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Die Seherin von Garmisch

Titel: Die Seherin von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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hatten.
    »Woher wollen Sie das wissen?«, fragte Schwemmer.
    »Hat Bredemaier mir erzählt. Offiziell dienstlich.«
    Frohnhoff steuerte zurück an seinen Platz.
    »Vier halbwüchsige Amateure und zwei Profis«, sagte
Schwemmer, als er wieder an seinem Platz saß. »Das einzige Motiv, das in die
Konstellation passt, ist Erpressung. Die Jungs haben jemanden erpresst, mit
etwas, das auf einem USB -Stick
gespeichert ist. Der Erpresste hat zwei Killer engagiert, die bei der
Geldübergabe den Boten erschossen. Aber Oliver Speck war eben nur der Bote.«
    Frohnhoff nickte. »Sehe ich auch so. Jetzt müssen Sie
nur noch rausfinden, wer da erpresst wurde.« Er griff in seine Tasche und
reichte Schwemmer die Kunststoffmappe. »Ich denke, wir werden uns einig«, sagte
er. Dann winkte er dem Kellner.
    »Die Rechnung bitte«, sagte Frohnhoff. »Zusammen.«
    * * *
    »Irgendwie muss ich mich doch erkenntlich zeigen für
Ihre großartige Medizin«, sagte Burgl.
    Johanna stand etwas hilflos da mit dem großen Strauß
Frühlingsblumen, den sie ihr überreicht hatte. Seit Ewigkeiten hatte sie keinen
so großen Strauß mehr geschenkt bekommen. Die Kinder kamen manchmal mit kleinen
Sträußen zum Geburtstag, aber so einen richtig großen, in Zellophan verpackten
hatte sie das letzte Mal von Theo zum Hochzeitstag bekommen. Elf Jahre musste
das jetzt her sein.
    »Danni, schau amoi im Stubnschrank, ob du a Vasn
findst«, sagte sie und bat den überraschenden Gast dann höflich in die Küche.
    »Des is mei Enkel Severin, und des is …«
    »Oh, Frau Schwemmer ist eine alte Bekannte von mir«,
sagte Bredemaier. Er erhob sich und deutete formvollendet einen Handkuss an.
    »Ja, wir kennen uns noch aus dem letzten Jahrtausend.«
Burgl Schwemmer lachte.
    »Jo, des is ja a scho wieder a weng her.« Johanna
fühlte sich unsicher. Dass zwei Fremde zugleich im Haus waren, das war fast so
lange her wie der Blumenstrauß. Sie wusste nicht, was sie zuerst machen sollte.
Es erleichterte sie, als Danni mit einer großen Vase hereinkam, die sie weit
unten und hinten im Bauernschrank gefunden haben musste. Johanna begann
sorgfältig und umständlich, die Blumen in die Vase zu stellen, während ihre
Gäste plauderten.
    Dann stand Severin auf. »I muss zu … du weißt schon«,
nuschelte er und ging aus der Küche.
    Danni wollte lieber fernsehen, und so war sie bald
allein mit ihren beiden Gästen. Herr Bredemaier wirkte bei aller Höflichkeit
gehemmt; Johanna vermutete, weil er nicht wagte, in Burgls Beisein den
Flachmann hervorzuholen. Sie bot Kaffee an, was beide ablehnten, aber sie
bestand darauf, Kekse anzubieten. Als die Kekse auf dem Teller lagen und sie
die Packung in den Mülleimer warf, fiel ihr Blick auf die zusammengeknüllte
Zeitung darin. Auf einem Zipfel, der ihr entgegenragte, war ein Foto, und etwas
veranlasste sie, danach zu greifen. Bredemaier und Burgl Schwemmer redeten
miteinander und beachteten sie nicht. Sie zog das Papier auseinander. Ein
dicker Mann aus dem Fernsehen war darauf, eine blonde Frau, auch den
Bürgermeister erkannte sie auf dem Bild. Er schüttelte lächelnd die Hand eines
Mannes. Der Mann hatte ein schmales, hartes Gesicht, seine Augen waren kalt,
die Stirn vom Alter gefurcht.
    Johanna zuckte zusammen und schnappte nach Luft. Die
Kekspackung war ihr aus den Fingern geglitten.
    »Alles in Ordnung, Frau Kindel?«, fragte Burgl. Sie
sprang auf und war sofort an ihrer Seite. Sie half ihr, die Packung und die
Kekskrümel aufzuheben, die neben dem Ascheimer auf dem Boden gelandet waren.
    »Was ist denn los?«, fragte sie sanft und trat auf das
Pedal, das den Deckel öffnete. Johanna starrte wieder auf das Foto. Burgls
Blick folgte dem ihren, dann warf sie die Krümel und die Packung in den Eimer
und ließ den Deckel zufallen. Johanna merkte, dass Burgl sie forschend ansah.
    Dann sagte Burgl: »Herr Bredemaier, ich denke, wir
sollten Frau Kindel ein bisschen Ruhe gönnen.«
    * * *
    »Ah, der Herr Kindel«, sagte Schafmann. »Pünktlich wie
die Maurer.«
    Severin zog die Tür hinter sich zu.
    »Der Herr Schieb wird gleich da sein«, sagte
Schafmann. »Nehmen Sie doch schon mal Platz.«
    Hinter Schafmanns Schreibtisch lehnte ein mit
hellbraunem Tweed bezogener Gitarrenkoffer an der Wand. Severin setzte sich,
und es klopfte. Ein uniformierter Polizist brachte Schibbsie herein. Er trug
Handschellen. Der Polizist setzte ihn auf den zweiten Stuhl und stellte sich
dann neben die Tür.
    »Nehmen Sie dem Herrn Schieb doch bitte

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