die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin
konnte. Ein weiterer Dorfbewohner berichtete, dass er Skaris hatte davonlaufen sehen, Marek auf seinen Fersen, unbewaffnet. Zilos befahl drei Pumas, sie zu finden und beide lebendig nach Hause zu bringen.
Rhia wartete neben einem dunklen rotbraunen Pony, während Elora eine Schlinge um ihre Schulter legte. Coranna kam mit einer Sammlung Kräuter in einem Gefäß auf sie zu.
„Gib acht, es nicht zu zerbrechen”, sagte sie zu Rhia. „Sie werden sich als nützlich erweisen, wenn ...” Sie verstummte.
„Wenn es Tote gibt. Danke.”
Coranna steckte das Gefäß in Rhias Tasche und beugte sich zu ihr hinüber. „Ich kämpfe hier weiter. Vielleicht kann ich die Meinung des Rates noch ändern.”
„Ich hoffe es. Ohne dich kann ich es nicht schaffen.”
„Du bist bereit für alles, was kommen mag. Krähe hat gut gewählt, als er sich für dich entschieden hat.” Sie legte eine Hand an Rhias Wange. „Hab immer Vertrauen in die Geister. Es kann nicht schaden, und manchmal ist es das Einzige, was dich noch retten kann.”
Rhia umarmte sie zum ersten Mal und wünschte sich, sie hätte nie an ihrer Mentorin gezweifelt. Coranna roch wie eine betörende Mischung aus all ihren Kräutern und Tränken.
Sie half Rhia auf den Rücken des Ponys und drehte sich dann zu Alanka um, die mit ihrem Bogen und einem Köcher voller Pfeile auf sie zukam. „Pass auf sie auf”, wies sie das Mädchen an, „auch wenn sie dich nicht lässt.”
„Ich verspreche es.” Alankas Gesicht sah älter und abgezehrter aus als zuvor. Sie stieg hinter Rhia auf, die sich noch einmal hinabbeugte, um nach Corannas Arm zu fassen.
„Schick Marek, sobald er zurückkehrt.”
Corannas Miene verdüsterte sich. „Rhia, wenn er Skaris verletzt hat, dann wird er nicht frei sein, Kalindos zu verlassen. Und selbst wenn er frei ist, kommt er vielleicht nicht. Er ist schon früher ... unzuverlässig gewesen.”
Rhia verdrängte die Zweifel, die in ihr aufstiegen. „Er wird kommen.”
„Denk daran, die erste Pflicht eines Wolfes ist es, seine Heimat zu beschützen.”
„Genau”, erwiderte Rhia. „Ich bin seine Heimat.”
Sie drehte das Pony um, trieb es mit den Hacken zum leichten Galopp an und ließ Kalindos weit hinter sich.
Rhia und Alanka hielten kurz vor Einbruch der Nacht an, um ihr Lager aufzuschlagen. Ohne miteinander zu sprechen, versorgte Rhia das Pony, während Alanka ein Lagerfeuer anzündete und das Abendessen aus den Vorräten, die sie aus Kalindos mitgebracht hatten, anrichtete.
„Warte.” Alanka streckte die Hand aus, als Rhia gerade den ersten Bissen nehmen wollte. „Du musst etwas für mich tun.” Sie zog ihr Jagdmesser aus dem Stiefel und reichte es an Rhia weiter. Dann zog sie ihren Zopf straff.
„Schneid es sehr, sehr kurz”, forderte Alanka.
Rhia stand auf und wischte die Klinge an der Hose ab, obwohl sie wusste, dass Alanka sie makellos sauber hielt. Vorsichtig nahm sie den Arm aus der Schlinge und streckte ihn aus – noch schmerzte er, aber für die Aufgabe würde es gehen. Sie stellte sich hinter Alanka und umfasste ihren dicken weichen Zopf.
„Ich habe das noch nie vorher getan.”
„Kann mir nicht vorstellen, dass es sehr kompliziert ist”, antwortete Alanka.
Als die Klinge durch das schwarze Haar schnitt, sagte Rhia: „Mein tief empfundenes Beileid.” Die Worte klangen leer, auch wenn das Gefühl dahinter nicht echter hätte sein können.
„Es tut mir leid, dass du es mit ansehen musstest.” Alanka fühlte nach ihren verbliebenen Haaren, die ihr bis zu den Spitzen der Ohren reichten. „Schneid noch mehr ab.”
Rhia gehorchte und schnitt mehr und mehr Haar ab, bis Alanka ihr erlaubte, aufzuhören. Jetzt war es noch kürzer als das von Marek, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren, nicht viel länger, als ein Finger breit war.
Alanka strich sich über den Schädel. „Es ist auch viel kühler so. Ich habe gehört, die Sommer in Asermos sind heiß.”
„Manche Tage sind es. Der Fluss macht das Klima feucht.” „Gibt es viele Moskitos?”
„Nicht so viele wie in Kalindos.” Sie legte den Zopf auf den Baumstamm neben Alanka und setzte sich. „Zecken sind schlimmer – die kleinen sind schwer zu finden und können einen krank machen. Einer unserer Jagdhunde ist letztes Jahr an einer Krankheit gestorben, die von den Zecken übertragen worden war.”
„Das ist schrecklich.”
„Ja. Flöhe sind auch schlimm, aber dagegen hilft Knoblauch.” Redeten sie wirklich über Ungeziefer und das
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