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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Hause sind. Du hast schon zu viel Lebenskraft an mich verschwendet.«
    »Darüber habe ich allein zu entscheiden, Rhys.« Als er nicht antwortete, fügte sie hinzu: »Bitte.«
    Er zögerte, dann nickte er seufzend.
    Langsam und vorsichtig löste sie die Bänder am Kragen seines blutbefleckten Hemdes und streifte es so weit nach hinten, dass sie sehen konnte, wo der Alkalier-Pfeil seine Schulter durchbohrt hatte. Das Gelenk war steif und schmerzte offenbar bei jeder Bewegung, aber das Loch war sauber und verheilte recht gut. Wortlos und ohne dass er es merkte, beschwor sie ein wenig Macht, um den Verlauf zu beschleunigen und die Schmerzen zu lindern, aber mehr war nicht nötig. Dann bedeutete sie ihm, sich auf einen Baumstumpf zu setzen, und wartete, bis er ein Hosenbein aufgerollt hatte und sie sich die Schramme an seinem Bein ansehen konnte. Wie sie schon vermutet hatte, sah diese Wunde schlechter aus. Der anstrengende Ritt hatte verhindert, dass sie sich richtig schloss. Ringsum war das Fleisch entzündet und geschwollen, an einem Ende war dicker gelber Eiter ausgetreten, und die Wundränder waren mit geronnenem Blut verkrustet. Sie sah, wie er sich auf die Unterlippe biss, als sie das Bein untersuchte, um nicht zu zeigen, wie sehr ihn die Berührung schmerzte. Das war nicht gut, ganz und gar nicht.
    Sie leitete die schlechten Säfte aus der entzündeten Wunde und zog die Gifte heraus, die tief im Inneren schwärten. Dann verschweißte sie mit Zauberei die Ränder des Risses vom tiefsten Punkt nach außen zur Oberfläche hin. Und sie vermittelte seinem Körper, alles sei in Ordnung, das Blut, das sich in dieser Region gesammelt hatte, könne sich wieder verteilen und die Schwellung könne zurückgehen.
    Den Körper wiederherzustellen schien ihr nicht weiter schwierig zu sein. Wie sie die Wunde in seiner Seele schließen sollte, wusste sie allerdings nicht.
    Als die Spuren der Schlacht versorgt waren, richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf die Verletzungen, die er sich selbst zugefügt hatte. Bisher hatte er sie nicht daran rühren lassen, er hatte sogar abgelehnt, sie ihr zu zeigen, und sie fürchtete zunächst, das wäre immer noch so. Doch offenbar hatte er nicht mehr die Kraft – oder den Willen –, sich ihr zu widersetzen. Wie in Trance schob er die blutigen Ärmel nach oben, sodass sie einen Blick auf sein Werk werfen konnte.
    Die Arme boten einen grauenvollen Anblick. Rot geschwollenes Fleisch, von einem Netz aus flachen Schnitten gezeichnet und mit geronnenem Blut verschmiert. Sachte strich sie erst über den einen, dann über den anderen Arm, um mit Zauberei die Wunden zu säubern. Dabei rätselte sie, was die geheimnisvollen Zeichen wohl zu bedeuten hatten. Über jeden Zoll seines linken Arms zogen sich seltsam eckige Figuren in ungleichmäßig langen krummen Reihen. Als er keinen Platz mehr fand, hatte er begonnen, auch in den rechten Arm einige der Figuren zu ritzen, doch dabei war er längst nicht so erfolgreich gewesen.
    Lange studierte sie schweigend die seltsamen Gebilde, dann beschwor sie ein wenig Macht, um sie sich für alle Ewigkeit in ihr Gedächtnis einzubrennen. Schließlich legte sie sehr behutsam ihre Hände um seinen linken Arm. Er war steif und schmerzte. Sie schickte etwas Seelenfeuer in ihre Fingerspitzen und strich noch einmal über die verletzte Haut.
    »Lass die Narben unverändert«, verlangte er. »Ich will sie so sehen, wie sie ohne Hexerei verheilt wären.«
    Sie wies ihn nicht darauf hin, dass sich die Selbstverstümmelung inzwischen erübrigt hatte, denn sie könnte leicht eine Tafel beschwören und die kostbaren Zeichen dahin übertragen, um sie dann von seiner Haut zu löschen. Aber für Rhys ging es um etwas ganz anderes. Er hatte Wunden in den Tiefen seiner Seele erlitten, und die konnten nur durch Schmerz geheilt werden. Die Narben, die er von der Reise mitbrachte, waren Teil dieser Kur. Sie verstand nicht, warum – sie war nicht einmal sicher, ob er es verstand –, aber sie begnügte sich vorerst damit, die Vernarbung so zu fördern, dass aus den entzündeten, geschwollenen Rissen saubere, hellrote Wülste wurden: eine groteske Schrift.
    Und als sein Blick für kurze Zeit abschweifte, konnte sie einige Veränderungen vornehmen, ohne dass er es bemerkte. Sie verwandelte jedes dritte oder vierte Zeichen mit ein oder zwei Strichen oder legte eine andere Figur darüber. Wer immer nun diesen Text zu lesen versuchte, würde sich schwertun, selbst wenn er wüsste, in welcher

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