Die Seevölker
– so berichtet uns Herodot, der im fünften
Jahrhundert selbst Ägypten besuchte. Die Perser kamen in der zweiten
Hälfte des 6. Jahrhunderts nach Ägypten und blieben dort – mit kur-
zen Unterbrechungen – bis zum Jahr –332, in welchem sie von Alexan-
der vertrieben wurden.
Wenn Sie bei Grabungen auf dem Lande einige Rüstungsstücke mit
den heraldischen Emblemen eines Königs finden würden, der vor acht-
hundert Jahren das Zeitliche gesegnet hat, aber auf der Rückseite dieser
Rüstung deutlich das Warenzeichen einer Sheffielder Firma aus Vikto-
rianischer Zeit entdecken würden, wenn Sie sicher sein könnten, nicht
das Opfer eines üblen Scherzes zu sein, wenn Ihnen anerkannte Exper-
ten versichern würden, es handle sich hier um eine für Richard Löwen-
herz angefertigte Rüstung, und wenn andere nicht minder fachkundige
Experten Ihnen bestätigen würden, das Warenzeichen der Sheffielder
Firma sei durchaus echt, und die betreffende Sheffielder Firma, die es
benutzte, sei erst zum Zeitpunkt der Herrschaft des Hauses Hannover
in England gegründet worden, dann würden wohl auch Sie das gleiche
wie Griffith sagen, der sich später in der Ägyptologie einen großen
Namen gemacht hat und dessen Ausspruch bereits oben zitiert worden
12 Naville: The Mound of the Jew, S. 6. Sein Gewährsmann ist dabei T. H. Lewis: Transactions of the Society of Biblical Archaelogy, VII, 1881 (1882), S. 188. Lewis erwähnte hier die von Emil Brugsch gefundene »seltsame Mörtel-Dekoration«, die eine gewisse Ähnlichkeit mit den »Liliendarstellungen, wie z. B. in Persepolis« besitzt.
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ist, nämlich: »Die Frage wirft eine große Schwierigkeit auf!« Aber ver-
mutlich würden Sie doch dazu neigen, sich der Auffassung jener Ex-
perten anzuschließen, die Sie über das Warenzeichen der Sheffielder
Firma aufgeklärt haben.
Die Nekropolis: Zwölftes oder viertes Jahrhundert?
Etwa eineinhalb Kilometer von Teil el-Jehudijeh entfernt fanden Navil-
le und Griffith die Nekropolis, die alte Totenstadt dieser Grabungsstät-
te – mit mehreren kleinen künstlichen Grabhügeln (Tumuli), aus Ba-
saltblöcken und Sand; fast alle diese Tumuli waren in der Vergangen-
heit bereits von Grabräubern geplündert worden, die dort Geräte, Ska-
rabäen, Handsiegel und Edelsteine gestohlen hatten. In allen Fällen
bestand das Grab aus einem äußeren Gehäuse aus großen Rohziegeln;
darüber befand sich ein gewölbtes Dach aus sich wechselseitig abstüt-
zenden Ziegeln; im Inneren stand ein aus einem Stück gefertigter Ter-
rakotta-Sarg in Form einer mit Bändern umwickelten Mumie mit einer
Öffnung auf der Kopfseite, durch die die offenbar nicht mumifizierte
Leiche eingeführt wurde. »Danach wurde der Kopf mit einer Maske
abgedeckt, auf der die Gesichtszüge, das Haar und gelegentlich auch
die Hände nachmodelliert waren. Die Züge waren nur in sehr grober
Form ausgeführt, und zwar in jenem Stil, wie man ihm an zahlreichen
Särgen begegnet, die in den Friedhöfen der Spätzeit in Erment oder
Alexandrien gefunden wurden.«1 Einige dieser Gräber waren nicht
»gründlich genug geplündert« worden, denn die Ausgräber fanden
darin bronzene Untersätze, kleine Gefäße mit oben angebrachten Dop-
pelhenkeln sowie »einige gute Exemplare der sogenannten zyprioti-
schen Pilgerflaschen«. Ein Grab – ein Kindergrab – war intakt; in ihm
fand man eine Halskette aus Porzellan und Glasperlen sowie einen
Ring mit einem kleinen Skarabäus. Auf dem Brustbein des Kindes be-
fand sich eine kleine zypriotische Vase, die bei der Beerdigung über
dem Herzen des Kindes aufgestellt wurde.
Die meisten Särge waren bemalt. »Die Farben waren gelegentlich
sehr lebhaft«, schrieb Naville, »aber sie verschwanden schon bald,
1 E. Naville: The Mound of the Jew, S. 30
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wenn man sie der frischen Luft aussetzte. Die Malerei war in der Aus-
führung ziemlich grob, so wie wir sie von Mumien der griechischen
und der römischen Zeit her kennen.« Sie stellt Mumien in Kartonnage
dar (die Toten wurden nicht mumifiziert, sondern man malte die Mu-
mien auf die Särge auf); es gab aufgemalte Streifen mit Hieroglyphen-
zeichen und krokodilköpfige Totengeister. Die auf den Särgen ange-
brachten Hieroglyphen waren »sehr fehlerhaft«, und es »fiel auf, daß
sie aus einer sehr späten Epoche stammten«. In mehreren Fällen nah-
men sich die Hieroglyphen wie »reine Ornamente« aus, die nicht zum
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