Die Seelenräuberin: das zweite Abenteuer von Lyala Mendes, dem weissen Werwolf (German Edition)
ersten Regen passiert. Mit was dann? Layla erinnerte sich an ihren Chemieunterricht. Was löste Metall auf? Starke Säuren wohl. Layla sah, dass die Zwillinge wieder aufgeregt in die Hände klatschten. Also Säuren. Nur was für eine? Eine der Zwillinge, wahrscheinlich Rogerio stand auf und ging an ein Regal. Er kam mit einer Karaffe zurück und schenkte sich ein Glas ein, das er genüsslich trank. Layla roch, dass es sich um Limonade handeln muss. Da verstand sie zwei Dinge. Erstens: Die Visionen, die sie gehabt hatte, die waren eigentlich von den Zwillingen gekommen und zweitens, die Säure, die sie benötigte, um das Metall aufzulösen, war Zitronensäure. Dankbar blickte Layla die Zwillinge an. Wenn Layla Naomi richtig verstand, hatten die beiden sehr viel riskiert, um ihnen helfen zu können. Offenbar hatten sie beim Tod ihrer Tochter, Naomis Mutter, das Amulett an sich genommen. Sie hatten es jetzt an Naomi weitergegeben. Außerdem hatten sie ihnen gezeigt, wie es aktiviert werden konnte, und das auf eine Art, wo sie niemals direkt eingegriffen hatten. Sie hatten lediglich auf Fragen geantwortet und das nicht einmal offen, sondern sehr versteckt. Layla bewunderte den Einfallsreichtum der Zwillinge. Dankbar verbeugte sich Layla vor den beiden, die die Verbeugung erwiderten, dann zog sich Layla zurück. Sie bemerkte wieder wie ihr Geist über den Urwald flog und saß kurz später wieder auf dem Vordeck von Edus Yacht. Sie war total außer Atem. Naomi schaute sie mit großen Augen an. Layla wollte aufstehen und in die Kombüse gehen, aber da kam schon Ana Maria mit mehreren Limetten, die sie in der Mitte aufgeschnitten hatte. Sie, Naomi und Layla begannen, den Saft in eine Schale auszupressen, die Ana Maria ebenfalls mitgebracht hatte. Zum Glück waren die Limetten frisch, sodass sie sehr viel Saft enthielten. Innerhalb kürzester Zeit war die Schale voll. Naomi nahm ihr Amulett und legte es in die Schale.
Neugierig blickten die drei auf das Amulett. Zuerst passierte gar nichts. Nur einige wenige Luftblasen stiegen zur Oberfläche. Naomi wollte das Amulett schon enttäuscht wieder aus dem Saft nehmen, als Layla bemerkte, dass es langsam aber sicher mehr Luftblasen wurden, die aufstiegen. Sie hielt deshalb Naomi davon ab, das Amulett herauszuholen. Es wurden deutlich merkbar immer mehr Luftblasen, bis plötzlich eine Art Barriere überwunden zu sein schien und der Limettensaft mit dem Amulett wild anfing zu sprudeln. Ana Maria, die die Schale bisher noch immer in der Hand gehalten hatte, legte diese nun zur Sicherheit auf einen kleinen Tisch. Das ist auch gut so, denn es sprudelte mittlerweile so stark, dass der Limettensaft praktisch aus der Schüssel katapultiert wurde. Dadurch konnten die drei auch nicht erkennen, was im Moment in der Schale passierte. Trotzdem blieb ihr Blick wie gebannt auf der Szene. Kurz später hob Naomi plötzlich die Hand und deutete aufgeregt mit dem Zeigefinger auf die Schale. Layla hatte es auch schon bemerkt. In dem sprudelnden Saft konnten sie auf einmal eine schöne scharlachrote Farbe erkennen. Erst nur blass, dann aber immer intensiver. Dann wurde das Sprudeln weniger, um später ganz zu stoppen. Naomi griff in die schmutzig braune Brühe, die zurückgeblieben war und zog ihr Amulett heraus. Es glänzte jetzt tatsächlich in einem schönen, brillanten Scharlachfarbton, und zwar nicht nur das Amulett, sondern auch die Kette.
Neugierig betrachten die drei das Amulett. Die zwei Palmen, die geschwungene blaue Line und die orangerote Sonne waren immer noch zu sehen, aber waren auch diese Farben so brillant und leuchtend, dass es fast so aussah, als ob es aus puren Edelsteinen zusammengesetzt war. Naomi bewegte das Amulett leicht in den Fingern und dabei schien die Zeichnung fast ein Eigenleben zu bekommen. Es sah wirklich so aus, als würde sich die blaue Line wie ein Fluss bewegen, während die Sonne begann unterzugehen. Layla fühlte sich an ihre Kindheit erinnert, wo sie mit wachsender Begeisterung spezielle dreidimensionale Bilder gesammelt hatte, die je nach dem Beobachtungswinkel ein ganz anderes Bild zeigten.
Naomi schrie vor Begeisterung auf. Sie legte sich das Amulett um den Hals. Dadurch kamen die brillanten Farben erst richtig zur Geltung. Es schien fast so, als würde das Amulett wirklich leben. Layla beobachtete Naomi, die ein ganz verzücktes Gesicht machte und die Welt um sich herum zu vergessen schien. Dann öffnete sie aber die Augen und sah Ana Maria und Layla
Weitere Kostenlose Bücher