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Die Seevölker

Die Seevölker

Titel: Die Seevölker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Immanuel Velikovsky
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tanitischen Priesterfürsten
    Siamun, der als der Letzte der 21. Dynastie gilt, im »Jahr 10« verschlos-
    sen und versiegelt. Es konnte also, nach der allgemein akzeptierten
    Chronologie, nicht die Mumie einer Person enthalten, die während der
    22. (der libyschen) Dynastie lebte. Aber unter den Mumien im Versteck
    war die Mumie des Amunpriesters Djetptah-efonkh aus der 22. Dyna-
    stie.4 Es wurde daher angenommen, das Versteck sei unter den Liby-
    schen Königen nochmals geöffnet worden, um dort die Leiche des
    Priesters zu bestatten.5 Diese Mutmaßung steht offensichtlich auf

    3 Vergleiche »Some Notes on the Chronology and Genealogy of the Twenty-First Dy-
    nasty«, von Eric Young, in: Journal of the American Research Center in Egypt, II (1963), 99-111; Černý: Cambridge Ancient History, Bd. II, Kap. XXXV; »On the Chronology of the Twenty-First Dynasty«, von E. F. Wente in: Journal of Near Eastern Studies, XXVI, 3 (Juli 1967).
    4 Maspero: Les Momies Royales (Paris 1889); S. 572-73. B. Porter und R. Moss: The Theban Necropolis (Oxford 1964), S. 666.
    5 Gardiner: Egypt of the Pharaohs, S. 320. H. Gauthier, in: Annales du Service des Antiquités de l'Egypte, Bd. 18 (1919), S. 252 ff.

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    schwachen Füßen. Aber aus der Sicht der vorliegenden Rekonstruktion
    dürfen wir erwarten, daß außer Mumien der 17., 18. und 19. Dynastie
    auch eine Mumie aus der libyschen Dynastie des 9./8. Jahrhunderts im
    Versteck bestattet wurde. Das Fehlen einer Mumie aus der libyschen
    Dynastie wäre ein Faktum, das einer Erklärung bedürfte; ihr Vorhan-
    densein dagegen konfrontiert die akzeptierte Chronologie mit einer
    störenden Tatsache.

    Theokratische Staaten in Juda und in Ägypten

    Unter den Persern war Jerusalem eine abhängige Stadt und, in der Ära
    unter ihrer Jurisdiktion, eine von einer Theokratie beherrschte Provinz.
    Als zunächst Nehemia und dann Esra an der Spitze dieser Provinz
    standen, wurde die theokratische Regierungsform immer ausgepräg-
    ter.
    Es ist lehrreich, das theokratische Regime in Theben, in Tanis und in
    den Oasen unter der sogenannten 21. Dynastie mit dem Regime im
    zeitgenössischen Jerusalem zu vergleichen. Priester, Hohepriester,
    Propheten im Dienst der Tempel und ihrer Orakel, Tempelsänger,
    Tempelhüter, erbliche Tempelsklaven – sie alle haben ihre Entspre-
    chungen in Jerusalem und in Theben, in Tanis und in den Oasen. In
    vielen Fällen können wir einen ägyptischen Text oder Umstand besser
    begreifen, wenn wir aus der Zeit nach der Verbannung stammende
    biblische Texte studieren, oder einen Vergleich mit dem Tempeldienst
    in Jerusalem während der persischen Periode ziehen. Wenn beispiels-
    weise ein »Hüter« namens Ahautinofer, als Mittäter beim Diebstahl
    einer goldenen Truhe angeklagt, vor dem ägyptischen Gericht aussagt
    und sich auf die Amtsenthebung des Hohenpriesters (durch eine nicht
    identifizierte Autorität) bezieht, dann können wir mit Hilfe des Verses
    73 in Kapitel 7 des Buchs Nehemia verstehen, daß es sich bei einem
    »Hüter« um einen Tempelangestellten von nicht geringem Rang han-
    delt. Im hebräischen Text ist die Rede von »… den Priestern, den Levi-
    ten, den Torhütern (Tempelhütern), den Sängern …«. Sogar zu der in
    dieser Aussage bezeugten Amtsenthebung des Hohenpriesters Amen-
    hotep gibt es ein Gegenstück in dem Versuch des Satrapen Bagoas, den
    Hohenpriester Jonathan von Jerusalem seines Postens zu entheben, ein

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    von Josephus Flavius geschildertes Ereignis.1
    Im Tempelbezirk gab es Wohnungen für die Priester, sowohl in Je-
    rusalem als auch in Ägypten. Udjahorresne bat Kambyses anzuordnen,
    daß alle Fremden, unter ihnen Besatzungssoldaten, die sich in dem
    Tempel der Neith in Sais niedergelassen hatten, vertrieben werden
    sollten, zusammen mit ihrer Habe. »Alles Überflüssige, was sich im
    Tempel befand, sollte hinausgeworfen werden, und all ihr Gepäck soll-
    te außerhalb der Mauern des Tempelbezirks getragen werden und sei-
    ne Majestät gab den Befehl, den Tempel von Neith zu räumen …« Eine
    ähnliche Prozedur fand in Jerusalem statt, als Nehemia »alle Geräte
    vom Haus Tobias hinaus vor die Kammer warf«, die der Hohepriester
    El-jasib »im Hof« des Tempelbezirks Tobias gegeben hatte; Tobias war
    ein Gegenspieler von Nehemia. »Dann hieß ich sie die Kammer reini-
    gen, und sie reinigten sie«. (Nehemia 13:7-9).
    Steuern in Geld und Nahrungsmitteln wurden der Bevölkerung Je-
    rusalems und der umliegenden Städte

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