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die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

Titel: die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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Beschützer. Mir passt das gut. Ich sehne mich nicht nach Ruhm.” Er kaute weiter. „Hmm, irgendwie haben wir angefangen, über mich zu reden. Kluge Krähe. Was fürchtest du noch in der Dunkelheit? Abgesehen von uns wilden, sabbernden Wölfen.”
    „Du hast gesagt, ,wir’. Gibt es viele Wölfe in Kalindos?” „Einige. Ende der Diskussion. Wovor fürchtest du dich in der Dunkelheit?”
    Rhia lehnte sich zurück und versuchte, sich auf ihre Angst zu konzentrieren. „Das Unaussprechliche. Wie kann ich es erklären? Das ist ein Nichtding. Ein Schlund, der keine eigene Gestalt hat. Es fühlt sich an, als würde er mich in sich hineinsaugen und mich in Nichts verwandeln.”
    Marek sprach leise. „Du könntest nie nichts sein, Rhia.”
    Sie antwortete nicht, sondern aß stattdessen ihr letztes Stück Fisch.
    „Vielleicht fürchtest du nicht, dich selbst zu verlieren”, sagte er, „sondern dein altes Leben.”
    „Nein, ich freue mich über meine Verwandlung, meinen Eintritt in ... in eine neue Weise, die Welt zu sehen, andere und die Geister zu verstehen. Ich nehme meine neue Daseinsweise bereitwillig an.”
    „Wer hat dir beigebracht, das aufzusagen?”
    Rhia war froh, dass die Dunkelheit ihr Erröten verbarg. „Mein Mentor. Das ist nicht aufgesagt, er hat nur gesagt, es würde so kommen.”
    „Und das wird es. Schließ die Augen.”
    Sie warf einen skeptischen Blick in seine Richtung, aber als sie keine Antwort hörte, gehorchte sie. „Und jetzt?”
    „Jetzt bleibst du so.”
    „Wie lange?”
    „Bis ich sage, du kannst sie wieder aufmachen.”
    „Wann ist das?”
    Er seufzte. „Wenn ich denke, du bist bereit.”
    „Ich denke, ich bin jetzt bereit.”
    Er ließ sie los und stand auf. „Ich muss den Rest von unserem Proviant aufhängen, ehe es zu dunkel für mich wird, etwas zu sehen.”
    „Warte!” Sie streckte die Hand nach ihm aus. „Lass mich nicht allein.”
    „Ich bin doch hier, du kannst mich nur nicht hören, wenn ich nicht spreche. Ich kann das Schleichen nachts nicht abstellen, weißt du noch?”
    Rhia biss sich auf die Lippe. Sie wollte die Augen öffnen, um ihren Lagerplatz nach Anzeichen von Marek abzusuchen -den schwebenden Proviantbeutel, das Verschieben von Feuerholz. Aber sie wusste, er sah sie an.
    „Und ich habe ein Auge auf dich”, sagte er, „also nicht schummeln.”
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust, vorgeblich, um sich warm zu halten, aber eher, um sich zu versichern, dass sie selbst noch da war.
    Der Wald lag schweigend um sie herum. Es war zu früh im Jahr für Ochsenfrösche, Schwalben und andere Frühlingsboten, die die Dämmerung mit ihrem misstönenden Chor erfüllten.
    Außerhalb von ihr war nichts.
    Rhias Herz schlug ihr hart gegen die Rippen, und ihr Atem wurde schneller und flacher. Sie spürte, wie ihre Hände kalt und feucht wurden. Ihre Gedanken rasten zu schnell, um sie bewusst zu erleben. Ein Wimmern bildete sich in ihrer Kehle, aber sie ließ es nicht entweichen.
    Atme einfach.
    Endlich gehorchte ihr Körper.
    Ihre Gedanken beruhigten sich, und sie hörte nichts als ihren eigenen Atem, der immer langsamer und ruhiger wurde, je länger sie auf ihn hörte. Ihr Herzschlag passte sich dem Rhythmus in ihrem Ohr an und betäubte sie fast bis zur Trance.
    Da sie nichts sah und kaum etwas hörte, spürte sie dafür umso mehr. Ihre Haut kribbelte, und die Dunkelheit legte sich auf sie – nicht erstickend oder vereinnahmend, sondern mit einer Liebkosung, die ihre Angst stillte und ihre Aufmerksamkeit forderte.
    Drei Nächte zuvor hatten die Dunkelheit und etwas, das darin lebte, ihre Seele zerkaut und wieder ausgespuckt. Selbst die Angst hatte sie damals verlassen und nur den rohen Instinkt der Selbsterhaltung bewahrt, der sie darum kämpfen ließ, dass das dunkle Ding sie nicht vernichtete. Und doch konnte der Geist sie nicht erfüllen, wenn sie nicht zuerst hohl geworden war.
    Die Luft in ihrer Nähe bewegte sich, und ohne die Augen zu öffnen, drehte sie den Kopf, um Marek zurück an ihrer Seite willkommen zu heißen. Er kniete sich auf den Boden hinter sie, nahm dann ihre Hände und öffnete ihre Arme weit. Er führte sie an seinen eigenen entlang, bis sie wie zwei Vögel mit ausgebreiteten Flügeln hintereinanderknieten.
    „Was fühlst du?”, flüsterte er.
    Ihr wurde warm vor Begehren, und sie drehte den Kopf, um sich an ihn zu schmiegen. „Ich fühle dich.”
    „Bis auf das. Strecke deine Gedanken aus, deinen Geist. Fühle alles, was außerhalb

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