Die Seevölker
Griechen aus mykenischer Zeit gehandelt.
Auch die Rüstung der Seevölker ist ein gutes Merkmal. Die Helme,
die Tuniken, die Harnische, die Schwerter, die runden Schilde und die
Speere sind die griechischer Söldner in persischen Diensten im vierten
90
Jahrhundert. Ein griechischer Krieger in einem Helm mit zwei Hörnern
ist auf einer Vase abgebildet, die auf der Akropolis in Athen gefunden
wurde.6 Aber ein Helm mit zwei Hörnern und mit einem Helmbusch
war ursprünglich die kriegerische Kopfbedeckung der lydischen Hee-
reskontingente in der Armee des Xerxes.7 Einhundert Jahre nach der
Thronbesteigung des Xerxes wurden die Helme mit Hörnern, aber oh-
ne ohrförmigen Teil, offensichtlich zum Bestandteil der militärischen
Uniform der Griechen in der persischen Armee und ganz allgemein
beim überseeischen Militärdienst.8
Helme mit Hörnern wurden von den athenischen Soldaten im vier-
ten Jahrhundert im Söldnerdienst getragen, zuerst in dem für die
Ägypter und danach in dem für die Perser. Es besteht allerdings ein
Unterschied zwischen dem athenischen Helm, der von den Soldaten
getragen wurde, die unter Chabrias dienten (eine Scheibe zwischen
den Hörnern) und dem Helm, der von den Truppen getragen wurde,
die unter dem Befehl von Iphikrates standen (keine Scheibe zwischen
den Hörnern). Diese Veränderung in der Helmform deutet darauf hin,
daß das Verschwinden der Seevölker aus den Reihen der ägyptischen
Verbündeten und ihr späteres Wiederauftreten bei dea Truppen, die
im Bündnis mit den Persern kämpften, nicht bedeutet, daß die gleichen
Truppen von der einen Seite zur anderen Seite übergingen. Die atheni-
schen Soldaten gingen nicht einfach von den Ägyptern zu den Persern
über; die unter dem Befehl von Chabrias stehenden Soldaten wurden
6 W. Reichel: Homerische Waffen (2. Auflage, 1901), Abb. 47. Die Darstellungen der Soldaten der Seevölker auf den Reliefs des Tempels von Medinet Habu müssen Reichel
dazu veranlaßt haben, das griechische Porträt auf der Akropolisvase dem homerischen
Zeitalter zuzuschreiben.
7 Nach einer detaillierten Schilderung der Ausrüstung der in Asien stationierten Thra-
ker bzw. Bi-thynier, schrieb Herodot über das nächste griechische Truppenkontingent,
dessen Name in den vorhandenen Herodot-Exemplaren allerdings nicht erhalten ge-
blieben ist (VII, 76): »Sie trugen Bronzehelme mit ohrförmigen Teilen und Ochsenhör-
nern aus Bronze und obendrein mit Helmbüschen.« Bei diesem Truppenkontingent
handelt es sich vermutlich um die Soldaten aus Sardis, die logischerweise auf diejeni-
gen aus Bithynien folgen mußten.
8 Ein Hörner- und Scheibenhelm wurde gelegentlich in späteren Zeiten in Persien
benutzt: König Chusraw I. aus der Sassaniden-Dynastie in Persien (zeitgleich mit dem
Römischen Imperium) wurde mit einem solchen Helm bei der Steinbockjagd abgebil-
det. A. U. Pope: Survey of Persian Art, Band IV (1939), Bildtafel 213.
91
aus Ägypten zurückgerufen, und danach wurden andere Truppenteile
unter dem Befehl von Iphikrates zur Unterstützung der Perser ab-
kommandiert.
Vierzig Jahre später trug Alexander den Helm mit zwei Hörnern auf
seinem Feldzug in Asien und Ägypten. In arabischer Sprache trägt
Alexander den Beinamen »Dhul-Karnein« dh. »Zwei Hörner«. Alexan-
ders Hörner sahen jedoch mehr wie zwei Widderhörner aus.
Ein noch präziseres Hilfsmittel für die richtige zeitliche Einordnung
der Seevölker sind ihre Offensiv- und ihre Defensivwaffen – die
Schwerter und die Schilde.
Wir sehen zunächst Schwerter von normaler Größe, aber dann be-
merken wir, daß die Seevölker ihre kurzen Schwerter gegen sehr lange
eintauschen.
Die Seevölker gingen auch daran, die Länge ihrer Speere zu ändern:
wir erkennen sowohl kurze als auch lange Speere; auch bei den Schil-
den gibt es zwei verschiedene Arten – die eine von ihnen ist mehr
rechteckig und bedeckt den größten Teil des Körpers, während die
andere Art der kleinere Rundschild ist.
Als nächstes werden wir sehen, daß eine derartige Veränderung in
der Rüstung der athenischen Soldaten tatsächlich zu Beginn des vier-
ten Jahrhunderts stattgefunden hat.
Die Reform des Iphikrates, dargestellt von Ramses III.
Wie bereits erwähnt, ist Iphikrates dadurch berühmt geworden, daß er
im Jahr –390 (oder –391) mit einem Regiment athenischer Soldaten in
der Nähe der Stadtmauer von Korinth einen Sieg über eine spartani-
sche mora von
Weitere Kostenlose Bücher