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Die Seherin von Garmisch

Titel: Die Seherin von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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marschierte
neben ihm her die Treppe rauf, und Schwemmer war froh, so nicht den Ausdruck in
ihren Augen ansehen zu müssen.
    Er konnte davon ausgehen, gleich von ihr
schockgefroren und anschließend frittiert zu werden, als angemessene
Anerkennung für den Ablauf der Pressekonferenz, die vor allem auf sein Betreiben hin angesetzt worden war. Er riskierte einen Ausfall.
    »Sie werden doch wohl nicht erwarten, dass ich den
Staatsschutz einschalte, weil sich ein paar Halbwüchsige einen schwarzen Stern
an die Wand sprühen«, sagte er.
    »Geschenkt, Herr Schwemmer! Aber dass es Fragen wegen
der Grabschändung geben würde, darauf hätten Sie vorbereitet sein müssen!«
    »Ich war da wegen einer haltlosen Verdächtigung! Und
deshalb weiß ich ja auch, dass an diesem Satanismuszeugs nichts dran ist. Der
Högewald –«
    »Was der Högewald morgen schreibt, will ich mir gar
nicht ausmalen!«
    Schwemmer konnte sich nicht erinnern, sich jemals so
über das Auftauchen Schafmanns gefreut zu haben wie jetzt, außer vielleicht
einmal, als er samstagnachts vor der Disco am Wellenbad den sieben Australiern
gegenübergestanden hatte, die zu betrunken gewesen waren, um noch zu verstehen,
dass »Police« auf Deutsch »Polizei« heißt, und er natürlich keine Waffe dabei
gehabt hatte.
    »Schober hat auf Kindels Handy angerufen«, sagte
Schafmann und winkte sie hinter sich her zum K 3. »Er hat ihn
angewiesen, was aus einem Versteck zu holen.«
    »Hören wir den Kindel ab?«, fragte Schwemmer und hätte
sich sofort am liebsten auf die Zunge gebissen.
    »Ja«, sagte die Isenwald eisig. »So was machen wir
manchmal. Ich hoffe, das widerspricht nicht Ihrer Auffassung von
Verbrechensbekämpfung.«
    »Übrigens ist schon wieder jemand vom BKA vor uns auf die Idee gekommen«,
sagte Schafmann. »Schober ist in Rheda-Wiedenbrück. Er hat dort eine
Telefonzelle benutzt.«
    »Wo ist das denn?«, fragte Schwemmer.
    » NRW «,
sagte Isenwald.
    Sie erreichten den Technikraum, und Schafmann forderte
den Mann, der dort vor einem PC saß, mit einer Geste auf, ihnen die Aufnahme vorzuspielen.
    »Chef, i bins«, sagte Schober.
    »Er nennt ihn Chef«, sagte Schafmann.
    »Mann! Wo bistn du?« Das war Kindels Stimme. »Was is
los? Was habts ihr angstellt? Weißt eigentlich, was mitm Spacko passiert is?
Und was is mitm Probnraum? Wer war das? Und warum?«
    Schober antwortete nicht, nur ein Greinen war zu
hören.
    »Wo seids ihr, zefix noch amoi?«
    Jetzt platzte es aus Schober heraus.
    »I bin in a Telefonzelln. Wo, muaßt ned wissn. I wollt
nur sagn, dass mir des leidtuad. I hab doch koa Ahnung ghabt, dass de glei
schiaßn. Und dann a noch da Probnram … Jessasmaria, des muaßt mir glaubn, Chef,
i hab des überhaupts ned gwusst! I hab denkt, des war a simple Sach, so wie’s
da Schibbsie gsagt hod. Aber dass die glei an Spacko derschiaßn …«
    »Was für a Sach denn? I hab kei Ahnung, von was
d’ redst!«
    »Hör zua … Woaßt no, wo mir amoi a Versteck gfundn
haben? So a ganz a kloans, für a ganz a kloane Sach? Mir viere zsamm. Letztn
Sommer.«
    »Was? Von was redst da?«
    Im Hintergrund ertönte ein Schulgong.
    »War während der kleinen Pause«, sagte Schafmann.
    »Denk halt mal nach. Da is was drin. Hol’s da weg,
hearst? I hab Angst, die komman dahinter. Aber sag’s niemand, hearst? Niemand!«
    »I hab keine Ahnung, was d’ meinst. Und wer sind die ?«
    Die Aufzeichnung endete.
    »Die Kollegen in Rheda … Dingenskirchen sind an ihm
dran. Zugriff erfolgt in Kürze, hieß es«, sagte Schafmann.
    »Schön«, sagte Isenwald. »Und was macht der Chef
jetzt?«
    Schafmann sah fragend zu Schwemmer.
    »Ich meinte den Kindel«, zischte Isenwald.
    »Ach so … Er hat gerade die Schule verlassen und sitzt
jetzt in der Zugspitzbahn.«
    »Be–«, entfuhr es Schwemmer, aber er tarnte es mit
einem Husten. Beschatten wir ihn?, hatte er fragen wollen, und er war froh, es
gelassen zu haben.
    Einen Tag krank, und schon bist du abgemeldet, dachte
er.
    »Der Zug steht noch im Bahnhof. Fährt erst in …«,
Schafmann sah auf seine Armbanduhr, »achtzehn Minuten.«
    »Dann können wir ja jetzt mit der
Lagebesprechung anfangen«, sagte Isenwald und schob ab in Richtung
Konferenzraum.
    Schafmann sah Schwemmer an, verkniff sich aber in
Anwesenheit des Technikers eine Bemerkung. Stattdessen klopfte er ihm
brüderlich auf die Schulter. Schwemmer nickte dankbar, dann folgten sie der
jungen Staatsanwältin, die heute Bordeauxrot als Grundfarbe gewählt hatte, was
sie

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