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die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

Titel: die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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wird. Du musst mir versprechen, sie immer zu finden, selbst wenn alles andere versagt hat.”
    „Versagt?”
    „Alles versagt. Alles stirbt, aber es wird auch wiedergeboren. Vergiss das nie.”
    „Ich verstehe das nicht.”
    „Das wirst du.”
    „Ich bin nicht sicher, ob ich es will.”
    Krähe neigte den Kopf. „Dein Pfad ist trügerisch und schwierig. Und doch sind wenige Pfade in der Zeit, die vor uns liegt, einfach.”
    Rhia kehrte dem kargen Baum den Rücken zu. „Kann man ihm nicht irgendwie helfen, ihn wieder Früchte tragen zu lassen?”
    „Seine Früchte schmecken so bitter wie seine Borke.” „Kann man ihn fällen?”
    „Genauso wenig, wie man das Böse ein für alle Mal von der Erde verbannen kann.” Krähe sprach über Rhias Schulter. „Verstehe diesen Baum, akzeptiere ihn, bedauere ihn sogar, wenn du musst, aber entscheide dich letztendlich für den anderen, wenn du und dein Volk gerettet werden sollt.”
    „Mein Volk? Ist Asermos in Gefahr?”
    „Zu deinem Volk gehören mehr als nur Asermonier.” „Aber sie sind in Gefahr?”
    „Es gibt in der Ferne jene, die glauben, das Drehen der Erde bedeutet, die Wege der Geister hinter sich zu lassen. Sie wollen alle anderen dazu zwingen, zu glauben, was sie glauben. Glauben oder sterben.”
    Rhia hätte vor Angst fast starr sein sollen, so wie sie es immer war, wenn in den letzten Jahren in Asermos von Krieg die Rede gewesen war. Und doch spürte sie in sich nichts weiter als harte, kalte Entschlossenheit.
    „Ich werde es nicht zulassen”, sagte sie.
    Krähe betrachtete sie eindringlich. „Der Preis für diese Macht ist dir vielleicht zu hoch.”
    „Ich werde ihn bezahlen.”
    Jetzt drehte er sich ganz zu ihr um. „Dann musst du versprechen, worum ich dich gebeten habe.”
    Rhia wühlte in ihrer Erinnerung, bis sie die wichtigste Sache fand, die er seit seiner Ankunft gesagt hatte.
    „Ich verspreche es”, sagte sie. „Ich verspreche, in mir die Freude und Kraft und Liebe zum Leben zu finden, die du mir p>schenkst”, sie stockte einen Augenblick, ehe sie ihre Kraft wiederfand, „selbst im Angesicht der Verzweiflung.”
    Krähe starrte sie mit einem Blick an, in dem väterlicher Stolz lag. Seine Flügel öffneten sich, um Rhia zu umarmen, und zogen sie fest an seine dunkle Brust.
    Sein Körper war warm, und in ihm pulsierte etwas, das stärker war als ein Herzschlag. Rhia schob die Hände in seine schwarzen Federn.
    Krähe stieß einen leisen, kehligen Ruf aus, und Rhia wurde von Macht und Frieden erfüllt, als hätte ein helles Licht sich mit jedem Tropfen ihres Blutes verbunden und würde von ihrem eigenen Atem durch ihren Körper gelenkt.
    Ihr Blick erstreckte sich auf die zukünftigen Jahre ihres Lebens, nicht auf Bilder, sondern auf Gefühle.
    Sie würde den Tod betreten und wieder zurückkehren. Sie würde Seelen auf die andere Seite tragen und sie dort bis zum Ende der Zeit bei den Geistern hausen lassen. Sie würde über Richtig und Falsch entscheiden. Und die Menschen würden sie für ihre Weisheit verehren.
    Sie würde nützlich sein.
    Dann verdunkelte sich das Licht, ohne von seiner Kraft zu verlieren. Zu ihrem inneren Frieden gesellte sich eine Reue, die so gefräßig war, dass sie alle Erinnerungen, alle Gefühle zu verschlingen drohte. Sie würde voller Trauer und Wut zurückblicken und all diese Bitterkeit jene, die sie liebte, angreifen lassen. Niemand würde ihrer Berührung entkommen.
    Rhia verspannte sich, als ein düsterer Schauer sie durchfuhr. Sie würde jemanden für ihren Schmerz bezahlen lassen. Ihre Macht konnte andere in Verzweiflung stürzen, und sie würde in ihrer Trauer niemals allein sein.
    „Du wirst nicht immer nachgeben.” Die Stimme von Krähe erklang in ihrem Kopf. „Ich gebe dir dies, um sicherzugehen.”
    Plötzlich war Rhia in eine warme, schützende Liebe eingehüllt, die in ihre Poren eindrang und jede Leere in ihr füllte, auch die, von der sie bisher nichts gewusst hatte. Sie weinte, und jede Träne trocknete, sobald sie ihre Wange erreichte.
    „Verlass mich nicht”, sagte sie.
    „Ich bin immer bei dir”, antwortete Krähe. „Ich hocke am Rand deines Bewusstseins, und wir sprechen in deinen Träumen und Visionen miteinander. Aber wir werden nie wieder so wie jetzt zusammen sein, bis zum Ende deines Lebens.”
    Sie verschluckte das Flehen, sie nicht zu verlassen.
    „Du hast alles, was du brauchst”, flüsterte Krähe. „Geh jetzt und überlass dich der Welt in meinem Namen.”
    Sie

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