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Die Seevölker

Die Seevölker

Titel: Die Seevölker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Immanuel Velikovsky
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zugunsten des Tempels, seiner
    Priester und Leviten auferlegt; Vieh, Geflügel, Wein Brot und Öl zähl-
    ten zu diesen Lebensmitteln. Eine Besteuerung der Bevölkerung zu-
    gunsten der Tempel war während der 21. Dynastie eine besonders
    stark ausgeprägte Institution in Ägypten, und eine Fülle hieroglyphi-
    scher und demotischer Texte befaßt sich mit einer derartigen Besteue-
    rung. Vieh und Geflügel und Wein und Brot und Öl waren der Tribut,
    den der Staat und seine Bevölkerung den Tempeln und ihren Priestern
    abzuliefern hatten.
    Während der Perserherrschaft besaß der Tempel von Jerusalem
    auch unfreiwillige Diener oder erbliche Sklaven, die zum Tempelper-
    sonal gehörten. Nehemia erwähnt sie in seinem Buch (11:3): »Die Prie-
    ster, die Leviten und die Nethinim …« – bei letzteren handelte es sich
    um die Tempelknechte (die erblichen Sklaven). Erbliche Sklaven gab es
    in großer Anzahl in den ägyptischen Tempeln; auch umfangreiche
    Ländereien oder Lehnsgüter wurden von abhängigen Bauern bearbei-
    tet, die praktisch Leibeigene waren.
    Wie schon die Bücher von Nehemia und Esra, so präsentieren auch
    die Bücher der Propheten Haggai, Sacharja (der zur Zeit Dareios des
    Großen wirkte) und Maleachi das Bild von einer Theokratie, die sowohl

    1 Josephus Flavius, Jüdische Altertümer, XI, VII.

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    den Tempel als auch das Land regierte. Der Hauptunterschied zwischen
    Jerusalem und Ägypten besteht in der Verehrung einer höchsten Gott-
    heit in Jerusalem – die weder Partner noch Herausforderer hinsichtlich
    ihrer Machtstellung hatte – und der Verehrung eines obersten Gottes
    Amun in Ägypten, der im ägyptischen Pantheon Partner und Heraus-
    forderer neben sich hat. Für das Ethos des mosaischen Gesetzes und für
    das ethische Erbe der Propheten aus der Zeit vor dem Exil gab es nichts
    Vergleichbares in den Tempeln von Ägypten, wo der Apis-Kult, ein
    Vermächtnis aus früheren Zeiten, die Tempeldienste beeinflußte.
    Orakelsprüche waren eine Institution, die andere priesterliche
    Funktionen beherrschte und die sogar Vorrang vor anderen Erwägun-
    gen bei der Entscheidungsfindung in den Staatsangelegenheiten Ägyp-
    tens besaß. In den Tagen der persischen Oberherrschaft gab es auch im
    Tempel von Jerusalem ein Orakel: »… ein Priester mit dem Licht und
    Recht« (Esra 2:63).
    Der Posten des Hohenpriesters war in Juda ebenso erblich wie in
    Ägypten. Während wir mit der Genealogie der Hohenpriester unter
    den Persern, vor der Ernennung von Herihor, einem Mann ohne be-
    sonderen Ruf unter den Priestern auf diesem Posten, nicht gut vertraut
    sind, ist uns die Nachfolge, die mit ihm beginnt, wohlbekannt – Psu-
    sennes, Peinuzem, Mencheperre und Peinuzem II.
    Für Juda ist die gesamte Linie der Hohenpriester von den Tagen des
    Kyros bis zur Zeit Alexanders von der Aufzählung im Buch Nehemia
    her bekannt (12:10-11): Jesua, Jojakim, Eljasib, Jojada, Jonathan und
    Jaddua; diese Liste kennen wir auch von Josephus Flavius.
    Bücher mit Priestergenealogien wurden in den Tempeln geführt
    und wurden in Jerusalem ebenso häufig konsultiert wie in Ägypten.
    Esra stammte zwar aus einer Priesterfamilie, jedoch nicht von einem
    Hohenpriester ab. Trotzdem gelang es ihm, die jüdische Religion in
    eine Form zu gießen, die sie während der persischen, griechischen und
    der römischen Zeit und während neunzehn Jahrhunderten Diaspora
    unzerstörbar machte. Die ägyptischen Priester seiner Zeit besserten ihr
    Einkommen aus Steuern und Schenkungen durch Raubzüge in den
    schatzträchtigen antiken Gräber auf, wo sie die Mumien ihrer Vorfah-
    ren entkleideten, um nach Wertgegenständen jeder Art zu suchen. Da-
    her erging es den Religionen Ägyptens und Israels in den folgenden
    Jahrhunderten sehr unterschiedlich.

    196
    Esra

    Die Rolle Esras bei der Schaffung des rabbinischen Judaismus kann gar
    nicht hoch genug veranschlagt werden. Er war der Herausgeber des
    Pentateuchs und möglicherweise der Autor jener Teile, die unter der
    Bezeichnung »Gesetze über Heiligung und Priestertum« (Mos. 2 und 3)
    bekannt sind; es ist denkbar, daß er auch das erste und das zweite
    Buch der Könige sowie das erste und das zweite Buch der Chronik
    herausgegeben hat, und einige Bibelgelehrte nehmen außerdem an, er
    habe seine Hand bei der Zusammenstellung jener Bücher im Spiel ge-
    habt, die unter den Namen Nehemia und Esra bekannt sind und die
    ursprünglich möglicherweise ein einziges Werk waren. Er ließ sich

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