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Die Seherin von Garmisch

Titel: Die Seherin von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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fragte
Schwemmer. »Der Kugler Alois?«
    Kunkel sah sein leeres Stamperl an. »Lisa!«, brüllte
er dann in Richtung der Kellnerin, die seinen Ruf mit einem nachsichtigen
Nicken quittierte.
    »Damals habts ihr eam ned derwischt«, sagte er dann
und griff nach seinem Bier. »Und heut derwischts ihr eam a ned.«
    »Meinen Sie denn, der Alois Kugler hätte das Grab
seiner Mutter geschändet?«, fragte Schafmann.
    »Des hab i ned gsagt.«
    Kunkel drehte den Kopf weg und trank mit beleidigter
Miene seine Halbe leer, während er die Jagdtrophäen an der dunkelbraun
gebeizten Holzwand ansah.
    »Es gibt ein Gerücht«, sagte Schwemmer. »Angeblich hat
das Kunkel Tonerl einen Beweis gegen den Alois mit ins Grab genommen.«
    »Schmarrn«, brummte Kunkel die Wand an.
    »Schmarrn? Ein Zeuge will das von Ihnen gehört haben«,
sagte Schafmann.
    »Schmarrn«, wiederholte Kunkel nur.
    Lisa brachte ihre Radler und ein Helles mit einem
neuen Schnaps für den Kunkel Bartl, was seinen Blick endlich wieder von der
Wand auf den Tisch lenkte. Er griff nach dem Bier, trank und wischte sich mit
dem Handrücken den Mund ab.
    »A Rednsart. Nix weiter«, brummte er dann. » Den
Beweis mit ins Grab nehmen. A Rednsart.«
    Bedächtig stellte er das Glas wieder ab.
    » Gibt es denn einen Beweis?«, fragte Schafmann.
    Kunkel nickte bedächtig.
    »An Beweis hat’s gebn. So hat sie’s mir gsagt.«
    »Und was war das?«
    »Woaß i ned.«
    »Aber sie hat Ihnen doch davon erzählt?«
    »I hab des Tonerl halt gfragt, als wir gheirat habn,
is doch normal, oder? Wollt i scho wissn, was los is mitm Alois. Aber des
Tonerl wollt erst gar ned drüber redn. Wollt nix mehr wissn von der Kugler
Familie. Aber i hab ned nachgebn, und dann hats gsagt, dass sie wüsst ,
dass der Alois den Burschn umbracht hätt, damals. Dass sie des beweisen könnt,
aber ihren eignen Sohn hats ned ins Gefängnis bringen wolln. Nur zum Tun haben
wollts nachher a nix mehr mit eam.«
    »Und wo waren die Beweise?«, fragte Schafmann.
    Kunkel zuckte die Achseln.
    »Des hats mir ned gesagt. Ned was und ned wo.«
    »Warum nicht?«
    Kunkel nahm das Stamperl und trank es zur Hälfte aus.
    »Wannst mi fragst …«
    »Das tun wir, Herr Kunkel«, sagte Schwemmer.
    Kunkel stieß ein heiseres Lachen aus. »Also wannst mi
fragst: Des war ihre Lebensversicherung.«
    »Sie hatte Angst vor ihrem Sohn?«
    »Einem Mörder! Logisch hats Angst ghabt.«
    Er trank sein Stamperl leer. Seine Stimmung schien
danach etwas gnädiger.
    »Denkts doch amol nach, hm?«, sagte er. »Wenn des
stimmen tat, mit dem Beweis in dem Grab … warum sollt ausgrechnet der
Kugler danach grabn? Wenn irgendwer an Interesse hat, dass des für immer da
druntn bleibt, dann doch der . Oder?«
    Schwemmer sah Schafmann an und zog spöttisch die
Brauen hoch. Genau das hatte er der Isenwald auch gesagt, aber sie hatte darauf
bestanden, dass sie den alten Mann befragten. Schaden würde es nicht, und damit
hatte sie natürlich recht. Für Schwemmer war es aber das Eingeständnis, dass
sie nicht wussten, was sie tun sollten. Er zog in solchen Situationen vor,
nichts zu tun, aber Frau Isenwald stürzte sich lieber in Aktionen, schoss mit
Schrot, sozusagen. Irgendwas würden sie schon erfahren, meinte sie. Vielleicht
sogar etwas Brauchbares. Nach Schwemmers Meinung unterschätzte sie die
Gefahren, die von schlafenden Hunden ausgehen konnten. Vielleicht, weil sie aus
der Großstadt kam.
    »Sie haben Ihrer Gattin geglaubt, was sie über ihren
Sohn sagte«, stellte Schwemmer fest.
    »Freilich. Wenn i ihr ned vertraut hätt, hätt i sie
ned gheirat.«
    »Haben Sie irgendwelchen Kontakt zu Kugler?«
    »Kontakt? Pah!«, stieß Kunkel höhnisch hervor.
    »Es heißt, dass Sie mit Ihrer Meinung über den Kugler
nicht hinter dem Berg halten«, sagte Schwemmer.
    »I halt nie hinterm Berg. Mit gar nix.« Der kleine,
alte Mann funkelte sie an, als hätte Schwemmer ihn beleidigt. »I hab nie Angst
ghabt. Wenn’s dem Kugler ned passt, bittschön. I wart hier auf eam.«
    Kunkel sah weg, hinüber zu der Wand, an der die
verblichenen Wimpel und Eishockeytrikots hingen und auch das alte Foto von der
zweiten Mannschaft des SC Riessersee, auf dem Schwemmers Vater mit drauf war.
    Schwemmer sah ihn nachdenklich an. Sein Radler war
noch halb voll, aber er winkte die Kellnerin zum Zahlen heran.
    »Wissen Sie, wie das für mich klingt, Herr Kunkel?«,
fragte er, während er Geld aus seiner Brieftasche nestelte.
    Kunkel zuckte die Achseln.
    Schwemmer zahlte und

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