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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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einem kleinen schwarzen Kreis und drei kleinen Punkten markiert wurde. Man musste Tory nicht erst sagen, dass der Kreis die Welt der Phelaner und die Punkte ihre drei Monde waren. Mit entsetzter Faszination verfolgte sie, wie die Druckwelle vom explodierenden Stern sich ausbreitete und gegen den Planeten anbrandete, den sie gerade erst verlassen hatten.
    Die Szene änderte sich erneut. Diesmal zeigte sie ein zylindrisches Raumschiff in der Tiefe des Alls. Das Objekt war die Far Horizons oder ihr Schwesterschiff. Das Schiff hing an einem Lichtsegel, das deutlich kleiner war als das, welches sie nun verlangsamte. Das Segel glühte zunächst rot, dann weiß und schließlich indigoblau, als es die Energie der Nova-Schockwelle absorbierte. Das Segel blähte sich wie bei einem starken Wind und beschleunigte in Richtung des Rands von Alpha Centauri. Dabei ließ es das Schiff hinter sich, auf dem die Kamera montiert war. Das Reisevideo endete, als das Sternenschiff mit erstaunlicher Geschwindigkeit bis zur Unsichtbarkeit schrumpfte.
    Die Vorführung hatte eine volle Stunde gedauert. Die einzigen Laute im Bankettsaal waren die Hintergrundgeräusche gewesen, die viele Szenen untermalt hatten: das Brechen von Wellen am Strand, die Rufe von Kindern und die Geräusche lebendiger, pulsierender Städte. Nun herrschte völlige Stille in der Halle. Es war eine Friedhofsruhe. Das Licht ging in dem Moment wieder an, als Tory die Tränen wegwischen wollte, die ihr in den Augen standen.
    Faslorn sagte für eine Weile nichts. »Sie haben nun einen kleinen Bruchteil dessen kennengelernt, was wir verloren haben, als unser Stern explodierte. Im Lauf der nächsten Wochen können wir Ihnen hoffentlich noch mehr davon zeigen, was wir zu speichern vermochten. Ich glaube, Sie werden mir zustimmen, dass die Menschheit damit mehr als ausreichend für eine Heimstatt in der Nähe Ihres Sterns entschädigt wird.«
    Dardan Pierce schaute mit finsterem Blick auf die Chronometer-Anzeige in der unteren linken Ecke seines Bildschirms. Die Uhr zählte die Tage, Stunden und Sekunden bis zu dem Moment, wo die Kontaktaufnahme der Expedition mit den Außerirdischen hätte erfolgen müssen. Vor einer Stunde hatte der Timer aufgehört, abwärts zu zählen und damit begonnen, aufwärts zu zählen. Den Nachrichtenmedien zufolge sollten in diesem Moment x-Milliarden Kilometer tief im Weltraum Menschen mit Außerirdischen kommunizieren. Sofern sie nicht schon tot waren, natürlich. Und er saß hier in seinem Büro und würde erst in weiteren vierundzwanzig Scheißtagen erfahren, was geschehen war!
    »Man sollte ein Gesetz erlassen!«, knurrte er.
    »Wie meinen?«, fragte Bernardo Lucci. Der italienische Austauschprofessor schaute aus der Ecke von Pierces Büro auf, in der er hockte und einen Stapel alter Zeitschriften sichtete.
    »Da haben sie nun einen Kontakt hergestellt, und ich muss beinahe noch einen Monat warten, bevor ich weiß, was los ist. Man müsste ein neues Naturgesetz erlassen, um das Verfahren zu beschleunigen.«
    »Es gibt doch schon eins, alter Knabe! Das wird als die Erste Relativitätstheorie von Einstein bezeichnet. Sie möchten gleichzeitig Kenntnis von zwei Ereignissen haben, die weit voneinander entfernt in einem Universum stattfinden, in dem die Geschwindigkeit des Lichts begrenzt ist. Einstein hat nachgewiesen, dass es so etwas wie Gleichzeitigkeit nicht gibt. Das ist eine Fiktion - wie die Fliehkraft.«
    »Ich weiß sehr wohl, was Fliehkraft ist - ich begegne ihr nämlich jedes Mal, wenn ich in der Sporthalle in die Zentrifuge steige, um mich auf einen Flug zu Ihrer verdammten übergroßen Welt vorzubereiten, mein Freund.«
    »Wie dem auch sei, sie existiert trotzdem nicht. Genauso wenig wie Ihr Wunsch zu erfahren, was mit Ihren Leuten geschehen ist, im realen Universum einen Sinn ergibt. In fünfundzwanzig Tagen wissen wir mehr.«
    »Vierundzwanzig«.
    »Ich korrigiere mich. Außerdem - woher wollen Sie denn wissen, dass sie sich dem Lichtsegel auf der Zeitachse nähern, die Sie und die anderen Analysten vor drei Monaten definiert haben? Vielleicht haben sie sich auch dafür entschieden, noch einen Monat zu warten, um erst einmal die Lage zu peilen.«
    »Wenn sie mich noch einen Monat warten lassen, werde ich sie alle erwürgen, wenn sie zurückkommen.«
    »Wenn es etwas wirklich Interessantes gäbe, an dem Sie Ihren Intellekt wetzen könnten, wären Sie auch nicht so nervös. Ach, da ist es ja. Ich wusste doch, dass ich es finden

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