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Die Seherin von Garmisch

Titel: Die Seherin von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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einmal ein
Absender drauf. Kein Gericht der westlichen Welt wird sich damit befassen.«
    Er nahm die Mappe und ließ sie zurück in seine Tasche
fallen.
    »Bredemaier scheint Geld zu haben«, sagte Schwemmer.
»Woher?«
    »Vom Vater geerbt. Allerdings wird ihm das als
Leibrente ausgezahlt. Ich nehme an, der kannte seinen Pappenheimer. Vielleicht
trägt er deshalb die Klamotten seines alten Herrn auf. Als Protest. Bei uns
verdient er sich nur sein Taschengeld.«
    »Was macht Bredemaier in Garmisch?«
    »Seinen Forscherjob. Telefoniert mit Leuten, die wir
nicht kennen. Säuft. Ende der Antwort.«
    »Was hat er mit den Morden und der Explosion zu tun?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Interessiert Sie auch nicht«, sagte Schwemmer.
    »Nicht auf der Ebene, auf der es Sie interessiert.«
    »Sie wollen nicht, dass wir ihn festnageln.«
    »Nein. Ich will wissen, was dahintersteckt. Und was
immer es ist, es ist größer als ein toter Teenager.«
    »Was erwarten Sie von mir?«
    »Ich erwarte, dass Sie mit mir vor die Tür gehen. Ich
muss rauchen.«
    * * *
    »Was wollns denn von uns?«
    Severins offenkundiges Misstrauen änderte nichts an
Bredemaiers gelassener Freundlichkeit. »Ich will deiner Großmutter helfen.«
    »Warum?«, fragte Danni.
    »Weil Sie Hilfe braucht .«
    »Wegen dem Seve?«
    »Wegen dem auch. Aber da kann der nichts für. Oder nur
ein bisschen …«
    Severin starrte ihn böse an, aber Bredemaier lächelte.
    »Bei all dem, was passiert ist und was in der Zeitung
steht, wäre es gut und schlau, einfach mal von der Bildfläche zu verschwinden.«
    »Dürfns des überhaupt, als Bulle?«, fragte Severin.
    »Es geht hier keinesfalls um irgendetwas
Ungesetzliches. Es geht um einen Kurzurlaub. Im Inland.«
    »Kann man da im Meer baden?«, fragte Danni.
    »Nicht im April, nein. Das ist noch zu kalt.«
    Johanna lehnte mit verschränkten Armen an der
Küchentür.
    »Und du redst mitm Direktor, zweng dem Unterricht?«,
fragte sie Bredemaier.
    Der nickte. »Ich hab schon vorgefühlt. Drei Wochen
genehmigt er. Ausnahmsweise.«
    »Also, i möcht gern«, sagte Danni.
    Severin zuckte die Achseln. »Zweng mir. Wenn d’
Polizei sagt, des war okay …«
    »Wann fahrn wir denn?«, fragte Danni.
    »Ich weiß nicht. Heute?« Bredemaier sah Johanna an.
    »Na. Ned heut. Des geht mir z’ schnell. Morgn, in da
Früh.«
    Alle sahen auf, als es an der Tür klingelte.
    »I geh!«, rief Danni und war schon an Johanna vorbei
in der Diele.
    »Grüß Gott«, hörte Johanna eine Frauenstimme sagen.
»Ich bin die Schwemmer Burgl. Ist deine Großmutter da?«
    * * *
    Frohnhoff rauchte filterlose spanische Zigaretten, die
rochen, als beständen sie aus alten Matratzenfüllungen. Es hatte zu regnen
begonnen, und der Wind trieb den kühlen Niesel unter das Hotelvordach.
    »Bredemaier hat nicht geschossen. Er hat das Haus
nicht gesprengt. Er hat nur telefoniert«, sagte Frohnhoff.
    »Und damit ist er in ein Kapitalverbrechen
verwickelt«, entgegnete Schwemmer.
    »Oder zwei? Oder drei? Oder ein Dutzend?« Frohnhoff
sog gierig an seiner Zigarette. »Sie rauchen nicht?«
    »Nicht mehr. Wenn Sie wollen, dass ich die Finger vom
ihm lasse, müssen Sie mir einen überzeugenden Grund liefern. Sagen Sie mir,
welchen Verdacht Sie haben.«
    »Das hätten Sie wohl gern! In meiner eigenen Behörde
weiß niemand, dass es überhaupt einen Verdacht gibt .«
    »Was ist mit Hauptkommissar Schneider?«
    »Der hat keine Ahnung, um was es geht. Und seine Leute
glauben, es sei eine Übung.«
    »Verstehe.«
    »Nein, Sie verstehen nicht . Sie wissen nicht,
womit Sie es zu tun haben. Es geht um zwei Buchstaben: O und K. Organisierte
Kriminalität. Wenn Sie denen in die Quere kommen, kann nicht mal ich Ihnen
helfen.«
    »Was Sie andernfalls natürlich täten.«
    Frohnhoff grinste nicht mal. »Sie kriegen von mir die
Verbindungsdaten. Dafür lassen Sie Bredemaier in Ruhe.«
    »Was soll ich mit nicht verwertbaren
Verbindungsdaten?«
    Frohnhoff warf den Rest der Zigarette in den Regen
hinaus. »Damit sollen Sie rausfinden, was Sie überhaupt beweisen müssen. Sie
haben keine Ahnung, nach was Sie suchen. Sie stochern im Trüben.«
    »Ich stochre im Nebel. Im Trüben fischt man.«
    Frohnhoff machte ein abfälliges Geräusch und rollte
wieder ins Hotel.
    »Aber so dicht ist der Nebel gar nicht«, sagte
Schwemmer, der neben ihm herging.
    »Sie haben doch nicht mal ein Motiv«, sagte Frohnhoff
und rangierte durch die ihnen entgegenströmenden Hotelgäste, die ihr Frühstück
beendet

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