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Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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eine Königin konzentrierte, desto größer wurde ihre Macht. Das fiel ihm jetzt wieder ein. So vieles fiel ihm jetzt wieder ein. Als sie näher kam, wichen die Illusionen, die er um sein Leben gesponnen hatte, allmählich zurück wie feine Pergamentfasern, die sich vor einer Flamme einrollten. Falsche Erinnerungen, die er sich mit der Zeit zugelegt hatte, um sich vor den echten zu schützen, fielen stückweise ab. Er fühlte sich seltsam nackt, seiner Selbsttäuschung beraubt. Und vielleicht zum ersten Mal seit Jahrhunderten schlug die blanke Angst ihre Klauen in seine Seele.
    Als der schwarze Schatten sich von der Sonne entfernte, sodass es möglich war, ihn direkt anzusehen, suchte Colivar nach den Personen mit der größten Widerstandskraft. Gwynofar war natürlich darunter. Es fiel ihr schwer, den Blick nicht abzuwenden, aber wenigstens schaute sie in die richtige Richtung. Salvator stand an ihrer Seite und schien damit gar keine Mühe zu haben. Die Gabe der Lyr war stark in ihm. Was war diese Kreatur in den Augen seines Glaubens? Ein schrecklicher Dämon? Ein Abgesandter seines Zerstörer-Gottes, zur Erde geschickt, um die Menschheit für ihre vielen Frevel zu bestrafen? Ob Tier oder Dämon, an der Art, wie Salvator seine Waffe hielt, war deutlich zu erkennen, dass er bereit und willens war, den Kampf aufzunehmen.
    Aber die Königin stieß nicht auf sie herab. Sie kreiste weiter hoch oben, hielt sich bewusst außer Reichweite ihrer Waffen. Ein einfacher Ikata hätte das nicht vermocht. Er hätte sich die Sache genauer ansehen wollen und die Entfernung verringert. Das bedeutete, dass hinter dieser Kreatur mehr steckte.
    Sie kommt von der Kolonie im Norden , dachte Colivar. Das hatte er natürlich schon die ganze Zeit gewusst – anders war ihre Anwesenheit hier nicht zu erklären –, dennoch überlief es ihn eiskalt, als er endlich die Bestätigung hatte. Was das für ihn bedeutete …
    »Wieso keine Zauberei?« Ramirus sprach gerade so laut, dass die Morati ihn nicht hören konnten. »Deine Warnung wegen des Seelenfresser-Skeletts. Was hatte es damit auf sich?«
    Colivar zögerte. Er wusste genau, wie viel er mit einer ehrlichen Antwort preisgäbe. Zu viel. Aber Ramirus brauchte eine solche Antwort. Schließlich waren sie Verbündete, nicht wahr? Jedenfalls, so weit es um diese Kreaturen ging.
    Wenn du wüsstest, woher ich mein Wissen habe, Ramirus, dann wäre diese Schlacht deine geringste Sorge.
    Endlich sagte er: »Wenn du in unmittelbaren Kontakt zu einem Seelenfresser trittst, kann das dein Tod sein. Ich bin mir allerdings nicht ganz sicher. Niemand hat es je ausprobiert. Aber das Risiko ist vorhanden.«
    Eine weiße Augenbraue wölbte sich dezent nach oben. »Und … wie erklärst du dir das?«
    Colivar antwortete nicht. Er spürte, wie Ramirus’ Macht an seinem Gehirn kratzte, um einen Splitter nützlichen Wissens abzulösen, aber der Versuch war nicht ernst gemeint. Beide wussten, dass seine geistige Abschirmung zu stark war, um sie so einfach zu durchbrechen.
    Dann hob einer der Heiligen Hüter die Hände, als wollte er einen Schrei zum Himmel schicken. Ein Versuch, mit dem gleichen Trick, den Rhys vor Dantons Palast angewendet hatte, den Seelenfresser zu sich zu locken. Bei einem Weibchen wird dir das nichts nützen , dachte Colivar. Aber er hielt sich zurück und ließ den Mann seinen scharfen, schrillen Schrei ausstoßen. Noch etwas, zu dem er sich nicht bekennen konnte.
    Diesmal spürte er das Echo des Schreis in seinem Körper. Diesmal war er für ihn bestimmt.
    Hoch oben unterbrach die Ikati-Königin den Rhythmus ihrer Flügelschläge nicht, aber ihre Macht schwappte mit wachsender Intensität über die Gruppe hin. Zwei Pferde wollten gegen die Zügel zurückweichen, und Colivar sah, dass der Krieger, der sie zu halten suchte, dabei leicht stolperte. Ein Bogenschütze stützte sich mit der Hand am nächsten Felsen ab, als er merkte, dass ihn die Kraft in den Beinen verließ. Salvators Hexer war wohl im Begriff, einen Zauber zu wirken, da kam ihm die Konzentration abhanden. Er schwankte und fiel schwer auf ein Knie. Colivar sah, wie Ramirus zu Salvator hinüberschaute. Der war über den Sturz seines Hexers sichtlich erschrocken. Der Großkönig hatte seine Strategie für diesen Tag eindeutig auf die Gaben dieses Mannes gebaut. Nun ging er zu ihm hinüber und half ihm auf die Beine. Dabei vermied er es, die Magister anzusehen. Selbst im Angesicht des Todes wollte er keine Hilfe von

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