Die Seherin von Knossos
ruinierst mein Werk«, zischte sie. Cheftu sah sie zornentbrannt an, zog ihre Hände auf den Rük-ken und schnappte sich den Pinsel.
»Du bist eine echte Aztlantu geworden«, sagte er. »Halb nackt im Hof tanzen, als Erbin der Kela-Ileana.« Sie wehrte sich, doch er schob seine Hände weiter an ihren Armen nach oben, bis sie reglos mit durchgedrücktem Rücken vor ihm stand. »Möchtest du mit Phoebus ins Bett steigen?«
Statt einer Antwort zischte Chloe ihn an und weigerte sich zuzugeben, dass sein Griff schmerzte. Dass er schmerzte, vergaß sie, als er mit dem Pinsel ihre Brustwarzen zu bemalen begann. Die winzigen Pinselhärchen kitzelten, und sie spürte, wie sie enger und heißer wurde. »Wünschst du dir, Dion würde dich halten, und Phoebus würde deinen Leib bemalen?«
Er war zornig, seine Augen verrieten, wie verletzt er war.
»Es war nicht so, wie du glaubst.«
Er begann, ein Muster über ihre Brust zu malen, das er nach oben bis zum Schlüsselbein und nach unten bis zu dem lockeren Verschluss ihrer Jacke verlängerte. Was er da malte, konnte
Chloe von oben nicht erkennen; sie sah nur ihre hervorstehenden Brüste, blassgold unter dem klaren Türkis. Hieroglyphen.
Er bemalte sie mit Hieroglyphen.
Chloe wehrte sich erneut, und Cheftu zog sie näher, ohne seinen harten Griff zu lockern. Er klemmte den Pinsel zwischen die Zähne und schob die Hand unter den Bund ihres Kleides. Seinen Mund auf ihren pressend, sodass der scharfe Geruch der Farbe zwischen ihnen hing, lockte er Chloes Zunge in das Gefängnis, in das er seinen Mund durch den Pinsel verwandelt hatte. »Ich bin sehr wütend«, murmelte er gegen ihre Lippen.
Ein lautes Reißen hallte durch den Raum; Chloe schrie vor Zorn auf und setzte sich zur Wehr. Er zog sie an seinen Körper, wodurch ihre Tritte ins Leere gingen. Chloe wurde schwindelig, ihre Gefühle spielten verrückt, und . na gut . sie war scharf auf ihn.
Cheftu schob sie rückwärts gegen die Wand, obwohl Chloe sich windend zu befreien suchte, wenn auch nicht mehr so energisch wie zuvor. Vielleicht war er wütend, aber er war ebenfalls scharf, das wusste sie. Als er mit einer Hand eine Rüsche ihres Rocks herunterriss, spürte Chloe, wie ihr die Knie weich wurden. Geschickt und schnell fesselte er ihre Hände auf dem Rücken und lachte über ihre Befreiungsversuche. Jetzt raste sie vor Wut.
Bis er in die Hocke ging, statt des Pinsels beide Hände in die Farbe tauchte und ihr damit die Haut massierte. Die Farbe fühlte sich fest, glitschig und so kühl an, dass ihr Schauer über den Rücken liefen. Cheftu hantierte damit wie mit einer Lotion, sorgfältig rieb er die Pigmente ein; Chloe sah aus, als würde sie vom Nabel abwärts durch die Wellen des Ozeans gewirbelt.
Chloe zitterte und konnte kaum mehr stehen. Cheftus Berührung war reine Magie, und es war unaussprechlich erotisch, sich durch Farbe und Muster verwandelt zu sehen. Sie war selbst zum Kunstwerk geworden.
Den Kopf gegen die Wand gelehnt, konzentrierte sie sich ganz auf ihre Empfindungen. Die kühle Farbe nahm langsam die Hitze ihres Körpers an. Die Stellen, wo sie dick aufgetragen war, waren fest und schwer, auf jenen Körperteilen andererseits, die kaum von Farbe überzogen waren, war der Belag so leicht, dass er sich wie Spinnweben auf der Haut anfühlte. Cheftu hob ihren Fuß hoch, rieb auch ihn mit Farbe ein, drängte mit den Fingern zwischen die Zehen, ganz langsam, wobei das Glitschen und Schmatzen der Farbe fast klang wie ...
»Welcher Geschmack?«, fragte er heiser.
Chloe glitt langsam an der Wand herab, ihre Knie über seinen Schultern, bis sie auf seinen Schenkeln zu sitzen kam. Sie blinzelte und holte tief Luft, als er ihr Gesicht mit äußerst beredten Berührungen zu bemalen begann.
Die Farbe war mittlerweile angedickt und fühlte sich köstlich glatt an.
»Was für ein Geschmack, meine treulose Madame?«
O nein, dachte sie, diese Sorte Eis haben sie noch nicht erfunden!
Sie stöhnte, als er sie an ihrer intimsten Stelle berührte und hinter ihren geschlossenen Lidern Visionen von aufsteigenden blauen, azurfarbenen, türkisen Wellen vorbeizogen, die kurz davor waren, auf den Strand zu brechen.
Cheftu flüsterte unter ihren Lippen, suggestiv und sinnlich, und heizte damit das Feuer an, bis sie heiß wurde wie das blaue Herz einer Flamme, um schließlich mit Haut und Haaren verschlungen zu werden.
Die schwarze, höhlenartige Kammer war so leer, dass es hallte. Die an den Wänden befestigten Fackeln
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