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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Selbstverständlichkeit wie Ihre Muttersprache!«
    »Wieso nicht?«
    »Weil es axiomatisch ist, dass Sprache die gedanklichen Prozesse des Sprechers widerspiegelt. Als Außerirdische müssen Sie die Dinge doch aus einer ganz anderen Perspektive betrachten als wir, und diese Unterschiede müssten dann auch in Ihrer Sprache reflektiert werden.«
    »Sie würden sich wundern, wie sehr unsere beiden Spezies sich gleichen, Professor.«
    »Wie kann das sein?«
    »Beide Kulturen haben ihre Basis im Eigennutz des Individuums, obwohl ihr Menschen noch viel stärker zum Individualismus neigt. Wir lachen sogar über manche Ihrer Witze - wenn auch oftmals nicht aus dem gleichen Grund wie Sie.«
    »Und was ist mit unserer kriegerischen Ader?«, versuchte Guttieriz ihn aus der Reserve zu locken. »Ist dieser menschliche Charakterzug Ihnen auch zu eigen?«
    »Wir haben unsere Differenzen.« Faslorn bemerkte den Blickwechsel zwischen Eli und Garth. »Würden Sie mir denn glauben, wenn ich etwas anderes behauptete?«
    »Ihre Ehrlichkeit ist überaus ... erfrischend.«
    »Meine Ehrlichkeit ist auch Eigennutz, Kapitän. Wir suchen eine neue Heimat. Zu diesem Zweck müssen wir Ihnen zeigen, dass es sich für Sie lohnt, wenn Sie uns unterstützen. Um Ihr Vertrauen zu gewinnen, müssen wir offen sprechen. Ich hoffe nur, dass Sie dadurch nicht brüskiert werden und Sie genauso ehrlich zu uns sind.«
    »Von Brüskierung kann überhaupt keine Rede sein. Wir fühlen uns vielmehr geehrt — diese Ehrlichkeit ist nämlich ein Beweis für den Respekt, den Sie uns entgegenbringen. Es gäbe da aber noch ein paar Fragen, von denen meine Vorgesetzten wollen, dass ich sie Ihnen so bald wie möglich stelle.«
    »Fragen Sie.«
    »Wie viele waren Sie auf Phela, als Tau Ceti explodierte?«
    »Zehn Komma sieben Milliarden.«
    »Und wie viele befinden sich nun an Bord der Far Horizons?«
    »Einhundert, zwölftausend, dreihundert und fünfundsechzig.«
    »Und die anderen Schiffe, die entkommen sind?«
    »Ungefähr genauso viele, könnte ich mir vorstellen.«
    Tory erlebte eine plötzliche Rückblende zu der Nacht, als sie erstmals davon erfahren hatte, dass Tau Ceti bewohnt war. Sie erinnerte sich an das Gefühl des Verlusts, das sie beim Gedanken an die Auslöschung einer ganzen Spezies verspürt hatte. Von den fast elf Milliarden intelligenter Lebewesen hatten weniger als eine halbe Million überlebt. Was für eine Tragödie!
    Faslorn bemerkte den plötzlichen Stimmungsumschwung bei seinen Gästen. »Trauern Sie nicht um uns, unsere neu gefundenen Freunde. Sie starben vor sehr langer Zeit. Wir - ihre Nachkommen - müssen nur dafür sorgen, dass sie nicht vergebens gestorben sind.«
    Das Schweigen, das nun folgte, dauerte nur ein paar Sekunden. Bei ihrer Synergisten-Ausbildung war Tory auch in der Kunst der Beobachtung unterwiesen worden; sie bemerkte, dass die Mentoren sich einschalteten und ihre Gäste in ein Gespräch verwickelten, bevor ein Gefühl des Unbehagens bei ihnen aufkam. Dadurch vermittelten sie aber auch den Eindruck, Teil einer gut geölten — oder gut eingespielten — Maschinerie zu sein.
    Die Kellner kehrten zurück. Ein paar von ihnen balancierten Rechauds auf jedem der vier Arme. Tory wartete, bis man ihr das Essen serviert hatte, und griff dann zur Gabel. »Sind Sie sicher, dass wir das essen können?«, fragte sie Maratel und stocherte in der grünen Substanz auf ihrem Teller.
    »Unsere Biochemie ist wohl ähnlich, aber nicht identisch. Die Menschen vertragen die meisten unsrer Nahrungsmittel, aber es fehlt ihnen an wichtigen Nährstoffen. Nach einer gewissen Zeit würden Sie an Vitaminmangel leiden. Das Gleiche würde natürlich auch gelten, wenn wir Ihre Nahrungsmittel äßen. Alles, was Sie heute Abend verzehren, ist garantiert unbedenklich und nahrhaft. Doch für den Geschmack kann ich mich leider nicht verbürgen. Widmen Sie sich dieser Mahlzeit doch einfach im Geiste eines wissenschaftlichen Experiments.«
    Tory lächelte. »Das wäre nicht das erste Bankett, dem ich in diesem Geiste beigewohnt habe.«
    Die Mahlzeit erwies sich als eine der denkwürdigsten in Torys Leben. Wie Maratel gesagt hatte, kannten die Phelaner zwar die Wirkungsweise menschlicher Geschmacksknospen, nicht aber die Geschmackskombinationen, die ein Mensch goutierte. Trotzdem waren die Speisen erstaunlich gut. Nur zweimal überkam sie ein plötzlicher Brechreiz - einmal bei einem Gericht, das nach fauligen Abfällen roch, und dann als sie in ein

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