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Die Seevölker

Die Seevölker

Titel: Die Seevölker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Immanuel Velikovsky
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Regierungszeit von Ram-
    ses III. stattgefunden«, schreibt Yoyotte. Wie konnten dann einige der
    Seevölker im Tempel eines der späteren Ptolemäer namentlich als
    Feinde Ägyptens aufgeführt werden?
    Die Antwort lautet: Der Krieg der Seevölker fand nur ein halbes
    Jahrhundert vor jenem Zeitpunkt statt, zu dem Ptolemäos I., Sohn des
    Lagos – eines Generals von Alexander – den Thron von Ägypten be-
    stieg und eine neue Dynastie begründete.
    Die Frage, wie der Tempel von Medinet Habu die Zerstörungen von
    –663 und von –525 überstehen konnte, findet so eine klare Antwort:
    Dieser Tempel ist nicht um –1180 errichtet worden, sondern um –370,
    und daher war er, im Gegensatz zu den früher erbauten Tempeln und
    Palästen, nicht den Zerstörungen unter Assurbanipal und Kambyses
    ausgesetzt. Das andere Problem, das der starken Ähnlichkeit zwischen
    den Bauten Ramses' III. und denen der Ptolemäer, findet seine Erklä-
    rung in der gleichen Lösung. Der Hinweis auf die Völker (die im Ver-
    zeichnis der in Ägypten eindringenden Seevölker aufgeführt werden)
    in den Texten auf den Mauern der ptolemäischen Tempel kann auch
    nicht verblüffen.

    Wechselseitiger Einfluß persischer und ägyptischer Religion und
    Kunst

    In Persepolis sind die prachtvollen Monumentaltreppen erhalten ge-
    blieben, aber von den Palästen und Tempeln auf der großen Plattform
    erhebt sich nur ein Wald von einzelnen Säulen und eine Reihe von
    Portalen über dem Erdboden. Die Mauern sind zu Staub zerfallen. Auf

    5 J. Yoyotte: »Un souvenir des campagnes de Ramses III au Temple d'Edfou«, aus
    »Trois notes pour servir à l'histoire d'Edfou«, in: Kêmi, XII, (1952).

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    den Portalstürzen findet man das Symbol für Mazda (Ormuzd) darge-
    stellt, und zwar in Form eines menschlichen Kopfes über einer Scheibe
    – dem Planeten Jupiter; die Scheibe hat langgezogene Flügel –, der Gott
    fliegt mit ausgestreckten Flügeln.
    Der gleiche Entwurf, ohne den Kopf von Mazda, aber mit allen cha-
    rakteristischen Details – eine Scheibe mit ausgestreckten Flügeln – fin-
    det sich auch auf zahlreichen Portalstürzen im Ägypten der 20. Dyna-
    stie (Ramses III. und der folgenden Ramessiden) sowie der 21. Dyna-
    stie (Herihor); derselbe Entwurf findet sich ebenfalls auf Tempelporta-
    len der Ptolemäerzeit. Und nicht nur diese Gestaltung der Portalstürze,
    der ganze formale Aufbau läßt verblüffende Ähnlichkeiten erkennen.
    Hier konnte es sehr wohl zu einer wechselseitigen Beeinflussung ge-
    kommen sein, denn der ursprüngliche Entwurf einer Scheibe mit aus-
    gebreiteten Flügeln geht bis auf die 18. Dynastie, ja sogar bis auf das
    Alte Reich in Ägypten zurück. Der Bau von Persepolis wurde von Da-
    reios in Angriff genommen und von Xerxes fortgesetzt, aber die Perser
    drangen bereits mehrere Jahre vor der Thronbesteigung von Dareios in
    Ägypten ein, und Dareios verbrachte längere Zeit in Ägypten.
    Ramses III. wollte für sich die einem Pharao zustehenden göttlichen
    Ehren in Anspruch nehmen. Da er selbst – obwohl er wiederholt das
    Gegenteil behauptete – nicht von königlichem Geblüt war, mußte er
    mit Nachdruck seine göttliche Erziehung betonen. Auf einem Relief
    wird er als vierzehn- bis fünfzehnjähriger Knabe gezeigt; er steht ne-
    ben der Göttin Isis, die ihm Milch aus ihrer Brust anbietet, an der er
    saugt.
    Neu und interessant ist die Darstellung der Isis. Ihre übliche Ge-
    wandung und die über ihrem Kopf stehenden Hörner mit der zwi-
    schen ihnen befindlichen Planetenscheibe, sind uns aus zahlreichen
    Abbildungen, Reliefs und Skulpturen vertraut. Die Kopfbedeckung,
    die der Künstler von Ramses III. ihr aufsetzte, stellt jedoch eine völlige
    Abweichung von der Tradition dar. Sie ähnelt den vielschuppigen
    Helmen der Pereset, aber sie ist höher und exquisiter geformt und die
    Schuppen sind durch einen über ihnen entlanglaufenden Rand mitein-
    ander verbunden.
    Die gleiche Form – nur ist die Kopfbedeckung nicht ganz so hoch –
    findet sich auf einem persischen Relief auf der Felsoberfläche von
    Naqsch-i-Rustam im Bezirk der Königsgräber in der Nähe von Perse-

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    polis. Dieses Relief datiert aus der Zeit der Sassaniden-Dynastie in Per-
    sien, also etwa aus dem 2. bis 5. Jahrhundert unserer Zeit. Der Kopf-
    schmuck befindet sich auf dem Kopf eines Ritters mit wallendem
    Haar- es ist unzweifelhaft ein persisches Motiv, das seinen Ursprung in
    der nationalen Vorstellung vom vielschuppigen Helm

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