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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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zu helfen, als Ihren Leuten die Wahrheit zu sagen.«
    »Natürlich.«
    »Und wie haben Sie diese letzten zwei Jahre geschlafen, im Bewusstsein, das Richtige für die Menschheit zu tun?«
    »Sie wissen verdammt gut, wie ich geschlafen habe.«
    »Genau«, sagte Faslorn. »Sie sind nämlich eine hoch intelligente Person und in der Lage, eine Entscheidung zu rationalisieren, mit der Sie eigentlich nicht zufrieden sind. Zu dumm, dass die Einzelpsychologie nicht auch auf den Menschen als Massenwesen übertragbar ist. Sonst wäre es nämlich möglich, vernünftig mit Ihren Leuten zu reden.«
    »Sie wissen ihre Reaktion sowieso nicht im Voraus.«
    »Wissen wir doch. Wir haben die Simulation ein paar Millionen Mal laufen lassen - immer mit dem gleichen Ergebnis. Ihre Leute befinden sich zurzeit in einem hoch emotionalen Zustand. Sie haben das Denken praktisch eingestellt und quasi auf automatische Steuerung geschaltet. Sie sind wild entschlossen, uns zu bestrafen, weil wir ihnen die Existenz der Dritten Flotte verschwiegen haben. Wenn wir ihnen jetzt auch noch sagen, dass wir über die Mittel verfügen, Ihre Sonne zu zerstören, würden wir sie nur in ihrer Meinung bestärken, dass wir die Inkarnation des Bösen schlechthin seien. Zumal Ihre Leute uns auch noch furchten würden, wenn sie die Wahrheit erführen, und ihr Menschen neigt dazu, das zu zerstören, was ihr fürchtet. Dagegen ist kein Kraut gewachsen. Es ist zu tief in euren Genen verankert.
    Außerdem wird uns sowieso niemand glauben. Die meisten werden sich weigern, der unangenehmen Wahrheit ins Auge zu sehen. Sie werden uns der Lüge zeihen. Andere werden versuchen, ihr Mütchen an uns zu kühlen. Jeder Führer, der zur Mäßigung rät, wird von den Kriegstreibern niedergebrüllt. Und am Ende wird es Krieg geben, und diejenigen, die befehlen, werden unsere Flotte anweisen, die Sonne zu vernichten.«
    Torys Stirnrunzeln verwandelte sich in einen verdrießlichen Gesichtsausdruck. Er hatte natürlich recht. Weil es keine Möglichkeit gab, vor der Bedrohung zu fliehen, wäre Kampf die natürliche Reaktion. Die Kriegstrommeln würden ertönen, die Flotte würde aufsteigen und in Abwehrstellung gehen. Wahrscheinlich würden Hunderte oder gar Tausende außerirdischer Sternenschiffe beim Anflug aus dem Raum abgefangen oder zerstört werden. Und wenn die Weltraummarine noch so viele abschoss, es würde nicht genügen. Ein einziges überlebendes Schiff der Phelaner konnte Sol immer noch zerstören und sich von der Druckwelle davontreiben lassen. Überhaupt würden Neutrinos mit genau dosierter Energie in die Sonne eindringen, lange bevor die Dritte Flotte in Schussweite der Marine kam. Wenn die Instabilität einmal ausgelöst war, gäbe es kein Halten mehr. Sonst würde sich jetzt nicht ein Viertel der Spezies der Phelaner im »Vorgarten« von Sol tummeln. Zumal Tory angesichts der Bewaffnung in Gestalt der Lichtsegel bezweifelte, dass die Marine mehr als einen kleinen Bruchteil der zweiundzwanzigtausend anfliegenden Sternenschiffe außer Gefecht zu setzen vermochte.
    Lichtsegel als Waffen ...
    Tory versuchte den streiflichtartigen Gedanken zu »kultivieren«, damit er ihr nicht wieder entwischte. Er weckte eine Assoziation in ihrem Bewusstsein, die wiederum einen Denkprozess in Gang setzte. Vielleicht hatten die Phelaner das Problem doch nicht richtig durchdacht. Die Enthüllung ihrer Stärke würde den Menschen im Sonnensystem natürlich Angst einjagen. Aber würden sie sich auch genug ängstigen? Sie biss sich auf die Lippe und ließ den Gedanken reifen. Es war wirklich eine verrückte Idee mit einer Million Dingen, die schiefgehen konnten. Und selbst wenn alles glatt ging, war das immer noch keine Erfolgsgarantie.
    Sie warf einen Blick auf den Bildschirm, der den Fortschritt der Far Horizons beim Erreichen ihres Parkplatzes in der Sonnenumlaufbahn abbildete. Das Schiff war nur noch ein paar Tagesreisen vom Ziel entfernt. Es bestand natürlich das Problem der Kommunikation und des Timings. Würde man ihnen überhaupt gestatten, zu kommunizieren? Würde die Marine der Far Horizons so viel Zeit geben, um den Plan umzusetzen oder würde sie das Schiff entern und mit Bildern von Marinesoldaten, die durch die Gänge des Sternenschiffs trampelten, das Schicksal der Menschheit besiegeln?
    Sie dachte an Garth Van Zandt, der jetzt irgendwo im Weltraum war. War er vielleicht schon im Anflug auf das Lichtsegel? Was war mit den anderen Schiffen, die die Marine zur Beschattung des

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