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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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die unterhalb von Sant’ Antimo ihre Wirkung entfalten. Während ich sie zwecks weiterer Studien kartografierte, geriet ich in einen Sturm. Ich rannte los, um einen Schutz zu suchen, und dann fand ich mich unerklärlicherweise …« Seine Stimme verstummte, als er sich an das Ereignis erinnerte.
    »Wo?«, fragte Mina nach einem Augenblick.
    »Hier!«, rief er. »Auf dem Montserrat.«
    »Sie wollen sagen, die beiden Orte sind miteinander verknüpft.«
    »Das sind sie in der Tat. Ich dachte natürlich, ich würde verrückt werden.« Er kicherte. »Ich brauchte Jahre, um herauszuarbeiten, was geschehen war, und noch mehr, um zu lernen, wie man es für meine Zwecke beeinflusst – freilich nur so sehr, wie irgendjemand einer solch elementaren Kraft jemals seine eigenen Zwecke auferlegen kann.« Er schüttelte erneut seinen Kopf. »Das war vor einer sehr langen Zeit, dennoch erinnere ich mich an alles, als ob es gestern passiert wäre.«
    Dann redeten sie miteinander, sprachen über die ungewöhnlichen Eigenschaften des Ley-Reisens und tauschten ihre Beobachtungen und Erfahrungen aus. Und je länger sie sich unterhielten, desto stärker war Wilhelmina überzeugt, dass sie jemanden gefunden hatte, der mehr tun konnte, als ihr einfach nur Informationen zu geben. In Fra Giambattista hatte sie vielmehr einen Mentor gefunden: jemanden, der über ein umfangreiches Wissen verfügte und der sie bei ihrer Suche kompetent anleiten konnte.
    »Warum haben Sie Ihren Namen geändert?«, erkundigte sich Wilhelmina. Inzwischen hatten sie ihr Gespräch in den Klostergarten verlegt, wo sie von jenen gesehen werden konnten, die es bekümmerte, so etwas zu beobachten. Dies geschah, um jegliches Gerede zu vermeiden, das aufkommen würde, wenn eine Nonne einen Mönch längere Zeit in seinem Quartier besucht.
    »Nun, gute Frau«, erwiderte er mit einem Lachen, »ich habe den Namen gewechselt, weil ich schon so lange lebe! Wie Sie sehen, beeinflusst das Reisen zwischen den Welten den Alterungsprozess. Irgendwann hatte ich all meine Zeitgenossen überlebt, und man fing an, das als ungewöhnlich zu betrachten.«
    »Ich kann verstehen, dass dies zu einem Problem wurde.«
    Er nickte. »Eines Tages – nach dem Begräbnis unseres guten alten Sakristans und in Anwesenheit von allen – ließ der Abt von Sant’ Antimo eine Bemerkung fallen: ›Bruder Giambattista, Sie müssen mehr Leben als Lazarus haben!‹ Jeder lachte, doch ich verstand den Wink. Es musste etwas unternommen werden.« Der Geistliche breitete seine Hände aus. Einen Moment blickte er zum klaren Himmel hoch, an dem sich einige Wölkchen befanden, und zuckte mit den Achseln. »Was konnte ich nur tun?«
    »Und was haben Sie getan?«, fragte Wilhelmina fasziniert und legte ihre Hand ans Kinn.
    »Nun, das war offensichtlich, oder? Mit Bruder Beccaria konnte es nicht weitergehen. Irgendwann im Frühjahr erhielt ich von meinem Abt die Erlaubnis, eine Pilgerreise nach Montserrat zu unternehmen, nach meiner Ankunft dort zu bleiben und das Observatorium zu nutzen. Natürlich war ich schon früher hier gewesen, aber keiner der Brüder in Sant’ Antimo wusste davon. Sobald ich hier war, tat ich so, als würde ich krank, und berichtete dies meinen Brüdern. Schließlich schickte ich ihnen die Nachricht, dass der arme Fra Giambattista seinen Krankheiten erlegen sei und nun seinen himmlischen Lohn empfangen würde.«
    »Fra Giambattista starb, und Bruder Lazarus wurde geboren«, folgerte Mina.
    »Eine Täuschung, wie ich zugebe. Aber all dies habe ich gebeichtet, und Gott wird mir vergeben, denn mein Herz ist rein, und die Arbeit, die ich verrichte, mache ich im Dienste des Allmächtigen.« Er nickte; offenkundig war er zufrieden über diese Regelung. »Danach bin ich viele Jahre durch Deutschland gereist, habe die Sprache gelernt, Werke über Physik gelesen und mit meinen Kollegen diskutiert. Und ich habe studiert und studiert, die ganze Zeit studiert.« Er wischte eine Fluse vom Schoß seiner schönen schwarzen Kutte. »Als ich genug gelernt hatte, kam ich hierher zurück.«
    »Als Astronom?«
    »O nein. All meine Zeitgenossen hier waren inzwischen dahingeschieden; dies war ein Teil meines Plans, verstehen Sie. An Fra Giambattista erinnerte man sich natürlich. Aber niemand im Kloster kannte damals ›Bruder Lazarus‹. Zuerst arbeitete ich in den Gärten und half im Observatorium. Mit der Zeit wurde ich Assistent des obersten Astronomen und kletterte abermals die Leiter empor.« Er legte seine

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