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die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

Titel: die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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Wenn Coranna oder selbst Krähe wollte, dass sie Rechenschaft dafür ablegte, sollten sie doch.
    Die nächsten paar Gruppen Verwundeter und Toter bestanden nur aus Nachfahren, und Rhia fiel auf, dass es auf dem Schlachtfeld ruhiger geworden war. Vielleicht hatte sich die Schlacht wegen der Flammen auf die umliegenden Wälder verlagert.
    Gegen Mittag verloschen die Brände auf den Feldern bis auf einige rauchende Flecken. Als sie auf den geschwärzten Boden hinaussah, waren die einzigen Krieger, die noch standen, aus Asermos. Sie konnte gerade Lycas’ geduckte Gestalt und sein schwarzes Haar erkennen. Er trat gegen die Leichen von Soldaten der Nachfahren. Vielleicht suchte er nach Leben, das es noch auszulöschen galt. Während sie ihm zusah, konzentrierte er sich auf einen beliebigen Körper und trieb dem toten Mann immer und immer wieder seinen Stiefel in den Magen. Endlich stieß Lycas einen langen grausamen Schrei gen Himmel aus und brach zusammen. Schwankend saß er da und schlang sich die Arme um den Kopf.
    Rhia wollte zu ihm rennen.
    Eine Hand hielt sie zurück. Sie drehte sich um und sah ihren Vater vor sich.
    „Ich gehe”, sagte er. „Du wirst hier mehr gebraucht als ich. Außerdem könnte es immer noch gefährlich sein.”
    Dass sie den Kopf schüttelte, lag nicht daran, dass sie ihrem Vater widersprechen wollte, sondern daran, dass sie verzweifelt war. Keine körperliche Gefahr war jetzt noch bedrohlich. Körperlich und seelisch war Rhia am Ende – was also sollte sie noch fürchten?
    Tereus küsste sie auf die Stirn. „Ich bin stolz auf dich.”
    „Papa ...” Sie schloss die Augen. „Bitte sei vorsichtig.”
    Er griff nach dem Zügel eines Ponys mit leerer Trage und führte es auf das verrauchte Feld. Seufzend kehrte Rhia um und betrat das Zelt, um zu sehen, wo sie sich nützlich machen konnte.
    Areas schlief auf einem improvisierten Bett in der Ecke. Sein Bauch war verbunden. Als sie sich neben ihn setzte, regte er sich und öffnete die Augen. Ein unsicheres Lächeln huschte über sein Gesicht. „Ist es endlich vorbei?”
    „Sollte es?”
    „Ich bin von einem Nachfahren auf dem Rückzug verwundet worden. Habe versucht, ihn gefangen zu nehmen, aber bin in ... dem Blut von irgendwem ausgerutscht.” Er bedeckte die Augen. „Ich bin kein sehr guter Krieger.”
    „Greifen sie noch einmal an?”
    „Vielleicht. Rhia, es waren so viele. Sie waren drei zu eins in der Überzahl.” Er hielt einige Augenblicke inne, um zu Atem zu kommen. „Aber als sie gesehen haben, wie unsere Krieger kämpfen ... Ich glaube, sie wussten nicht, aus was wir gemacht sind.”
    „Jetzt wissen sie es.”
    „Das ist das Problem. Nächstes Mal wird es noch schlimmer.” Seine Miene wurde ernst. „Haben wir viele verloren?” Sie nickte, konnte nicht sprechen. „Wen?”
    „Deinen Onkel Dorius. Und ...” Sie zwang sich, den Namen ihres Bruders auszusprechen. „Nilo.”
    „Oh nein. Rhia, es tut mir so leid. Und mein Vater, er wird ...” Er unterbrach sich selbst und sah sie an. „Du hast es gesehen, nicht wahr? Vor all den Jahren, als Dorius krank war.”
    „Ja.” Erneut kämpfte sie gegen die Tränen an. „Ich wusste, er würde gewaltsam sterben, aber ich wusste nicht, wann oder wie, nur, dass es unter der goldenen Eiche geschieht.”
    „Und mit diesem Wissen musstest du leben.” Areas legte seine Hand auf ihre. „Es tut mir leid.”
    „Ich wollte ihn warnen, aber ich konnte nicht. Krähe hätte ihn wohl sowieso mit sich genommen, wenn seine Zeit gekommen wäre.” Sie rang sich die Worte ab, ehe sie von Schluchzen überwältigt wurde. „Aber wenigstens hätte Dorius es gewusst. Er hätte sich von seiner Familie verabschieden können. Ich wünschte, ich hätte es ihm gesagt.”
    „Nein, du durftest das Vertrauen deines Geistes nicht missbrauchen. Du hast das Richtige getan. Das Schwierigste.”
    Sie weinte, ohne sich zu schämen. Tränen tropften auf seine Decke. Mitfühlend streichelte er ihr den Handrücken, dann hörte er auf. Durch einen verschwommenen Tränenschleier sah sie, wie nachdenklich seine Miene geworden war.
    Sie wischte sich das Gesicht ab, ehe sie sprach. „Du willst wissen, ob ich deinen Tod gesehen habe.”
    Er sah erst erstaunt aus, dann schuldbewusst. „Nein, nein. Natürlich nicht.”
    „Das habe ich nicht. Coranna hat mir beigebracht, wie ich die Visionen vermeide. Es ist eine zu schwere Last, sagt sie, und sie hat recht.”
    „Gut.” Er nickte mehrmals, wie um sich selbst zu

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