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Die Seherin von Knossos

Die Seherin von Knossos

Titel: Die Seherin von Knossos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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hinweg- und mein Amt aufs Spiel gesetzt, um dich zu untersuchen. Ich war dir ein Freund!« Er endete mit zorniger Stimme. »Und so dankst du es mir?« Mit einem wutentbrannten Blick auf Cheftu prüfte er Zähne und Kiefer, die noch allesamt fest in seinem Kopf saßen.
    Cheftu blickte beiseite, während sein Gesicht und seine Brust sich unter dem hochschießenden Blut verdunkelten.
    »Verzeih mir, natürlich warst du das. Ich ...« Er sah sich um. »Wieso bin ich hier? Es ist noch heller Tag, und ich liege im Bett? Wo ist Chl-Sibylla?«
    »Beim Üben, würde ich meinen«, antwortete Dion. »Sie hat gute Aussichten, die nächste Muttergöttin zu werden. Ich finde, sie wäre exzellent, meinst du nicht auch? Phoebus kann es kaum erwarten, mit ihr im Bett zu liegen, das kannst du mir glauben«, erklärte er lachend.
    Cheftu lachte ebenfalls, doch er wirkte nicht glücklich dabei.
    Interessant, dachte Dion. »Und dass du hier bist und nicht im Laboratorium - ich glaube, du bist hingefallen, hast dir den
    Kopf angeschlagen und bist dann eingeschlafen.« Er weigerte sich, seiner Angst, Cheftu könnte von dieser eigentümlichen Krankheit befallen sein, Worte zu verleihen. Schließlich hatte Spiralenmeister Imhotep sie sich zugezogen, während er die Kranken gepflegt hatte. Cheftu tat nichts anderes.
    Mit leicht gerunzelter Stirn stimmte Cheftu ihm zu, dass es wohl so gewesen sein musste.
    »Sag mir«, fragte Dion und berührte dabei Cheftus Bein, ohne sein Zucken zu beachten, »wie lange hast du schon diesen Bubo?«
    »Was für einen Bubo?«
    »Darf ich?« Dion zupfte an der Leinendecke. Cheftu überließ sie ihm. Dion deutete auf die Schwäre an Cheftus Hoden. »Was ist das, wenn kein Bubo?« Dion zwang sich zur Ruhe, während er beobachtete, wie Cheftu seinen eigenen Körper betastete. Seine Hände waren dunkelhäutiger als sein Hoden, und Dion brauchte seine ganze Selbstbeherrschung, um die Fassung nicht zu verlieren. Wenn er jetzt seine Erregung verriet, hatte er bei Cheftu keine Chance mehr.
    Der Spiralenmeister beschäftigte sich eingehend mit der Schwäre. Sie war so groß wie der Fingernagel eines Kindes und schien nicht zu schmerzen, wenn Cheftu daran herumdrückte. Spiralenmeister strich über sein Glied, und Dion bemerkte eine Reaktion.
    Er musste augenblicklich verschwinden.
    Unter einer geflunkerten Ausrede floh das Sippenoberhaupt aus dem Zimmer.
    Das Megaloshana’a war gekommen. Jeden neunzehnten Sommer drängten sich die besuchenden Sippen auf den Feldern und Hügeln von Aztlan. Azurblaue, safrangelbe und karmesinrote Zelte standen, riesenhaften Blumen gleich, verstreut auf den grünen Hängen. Der Wind erstarb, und die Sonne brannte wütend auf die goldene Spitze der Pyramide der Tage.
    Innerhalb von vierzehn Tagen würde sich die aztlantische Welt von Grund auf verändern.
    Über die Tage verteilt fanden verschiedene Feierlichkeiten statt, entsprechend der Prophezeiungen und Karten der Daeda-ledai in Verbindung mit den Mond- und Sonnenzyklen. Heute Abend gab es ein Fest. Morgen den ersten Wettlauf um die Position der Muttergöttin. Obwohl seit jeher ausschließlich Olympierinnen gewonnen hatten, nahmen hunderte von jungen Frauen an den Wettrennen teil, in der Hoffnung, dass das Auge des Goldenen auf sie fiel.
    Sobald die neue Muttergöttin ihr Amt angetreten hatte, würde der Aufsteigende Goldene geprüft, erst beim Stiertanz, danach in der Pyramide. Damit würde er Hreesos und sein Vorgänger athanai, woraufhin das Volk mit dem Blut des Stieres gesegnet würde. Danach würde wieder gefeiert, und später, wenn Sonne und Mond, Apis und Kela, sich am Himmel vereinigten, würde bei einem Ritual, das ausschließlich den Frauen und Hreesos vorbehalten war, der neue Hreesos gezeugt.
    Das Feiern hatte weder Anfang noch Ende.
    Die Tempeltänzerinnen gab es umsonst, der Wein strömte wie Meerwasser, und die Aztlantu gratulierten sich gegenseitig zu dem Glück, auf diesen Inseln geboren zu sein.
    Unter ihnen brodelte die Erde; ihr Glück würde sich bald wenden.
    Chloe spürte, wie die einzigartige Anspannung von ihr abfiel, und ließ sich auf Cheftus Brust sinken.
    »Du«, sagte er außer Atem, »hast eine ganz schöne Ausdauer entwickelt.«
    »Die dich fast umbringt?« Sie lächelte. »Das tun doch nur Süßspeisen.«
    Seine Lider schlossen sich, und Chloe sah ihn erstaunt an. Cheftu schlief ein? Gleich danach? Offenbar nahm es ihn ganz schön mit, jeden Tag bis tief in die Nacht zu arbeiten. Die Fei-ern wären

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