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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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er trug einen derben Harnisch aus blau-schwarzem Leder, der so aussah, als hätte er ihn seit Jahren nicht mehr abgenommen. Der zweite war kleiner, mit gelber Haut und schwarzem Haar, dürr wie ein Skelett und mit einem Gesicht, das besser zu einem Kadaver als zu einem lebenden Menschen gepasst hätte. Auch er trug einen schmierigen Lederpanzer von der gleichen Farbe und Beschaffenheit wie der seines Begleiters. Siderea bekam eine Gänsehaut, als sie sich dem Lager näherten, und ihre Gardisten eilten herbei und stellten sich schützend vor sie. Die Diener unterbrachen ihre Tätigkeit und blickten den Männern unsicher entgegen. Sie wussten nicht, was sie von dem unerwarteten Besuch zu halten hatten.
    Sind das meine neuen Verbündeten? , überlegte Siderea. Bei der Vorstellung überlief es sie kalt. Worauf habe ich mich da nur eingelassen?
    Amalik trat vor sie hin; er verzog keine Miene, aber inzwischen kannte sie ihn gut genug und ahnte, wie sehr er die Situation genoss. »Ihr könnt Eure Gardisten hier zurücklassen«, sagte er. »Diese Männer werden bis zum Ende der Reise Eure Betreuung übernehmen.«
    Sie holte tief Atem. Ihre Diener starrten sie ungläubig an. Du hast keine Wahl , sagte sie zu sich selbst. Wie es auch ausgeht, das Spiel muss zu Ende gebracht werden.
    Dann wandte sie sich an ihre Gardisten. »Von nun an reite ich allein weiter. Diese Männer werden mich beschützen.«
    »Aber Majestät …«, protestierte der Hauptmann.
    Sie winkte ab. »Glaubt Ihr, ich wäre nicht fähig, Gefahren auch selbst zu meistern? Oder zieht Ihr gar meine Menschenkenntnis in Zweifel?«
    Der Mann wurde blass. »Nein, Majestät. Selbstverständlich nicht.«
    »Nun gut. Ihr habt Eure Befehle.« Sie schaute über die kleine Gesellschaft hinweg. »Ihr werdet alle hier warten, bis ich zurückkehre. Aber Ihr werdet mir unter keinen Umständen folgen. Verstanden?«
    Alle senkten ergeben die Köpfe. Das war gut so; wenn sie den Leuten nicht in die Augen schaute, konnten die auch die Unsicherheit in ihrem Blick nicht sehen.
    Sie schaute Amalik an und artikulierte: Wie lange?
    Er zögerte, dann streckte er erst vier, dann fünf Finger aus.
    »Eine Woche«, befahl sie. »Ihr wartet eine Woche auf mich, ohne Euch von der Stelle zu rühren.«
    Ihr Pferd stand schon aufgezäumt bereit. Ein Diener rannte herbei, um ihr beim Aufsteigen zu helfen, aber sie schwang sich allein in den Sattel und machte es sich im Herrensitz bequem. Einer der wenigen Bräuche des Südens, an denen sie immer noch festhielt. Die Hosen, die sie nach Art der Wüstenvölker unter ihren Röcken trug, glitten mit leisem Rascheln über das glatte Leder.
    Auch sie spürte jetzt die Ungeduld.
    »Folgt mir nicht«, befahl sie ein letztes Mal und trieb das Pferd mit den Knien an.
    Amaliks Begleiter machten ausdruckslose Gesichter, aber hinter ihren Augen spürte sie das gleiche schwarze Feuer. Was für reizende Reisegefährten , dachte sie verbittert. Die Neuankömmlinge verbreiteten einen süßlichen Moschusduft, der aus der Nähe nicht gerade angenehm war. Offenbar hielt die Quelle ihrer Macht nicht viel von Wasser oder Parfüm.
    Amalik hat nicht gelogen , erinnerte sie sich. Die Macht, die mir helfen kann, verbirgt sich da draußen in den Wächterbergen. Wenn diese Leute die Einzigen sind, die mich zu ihr führen können, dann muss es eben sein.
    »Nur zu«, sagte sie zu Amalik, und als er und seine Begleiter sich nach Norden wandten, folgte sie ihnen.

    Sie waren mitten in den Bergen, umgeben von schroffen Hängen, die mit Erde, Geröll und spärlichem, trockenem Gras bedeckt waren. Die Pferde stolperten immer wieder auf den steilen Pfaden, und im Damensitz wäre sie wahrscheinlich schon in der ersten Stunde aus dem Sattel gerutscht. Doch auch so musste sie die Schenkel so fest gegen die Flanken ihres Tieres pressen, dass sie nach einer Weile ganz steif war. Als Amalik endlich anhalten ließ, fühlte sie sich kaum in der Lage, aus eigener Kraft abzusteigen.
    Aber sie wollte lieber verflucht sein, als sich von einem dieser schmutzigen Männer anfassen zu lassen.
    Amalik wartete, bis sie sicher auf den Beinen stand, dann sagte er: »Von hier aus geht es zu Fuß weiter.«
    Sie tastete sich hinter ihm behutsam einen felsigen Hang hinauf. Der Schwarze blieb zurück und brachte die Pferde weg; der andere ging hinter ihr. Plötzlich war von fern ein schriller Schrei zu hören; keine Menschenstimme und auch keine bekannte Tierstimme. Ihre schmerzenden Beine drohten ihr

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