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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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undefinierbares quadratisches Pastetchen biss und beim Geschmack nach halbgarer Leber fast rückwärts gegessen hätte. Was sie dann aber am meisten wunderte, war, dass Eli Guttieriz diesem letzten Menü noch »fünf Sterne« verlieh.
    Im Allgemeinen waren das erste Anzeichen eines Naserümpfens oder einer säuerlichen Miene aber ein beredtes Signal, um ein Gericht zurückgehen und etwas anderes auftragen zu lassen. Und die Komposition der Gerichte war auch interessant. Während die Speisen im Allgemeinen schmackhaft waren, mutete die Zusammenstellung etwas seltsam an. Wer wäre je auf die Idee gekommen, beispielsweise Sojasoße mit Schokolade zu kombinieren? Oder Fleischklopse mit Kräuterlimonade? Dazu gab es eine purpurrote birnenartige Frucht mit Pfeffergeschmack und einer citrus-fruchtigen Note, eine klare Brühe, die geschmacklich als ein Mix aus Remouladensauce und Eierpunsch hätte durchgehen können, und ein Fleischgericht mit einem Geschmack nach Vanilleeis im Abgang. Der allgemeine Eindruck war der eines phelanischen Küchenchefs, der die Speisen aufs Geratewohl mit Gewürzen imprägnierte — in der Hoffnung, durch »Trial and Error« die optimale Kombination zu ermitteln.
    Die phelanischen Mentoren ließen es sich scheinbar auch munden, beobachteten aber hauptsächlich ihre menschlichen »Mündel«. Nach jedem Gang baten sie Tory und die anderen um eine Stellungnahme. Tory stellte fest, dass die Fehlerquote sich im weiteren Verlauf der Mahlzeit verringerte; was auch immer die Phelaner taten, sie schienen imstande, ihre Fehler in Echtzeit zu korrigieren. Tory legte diese Beobachtung unter der Kategorie »Wie gut verstehen die Phelaner uns?« ab. Bisher hatte die Erkenntnis sich ihr aufgedrängt, dass sie die Menschen nur zu gut verstanden.
    Nach dem »Dessert«, das einem Apfelkuchen nach Art des Hauses ziemlich nahe kam, erhob Faslorn sich von seinem Sitz und bewegte sich zum Pult, das in der Mitte des Haupttischs stand. Jedoch ebbte die Geräuschkulisse, mit der ein menschlicher Sprecher für gewöhnlich konfrontiert wurde, nicht allmählich ab. Das phelanische Publikum verstummte vielmehr abrupt, legte das Besteck hin und richtete die Aufmerksamkeit auf Faslorn. Es war, als ob sie dieses Bankett tausendmal geprobt hätten — was in Anbetracht der Zeit, die sie für die Vorbereitung gehabt hatten, durchaus möglich war.
    »Meine Damen und Herren, liebe Schiffskameraden und Freunde«, hob Faslorn auf die traditionelle Art und Weise an. »Wir haben uns heute Abend aus einem höchst bedeutsamen Anlass hier versammelt. Wir feiern die erste Begegnung von zwei großen Rassen - wir, die Flüchtlingsvölker von Phela, und diese Vertreter des Homo Sapiens Terra. Es ist eine Tradition der Phelaner, dass zwei Fremde, die gemeinsam Speis und Trank einnehmen, keine Fremden mehr sind. Das Brechen von Brot mit Reisenden ist auch eine sehr alte menschliche Gewohnheit. Ich hoffe, dass diese Mahlzeit nur die erste von vielen auf unserer langen Reise des gegenseitigen Verstehens ist.
    Ich darf unsere menschlichen Freunde nochmals willkommen heißen. Sie sind weit gereist, um uns zu treffen, und haben auf Ihrer Reise mancherlei Fährnisse bestanden. Wir wissen Ihre Anstrengungen zu schätzen. Offen gesagt hätten wir nicht damit gerechnet, überhaupt auf Menschen zu treffen, bis wir die Umkreisung Ihrer Sonne beendet hatten. Dass es Ihnen gelungen ist, uns so weit draußen entgegenzukommen, ist eine sehr beeindruckende Leistung. Doch gestatten Sie, dass wir nun auch ein wenig >Eindruck schinden< möchten. Lehnen Sie sich zurück, entspannen Sie sich und schauen die Wunder des untergegangenen Phela.«
    Die Lichter im Bankettsaal wurden gedimmt, und die Rückwand erhellte sich langsam. Die Szene war eine Ansicht des Weltalls. Ein Stern, der stärker orange leuchtete als Sol, stand im Hintergrund, während eine blauweiße Welt im Vordergrund schwebte. Diese Welt hätte die Erde sein können - wären da nicht die Kontinente mit ihren fremdartigen Konturen und zwei kleine Monde gewesen.
    den ungeschulten Beobachter wurde ersichtlich, dass hier etwas nicht stimmte. Die oberen Schichten des Sterns wurden durch schwere Plasmastürme aufgewühlt, und Protuberanzen schossen Millionen von Kilometern weit ins All.
    Als Tau Ceti schließlich explodierte, geschah das in völliger Stille.
    Die Kamera wich vor dem explodierenden Stern zurück. Als er wieder in einem diffusen Weiß leuchtete, sahen sie, dass die Oberfläche der Nova von

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