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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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nach zwei Jahren hatte sie ihm noch nicht verziehen, dass er ihr so etwas überhaupt zugetraut und mit diesem Ansinnen an sie herangetreten war. Was zum Teufel glaubte er, mit wem er es zu tun hatte? Es stimmte zwar, dass sie sich gegenüber den Phelanern prostituiert hatte, aber sie war verdammt noch mal wenigstens eine teure Hure!
    Und Ben war auch nicht der Einzige gewesen, der versucht hatte, ihr die Zusammenarbeit mit den Phelanern auszureden. Sie hatte Garth auf dem Weg zu seinem neuen Kommando verabschiedet, und er hatte sie auch ausgefragt, weshalb sie sich überhaupt mit den Außerirdischen eingelassen hatte. Weil sie ihm den wahren Grund aber nicht nennen konnte, war sie bei ihrer Ausrede geblieben - dass es ihre tiefe Überzeugung sei, die Phelaner hätten eine Heimstatt verdient und sie wolle sie beim Erreichen dieses Ziels unterstützen. Als sie später von etlichen Behördenvertretern befragt wurde, war Tory bereits auf den Trichter gekommen, dass die wirksamste Taktik darin bestand, altruistische Motive zu heucheln, aber auch durchblicken zu lassen, dass sie es für Geld tat.
    Schließlich bescheinigten die Ärzte jedem einen einwandfreien Gesundheitszustand, und es gab keinen Grund mehr, die Phelaner an Bord von Elysium Station zu internieren. Tory und die vier Außerirdischen hatten die erste Fähre zum Mohave-Raumhafen genommen und waren dann mit einem Suborbitalflug nach New York weitergeflogen. Nach weniger als einem Monat hatten die Phelaner schon so viel von ihrer Technologie an die irdische Industrie verkauft, dass das gesamte Starhopper- Projekt sich bereits mehr als amortisiert hatte.
    Als die finanziellen Probleme gelöst waren, mieteten sie das Penthouse und die oberen zwei Etagen eines Apartment-Hochhauses in Manhattan an und richteten dort eine Botschaft ein. Sie stellten talentierte Leute ein und schickten sich an, ein Netz aus Macht und Einfluss über den Erdball und den Weltraum zu spannen. Die Anfangsphase des Masterplans war ein voller Erfolg gewesen. Zum Teil war das der jahrhundertelangen sorgfältigen Planung zu verdanken, aber auch dem Umstand, dass Tory ihr Talent für den Lobbyismus entdeckt hatte.
    Die alte Tory Bronson hatte Festivitäten und gesellige Veranstaltungen an der Hochschule nach Möglichkeit gemieden. Ihre Vorstellung von einem guten Leben beinhaltete Freunde, dezente Musik und Marsbier, um die Stimmbänder zu ölen. Innerhalb von zwanzig Monaten war sie jedoch - unterstützt durch eine unbegrenzte Kreditlinie - zu einer High-Society-Gastgeberin mutiert. Die wöchentlichen Partys in der Botschaft der Phelaner waren inzwischen Gesprächsthema auf drei Kontinenten.
    Und Tory hatte noch andere Fähigkeiten bei sich entdeckt. Die Ausführung des Phelaner-Komplotts unterschied sich nämlich nicht wesentlich vom Bau der Starhopper. Anstatt die Entwicklung der interstellaren Raumsonde zu überwachen, organisierte sie nun die Öffentlichkeitsarbeit, arrangierte Festlichkeiten und unterhielt die Reichen und Mächtigen. Wo ihr Implantat sie früher über den Fortschritt am Bau auf dem Laufenden gehalten hatte, informierte es sie nun über hundert verschiedene Möglichkeiten der Einflussnahme. Ihr tägliches Herumscharwenzeln um Programmierer, Bauarbeiter und Ingenieure fand nun seine Entsprechung bei Politikern, Industriellen und Power-Brokern. Und was die Geschenke, Bestechungsgelder und politischen Gefälligkeiten betraf, waren sie nur die Kehrseite der Geldbeschaffungsmaßnahmen für Starhopper. Sie wusste nun, was Dard in den zwanzig Jahren mitgemacht hatte, die dem Bau der interstellaren Raumsonde vorangegangen waren.
    Ihr wurde warm ums Herz beim Gedanken an ihren alten Mentor. Sie hatte erfahren, dass Dard auf der Erde weilte, und hatte ihn zur Feier dieses Abends eingeladen. Er war zuerst unschlüssig gewesen, hatte die Einladung dann aber angenommen. Das Fest fand offiziell zu Ehren eines Wissenschaftlers statt, dem ein Fünftel Nobelpreis verliehen worden war. Der wahre Zweck bestand natürlich darin, noch ein paar Schuldscheine für den Tag zu sammeln, da die Dritte Flotte ihre Lichtsegel am Rand des Sonnensystems setzte.
    Tory fühlte die leise Stimme hinter sich mehr, als dass sie sie hörte. Sie blickte flüchtig über die Schulter und sah eine sechsgliedrige Silhouette gegen das Licht, die in ihre Richtung kam.
    »Ich dachte mir schon, dass ich Sie hier finden würde«, sagte Maratel. »Was tun Sie gerade?«
    »Sternegucken.«
    Maratels Augen erspähten

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