Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manda Scott
Vom Netzwerk:
wieder brauchen werden. Es ist dieses Schwert, das die Stämme dazu bewegen wird, sich gegen Rom zu erheben. Es wird unsere Völker wieder einen gegen jene, die uns allesamt vernichten wollen. Niemals darfst du das Schwert aus der Erinnerung verlieren oder zulassen, dass andere es vergessen.«
    »Ich gelobe es.«
    Das war zwar nicht ganz die Formel, mit der Breaca jetzt hätte antworten müssen, aber mehr konnte sie im Augenblick nicht sagen. Für sie war die Welt plötzlich voller Feuer und Schatten - und ein Zaunkönig war gerade gestorben, der mit der Stimme ihrer Tochter gesungen hatte. Breaca spürte, wie Airmid ihr die Hand auf die Schulter legte, und wie durch einen tosenden Sturm hindurch nahm sie die ruhigen Anweisungen der Träumerin wahr, als diese den anderen sagte, wo sie ihre Waffen niederlegen sollten. Dann ließ Airmid ihre Gefährten noch die Kettenhemden zusammenlegen, die sie zuvor der römischen Kavallerie gestohlen hatten, und wies sie an, sie in den kleinen Wandgräbern der Toten zu verstecken. Den Mantel eines römischen Offiziers verstauten sie zuletzt. Bereits siebenmal hatte dieser Mantel, den sie einst von dem leblosen Körper seines Vorbesitzers gezerrt hatten, Ardacos als Verkleidung gedient, um damit den Feind zu täuschen.
    Nur Cunomar hatte kein Schwert und keine Rüstung. Ohne irgendeine besondere Rolle, die ihm in diesem Augenblick zugefallen wäre, stand er in der Mitte des Hügelgrabs, schaute sich aufmerksam um und lauschte Airmids Anweisungen. Später, als sie auch die restlichen Waffen versteckt und den Ahnen gedankt hatten und wieder davongeritten waren, erinnerte Breaca sich wieder an das Gefühl, als ihr Sohn an ihrer linken Schulter gestanden hatte, und sah in Gedanken wieder jenen Ausdruck nackten Hungers in seinen Augen, als er zugeschaut hatte, wie sie die Waffe seines Großvaters versteckt hatte. Er hatte zwar nichts gesagt, aber das war auch gar nicht nötig gewesen; sie stammten beide von der gleichen Ahnenreihe ab, und die Geister ihrer verstorbenen Vorfahren kannten sowohl Breacas Gedanken als auch die von Cunomar.
    Das Einzige, was nicht klar gewesen war und wonach Breaca jetzt nun auch nicht mehr fragen konnte, war, ob Cunomar denn auch Eburovics Stimme gehört hatte, als die Waffe in ihr Versteck glitt. Sollte mein Enkel jemals diese Waffe führen, dann sei gewiss, dass das den Tod aller Eceni zur Folge haben wird. Ich vertraue darauf, dass du Sorge dafür tragen wirst, dass das nicht geschieht.
     
    Sie ritten ohne ihre Waffen weiter, in gemächlichem Tempo und stets bei Nacht. In einem Land, das nun schon seit fast fünfzig Jahren nicht mehr sich selbst gehörte.
    Am Tage legten sie Rast ein, jedoch ohne ein Feuer zu entzünden, und stets mussten zwei der vier Krieger wach bleiben und Acht geben. Zweimal schon hatten sie auf ihrer Reise plötzlich tiefer in den Wald zurückweichen müssen, um den römischen Patrouillen zu entgehen; wobei die Gefahr weniger darin bestanden hatte, dass die Legionare sie entdecken könnten, sondern vielmehr die Pferde der Offiziere, die aufmerksamer waren als ihre Reiter und die ansonsten womöglich den Geruch der fremden Pferde wahrgenommen hätten oder gar den von Stone.
    Schon bald nachdem sie das Grab der Ahnen hinter sich gelassen hatten, übergab Breaca die Führerschaft über die Gruppe an Dubornos, der von ihnen allen den Osten bereits am häufigsten bereist hatte. Nach drei Nächten übertrug er seine Aufgabe wiederum Airmid, die an jenem Tag allein an einem Flussufer schlief und dann, nachdem sie erwacht war, ein Feuer entzündete und nasse Blätter darauf schichtete, bis eine Rauchsäule mit dickem, weißem Qualm in den Himmel hinaufstieg.
    Am gleichen Tag noch, mit Einsetzen der Abenddämmerung, erhob sich am östlichen Horizont als Antwort eine dünnere, dunklere Rauchsäule, die sich leicht in Richtung Süden neigte.
    »Wir werden erwartet«, verkündete Airmid. »Efnís wird tun, was er kann.«
    Zwei Nächte später, geleitet nur von dem Rauch, ihrem Instinkt und einigen verschwommenen Träumen, ritten sie an einem Flussufer entlang und folgten dabei einem Pfad, der sie stetig weiter nach Nordosten führte und in einen feuchten, ungezähmten Wald hinein. Weder die Eceni noch die Legionen waren schon jemals zuvor hier durchgewandert, ausgenommen vielleicht auf einigen wenigen Wegen, die etwas breiter waren als die von Damwild oder Bären hinterlassenen Trampelpfade.
    Es war eine klare Nacht mit wolkenlosem Himmel. Am

Weitere Kostenlose Bücher