, dass sie mit den Zehen fast den Boden berührte; wenn sie sich also so weit wie möglich streckte, könnte sie eventuell so viel Gewicht auf die Füße verlagern, dass der Zug an ihren Armen nachließ. Wenigstens für ein paar Minuten. Aber das war anstrengend, und sie hielt nicht lange durch.
    Vielleicht war es auch gar kein Traum. Vielleicht war es viel schlimmer.
    Der Vogel fliegt über die Schlucht, zunächst noch unsicher, dann mit wachsendem Selbstvertrauen. Am Rand der Stadt landet er auf einem Sims hoch oben an der Wand, wo er von der Stadt unten nicht zu sehen ist. Er legt

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