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die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

Titel: die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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Kannst du dich zeigen?”
    „Ich habe noch keine Kontrolle über meine Wolf-Gaben.” Rhia zuckte zurück. „Wolf?”
    „Tarnung bei Nacht. Ein netter Trick, nur dass ich es nicht kontrollieren kann. Du bist doch Rhia, oder?”
    Sie starrte die Stelle an, von der seine Stimme kam. „Warum sollte ich dir vertrauen?”
    „Wenn du Rhia bist, dann möchtest du wahrscheinlich etwas hiervon.”
    Scheinbar aus dem Nichts fiel ein Beutel in ihren Schoß. Sie öffnete ihn vorsichtig und fand darin – herrliche Geister- Essen!
    Das Kaninchenfleisch roch frisch und warm, als wäre es in der gleichen Nacht gekocht worden. Ein paar rote Apfel kullerten aus dem Beutel.
    Sie stöhnte und schob das Fleisch in Richtung Mund. Marek fasste nach ihrem Handgelenk.
    „Langsam”, sagte er, „sonst wird dir schlecht.”
    Sie dachte an ihre Manieren. „Danke. Für das Essen. Und dass du gekommen bist.”
    „Gern geschehen. Jetzt iss.”
    Das tat sie und wunderte sich über die Zartheit des Fleisches. Wer auch immer es zubereitet hatte, er hatte eine ungewöhnliche Begabung dafür. Die Früchte waren prall und saftig und kühlten ihre ausgetrocknete Kehle.
    Nach den ersten lebensspendenden Bissen sah sie sich um. „Wo bist du jetzt?”
    „Wo ich vorher auch war”, sagte er lachend.
    „Man kann dich nachts wirklich nie sehen, selbst wenn du es versuchst?”
    „Manchmal, wenn ich mich konzentriere, schaffe ich ein Schimmern. Einen Augenblick.” Er hielt kurz inne. „Ist das besser?”
    „Du meinst, ob ich dich sehen kann?”
    J a . “
    „Nein.”
    „Verdammt.” Ärgerlich stieß er den Atem aus. „Ich habe es wirklich versucht.”
    „Das glaube ich dir.” Sie sah die Reste ihrer Mahlzeit an und bekam auf einmal ein schlechtes Gewissen. „Möchtest du etwas abhaben?”
    „Ich habe schon gegessen, danke.”
    „Gern ge...”
    Ein kalter Schauer lief Rhia über den Rücken. Waren sie sich bereits begegnet? „Du hast gesagt, du bist Wolf?”
    „Richtig.” „Nicht ein Wolf.”
    „Das verstehe ich nicht”, sagte er.
    „Ich habe vorhin einen Wolf gesehen. Er war alt und hungrig. Und allein.”
    „Was hast du getan?”
    Rhia sagte nichts. Sie fühlte sich dumm, weil sie geglaubt hatte, er könnte sich in einen Wolf verwandeln. Formwandeln war eine Gabe, die manche Tiere in ihrer dritten Phase erreichten – Füchse zum Beispiel -, und Mareks Stimme klang etwas zu jung, um ein Großvater zu sein. Außerdem war sie noch nie einem Wolf begegnet, denn in Asermos gab es sie nicht, und sie war sich nicht einmal sicher, ob sie überhaupt formwandeln konnten.
    „Du hast ihm den Rest von deinem Proviant gegeben, stimmt’s?”, fragte er. „Deshalb bist du so hungrig gewesen.”
    Sie zuckte mit den Schultern. „Ich wusste, dass du kommst.” „Aber du wusstest nicht, wann”, erwiderte er. „Der Wolf könnte eine Prüfung deines Mitgefühls gewesen sein, die die Geister geschickt haben. Er wird dir eines Tages den Gefallen zurückerweisen, du wirst schon sehen.”
    Mareks Stimme fühlte sich wie ein warmer Hauch an Rhias Hals an, auch wenn er einige Schritte entfernt stand. Sie zitterte.
    „Ist dir kalt?”, fragte er sie. „Du kannst meinen Mantel haben. Ich brauche ihn nicht.”
    „Ich habe einen Mantel.”
    „Ist mir aufgefallen.” Seine Stimme nahm einen missbilligenden Klang an. „Wolfspelz.”
    Ihr Gesicht wurde warm. „Tut mir leid.”
    „Ich mache nur Witze. Ich habe auch einen. Fühl ruhig.” Ein pelziger Arm strich ihr über die Wange, und sie zuckte zurück.
    „Ich werde dir nicht wehtun”, sagte er.
    „Ich weiß.” Immerhin hatte Krähe verkündet, ihre Begleitung sei „sehr gut”. Mit Marek fühlte sie sich sicher, aber nicht auf die hilflose Art, in der ein Kind sich bei seinen Eltern sicher fühlte. Sie fühlte sich stark. „Du hast mich erschreckt, das ist alles.”
    „Das tue ich manchmal.”
    „Warum ist auch dein Mantel unsichtbar?”
    „Wenn ich den größten Teil von etwas berühre, verschwindet es, so wie ich. Aber nicht, wenn ich es nur ein wenig berühre. Sieh den Apfel genau an.” Ein Schatten in Gestalt einer Fingerspitze verdeckte einen Teil der Apfelschale. „Aber wenn ich ihn in die Hand nehme ...”
    Der Schatten hüllte den Apfel ein, woraufhin er verschwand. Rhia griff in die Luft – vergebens.
    „Du bist richtig hungrig, was?”, bemerkte er. „Genau wie eine Krähe.” Er nahm ihre Hand und legte den glatten Apfel hinein. Als er sich zurückzog, erschien die

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