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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
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dass sie einander noch etwas hätten vormachen können. »Meinst du, ich sollte nach Caradoc wieder jemand anderen in mein Bett holen?«, fragte Breaca.
    Airmid lachte. »Es wundert mich täglich aufs Neue, dass du das noch nicht längst getan hast.«
    »Aber bist du auch froh darüber?«
    In diesem Moment spürte Breaca, wie der regelmäßig pochende Puls von Airmid plötzlich ungleichmäßig wurde, wie dieser ihr eine Wahrheit verriet, die sie in Worten formuliert womöglich niemals geglaubt hätte oder nach der sie vielleicht niemals zu fragen gewagt hätte.
    Mit zitternder Stimme entgegnete Airmid: »Bis zur heutigen Nacht hätte ich mir eingeredet, dass mich das nicht freute. Jetzt aber bin ich froh darum. Sogar sehr froh.« Sie griff mit einer Hand über das Feuer hinweg.
    Das Atmen wurde plötzlich schwer, beide konnten für einen Moment keinen klaren Gedanken mehr fassen. Nur das Feuer war noch zwischen ihnen, und plötzlich auch das nicht mehr, und die Becher - zuvor noch so sorgsam abgesetzt - ergossen ihren Inhalt über die auf dem Boden liegenden Binsenmatten. Doch keine von beiden kümmerte dies noch, denn sie waren nicht mehr länger angekleidet, und das kühle Wasser auf der einen Seite wirkte wie ein Gegengewicht zu der Hitze der auf der anderen Seite lodernden Flammen. Und zwischen all dem existierte nur noch das endlose Mysterium und das Wunder gegenseitiger zärtlicher Berührung, von Haut, die auf Haut traf, von Händen, die einander umschlangen, von Hüften und Brüsten, Lippen, Zähnen und Haar, und alles Leben schien allein mehr in dem Blick der jeweils anderen zu liegen.
    Breaca hatte ganz vergessen, wie es sein konnte, und konnte nun, da sie sich wieder erinnerte, plötzlich nicht begreifen, wie sie dies jemals hatte vergessen können, ganz so, als ob der Verdurstende je das Wasser vergäße oder der Verhungernde das angerichtete Festmahl. Ihre Finger zeichneten Konturen nach, die ihr Gedächtnis längst verworfen hatte, brachten sie wieder ans Licht, erneuerten sie, gemeinsam mit dem Geschmack und der Berührung und der Schwere eines anderen Körpers, der erst auf dem ihren lag und dann unter ihr, zusammen mit der honigsüßen und zugleich salzigen Glätte, die sie beide nun aneinander band.
     
    Die ganze zwischen den Jahren liegende Nacht über blieben sie wach, entdeckten wieder von neuem, was alt war, erfanden Neues hinzu und begrüßten den Morgen schläfrig und umeinander geschlungen wie junge Hundewelpen, die sich unter einige Schlaffelle gelegt hatten.
    Breaca glitt in den Schlaf hinüber, wachte wieder auf und lag schließlich wach da, während sie beobachtete, wie die schmale Rauchfahne von der Feuerstelle aufstieg und sich durch das Loch im Reetdach kräuselte. Dann schloss sie erst das eine Auge, anschließend das andere.
    Airmid beugte sich über Breaca und küsste sie. »Guten Morgen. Möge das neue Jahr fruchtbar in dir keimen.«
    Breaca lächelte unter dem Kuss. »Und in dir.« Alle Liebenden sagten dies am ersten Morgen des neuen Jahres zueinander. Die Tradition verlangte es so.
    Mit gespreizten Fingern legte Airmid die Hand über Breacas Bauch. Dann neigte sie den Kopf, als ob sie auf etwas horchte. »Etwas hat sich während der Nacht in dir eingenistet, und da es kein Kind sein kann, muss es ein Traum sein. Darfst du diesen Traum verraten?«
    »Mit Leichtigkeit, aber ich bin mir nicht sicher, ob du mir da in irgendeiner Weise behilflich sein kannst.« Breaca ergriff Airmids Hand, küsste deren Fingerspitzen, anschließend die Fingerknöchel und dann die weiche Stelle in der Mitte der Handinnenfläche, wo ihre Zunge verharrte, um die Linien nachzuziehen, welche die Götter in Airmids Hand gezeichnet hatten. »Außer du verwandelst dich plötzlich in einen Eisensucher, zeigst mir, wo es in den Ländern der Eceni Roheisenvorkommen gibt, lernst zudem das Handwerk eines Schmieds, hilfst mir dabei, das Eisen zu Schwertern und Speeren für ein Kriegsheer zu schmieden, und findest dann noch heraus, wie du die Legionen vom Versammlungshaus fern hältst, während wir...«
    »Breaca, hör auf! Denk nicht daran. Denk wenigstens heute, wenigstens diesen einen Morgen, diesen einen Augenblick einmal nicht daran!« Fest umschlang Airmid Breacas Hand, verschränkte ihre Finger mit deren Fingern und hielt ihre Gefährtin an sich gedrückt. »Du stehst nicht allein da. Du musst die Kriege nicht allein führen, musst die Krieger nicht allein bewaffnen und musst auch die Planung nicht allein

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