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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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würde sie Menschen verletzen müssen, die ihr etwas bedeuteten. Das erste Opfer hatte diese Strategie auch schon gefordert: Garth hatte ihr den Antrag gemacht, einen beschränkten Ehevertrag zu unterzeichnen. Sie erinnerte sich an den schmerzlichen Blick in seinen Augen, als sie abgelehnt hatte, und den noch größeren Schmerz, den er gezeigt hatte, als sie ihm den Grund nicht nennen wollte. Trotz des Schmerzes, den sie selbst verspürte, war sie hart geblieben. Wie sollte sie ihm auch begreiflich machen, dass sie nicht seine Frau werden konnte, weil sie sich mit Leib und Seele an außerirdische Ungeheuer verpfändet hatte? Und wenn er Kinder gewollt hätte? Welche Frau würde wohl Kinder in eine Welt setzen, die in weniger als sechs Jahren untergehen würde?
    Garth war also das erste Opfer. Er wäre auch das letzte. Als sie aus dem Kälteschlaf erwacht war, quoll ihr Postfach mit Nachrichten von Ben Tallen über. Er war wieder befördert worden und diente nun als Chefadjutant seines alten Vorgesetzten, dem ehemaligen Wissenschafts-Staatssekretär Sadibayan und jetzigen Botschafter der Menschheit bei den Phelanern. Er hatte in rosigen Farben über die Wiederbelebung ihrer Beziehung gesprochen.
    Komisch, aber es fiel ihr schwer, sich zu erinnern, wie Ben überhaupt aussah. War es möglich, dass der Kälteschlaf das Erinnerungsvermögen beeinträchtigte oder kam hier das Prinzip »Die Zeit heilt alle Wunden« zum Tragen? In seinen Mitteilungen hatte er auch von einer Position gesprochen, die beim Stab des Botschafters für sie reserviert sei. Ben hatte ihre Zusammenarbeit in den rosigsten Farben geschildert. Sie zerbrach sich nun den Kopf, wie sie ihm verklickern sollte, dass sie sich der Opposition anschließen würde.
    Wie viele Menschen würde sie noch verletzen, bevor es vollbracht war? Hunderte? Tausende? In gewisser Weise würde sie die ganzen Milliarden verletzen, die überall im Sonnensystem lebten. In der kurzen Frist, die sie noch zu leben hatten, würde der Name Victoria Bronson in einem Atemzug mit Judas Ischariot genannt werden.
    Auch die längste Reise muss einmal zu Ende gehen, sagte Tory sich, als sie dem lautlosen Countdown in ihrem Kopf lauschte. Ihre Reise war die längste in der Geschichte der Menschheit und würde es wahrscheinlich auch eine Zeit lang bleiben. Auf dem Heckbildschirm war die Erde von einem winzigen Funken mitten in der unendlichen Dunkelheit zu einer großen blauweißen Kugel angeschwollen, die das Sichtfeld der Kamera sprengte. Das Einzige, was von der Heimatwelt überhaupt noch zu sehen war, war die Krümmung des Planeten mit seiner hauchdünnen Atmosphärenschicht. Das Bild wurde durch den irisierenden Nebel weichgezeichnet, der aus den Triebwerksdüsen quoll und als ein sanft glühender Lichtkegel sich auffächerte.
    Und dann endete der Countdown ganz unspektakulär. Das Feuer der sich gegenseitig auslöschenden Materie/Antimaterie erlosch. Der Schub setzte aus, und Tory wurde in den Gurten zurückgerissen, die sie leicht fixierten. Ihr Körper war noch immer nicht zur Ruhe gekommen, als Garth ihr auftrug, die Trennung von der Boosterrakete vorzubereiten.
    Tory gab die Befehlssequenz ein, während Garth die erforderlichen Vorsichtsmaßnahmen traf, um die Austria vom Booster zu trennen. Diesmal mussten sie sich nicht erst die Mühe machen, die Glasfaserkabel aus den Interface-Gehäusen herauszuziehen. Diesmal wurde ihre Verbindung mit der Boosterrakete durch eine Sprengladung gekappt. Die riesige Antriebseinheit war so stark geschrumpft, bis sie kaum noch größer war als die Korvette. Alle weiß schimmernden Kraftstofftanks bis auf einen waren abgestoßen und die Antimaterie bis auf ein paar Milligramm verbraucht worden. Sie waren zu Hause und hätten keine weitere Verwendung mehr für das Modul.
    Garth führte die Trennung routiniert und geschickt durch. Beim Anblick der gestutzten Pyramide, die in der Schwärze verschwand, verspürte Tory einen Anflug von Nostalgie. Das war das letzte Mal, dass sie die Maschine sah, bei deren Bau sie mitgeholfen hatte. Die Boosterrakete würde in eine Sonnenumlaufbahn geschleppt und beim anderen Weltraumschrott geparkt. Wenn die neutroneninduzierte Kernspaltung in der Antriebseinheit nach ein paar Jahrzehnten zum Erliegen kam, würde sie geborgen und in ihre Einzelteile zerlegt. Im Weltraum wurde nichts weggeworfen.
    Sie beobachteten die Boosterrakete, bis sie zur Unsichtbarkeit geschrumpft war. Dann schaltete Garth auf den vorderen

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