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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Schüttle den Zauber ab, der dir dein Menschsein genommen hat, befreie deinen Körper, lass ihn wieder zu dem werden, was er einst war …
    Die Macht brach aus ihrer Körpermitte hervor und überflutete sie mit Zauberkräften, die mit keinem menschlichen Bann zu beherrschen waren. Zu viel, zu schnell! Ihr Körper vermochte diese Energie nicht zu bändigen! Das Fleisch ihrer Arme und Beine verflüssigte sich, Blut und Sehnen verloren jeden Halt; Verwandlungskrämpfe schüttelten sie, aus ihrem verkrümmten Knochengerüst sickerte Flüssigkeit. Aus ihren Fingerspitzen sprossen Federn und verschwanden wieder, die Hände wechselten haltlos von einer Form in die andere und wieder zurück und konnten sich nicht entscheiden. Kamala spürte, wie sie schrie, doch waren ihre Ohren ebenfalls zerflossen und konnten den Laut nicht aufnehmen. Ihr Skelett knackte hörbar und dehnte sich aus, zog sich zusammen, dehnte sich abermals aus. Ihr Brustkorb schrumpfte auf Vogelgröße, schnürte ihr menschliches Herz ein und weitete sich in jäh aufbrandendem Schmerz.
    Ohne einen arbeitsfähigen Körper kannst du nur ein paar Sekunden überleben , hatte Aethanus sie einst gewarnt. Vergiss das niemals.
    Kamala schnappte nach Luft, sooft ihre Lungen dafür genügend Festigkeit hatten, und zwang unter größten Mühen der Formlosigkeit ihres gemarterten Fleisches menschliche Strukturen auf. Auf ihr Geheiß entstanden lebenswichtige Organe, die bereits Sekunden später unter dem Ansturm ungebändigter Transformationsenergie wieder zerfielen. Ihr Herz brachte ein halbes Dutzend Schläge zustande und löste sich auf. Ihre Lungen fassten zwei Atemzüge und fielen zusammen. Ihre Gliedmaßen bedeckten sich mit Haut, die gleich darauf wieder verschwand; rote und blaue Adern schlängelten sich durch ihren Körper und pulsierten hektisch, als ihr Herz beim Versuch, sich neu zu bilden, zersprang und ihren Lebenssaft über den Boden verspritzte.
    Es ist bekannt, dass Männer, denen der Kopf abgeschlagen wurde, hinterher noch ein bis zwei Sekunden lang mit den Augen zwinkerten , hatte Aethanus sie gelehrt. So viel Zeit und nicht mehr wird dir bleiben, wenn dein Körper dir keine Heimat mehr bieten kann.
    Der Schmerz ließ nach, aber das war kein gutes Zeichen. Allmählich versagten alle ihre Sinne, der Verfall schien nicht mehr aufzuhalten. Aber der Geist, der sie durch die Erste Translatio gebracht und weiter getragen hatte, weigerte sich zu sterben. Sie wandte alle Kraft auf, um die Macht zu beherrschen, zwang ihr Herz, noch einmal Gestalt anzunehmen, und goss in einem letzten verzweifelten Versuch, sich ihr Fleisch zu unterwerfen, ihre gesamte Willenskraft hinein. Mit jedem Schlag wurde ein Teil ihres unbezähmbaren Willens und mit ihm die Kraft ihrer menschlichen Identität durch ihren Leib gepumpt. So musst du werden! , schrie sie ihm lautlos zu. Das ist deine natürliche Form.
    Und langsam, unter Qualen, wich das Chaos zurück. Zoll für Zoll wurde ihr Körper wieder so, wie er vorgesehen war; ein Organ um das andere nahm seine Arbeit wieder auf. Endlich – nach einer Ewigkeit, wie es schien – lag sie auf einem Lager aus blutbeflecktem Gras. Einfach ein Mensch. Ein Mensch, der atmete. Ein Mensch, der froh war, noch am Leben zu sein.
    Nach einer weiteren Ewigkeit fand sie die Kraft, die Augen zu öffnen und sich umzusehen. Mehr war nicht möglich, bevor sie ihr wieder zufielen. Aber sie hatte gesehen, worauf es ankam.
    Dunkelheit. Die Sonne war längst untergegangen.
    Sie brauchte keine Zauberkräfte, um zu erkennen, dass die Hüter vorübergezogen waren.
    Sie hatte sie nicht retten können.

    Die Sonne sank allmählich dem Horizont entgegen, als Rhys und Namanti den Talgrund erreichten, und der Bergrücken im Westen warf seinen Schatten über das ausgetrocknete Bachbett. Die beiden hielten ihre Pferde kurz an, um die Lage zu erörtern.
    Es war ein langer Tag gewesen. Rhys war an weite Strecken im Sattel gewöhnt, aber sie hatten sich sehr beeilt, um bis Sonnenuntergang diese Stelle zu erreichen, und nun war auch er erschöpft. Namantis Pferd wurde immer noch unruhiger – nicht einmal, als sie den Wallach für eine Weile am Zügel führte, hatte sich seine Nervosität gelegt. Sie brauchten alle eine Ruhepause.
    Die beiden schauten nach vorne die Straße entlang und überdachten, was sie an diesem Tag erlebt hatten und was sie hier wollten.
    »Wir könnten vor Einbruch der Dunkelheit noch ein paar Meilen schaffen«, begann Namanti.
    Rhys nickte

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