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Die Seherin von Knossos

Die Seherin von Knossos

Titel: Die Seherin von Knossos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Stimme ging im letzten Todestanz unter, unter dem Dröhnen der Wellen, dem Donnern der Felsen und ihren eigenen Schreien, mit denen sie ins Wasser stürzte.
    18. KAPITEL
    Jemand klopfte an Chloes Kopf. Als sie endlich zu sich kam, blieb ihr nur eine Sekunde, um sich abzuschirmen und unter den fallenden Felsbrocken wegzurollen. Höher, sie musste höher hinauf. Instinktiv kroch sie vorwärts und wagte sich in den nach oben führenden Kanal, näher zum Eingang, wie sie hoffte. Arme und Beine spreizend, sodass sie wie ein Kaminbesen festsaß, begann sich Chloe Stückchen für Stückchen nach oben zu schieben.
    Kleinere Nachbeben ließen sie mehrmals wieder abgleiten, doch sie dachte nicht nach, sondern machte sich einfach erneut ans Werk. Etwa auf halbem Wege, so weit sie das erkennen konnte, stieß sie auf einen Durchgang. Das Erdbeben hatte aufgehört, darum markierte sie die Stelle und kroch in den Gang hinein. Eine Reihe von Linkswendungen, also befand sie sich in einem griechischen Schlüssel. Die Abstände wurden immer kürzer! Jeden Augenblick musste sie in der Mit ...
    Der Schacht verschluckte ihren Schreckensschrei und die Worte dröhnten ihr noch in den Ohren, während sie durch die Luft purzelte. »O Scheiße«, flüsterte Chloe noch, bevor es ihr den Atem verschlug.
    Bei der schmerzhaften Landung prellte sie sich sämtliche Schürfwunden und schürfte sich sämtliche Prellungen auf. Dafür steht mir eigentlich eine Risikozulage zu, dachte sie und stemmte sich mühsam auf die zerkratzten Hände und Knie.
    Zwei Dinge fielen ihr sofort auf.
    Erstens die frische, wenn auch stinkende Luft.
    Zweitens das Rauschen von Wellen.
    Wie betäubt vom Adrenalin lief Chloe auf das Wellenrauschen zu, durch den sich gewundenen, kurvenreichen Gang, der aber nicht an ein Labyrinth, sondern eher an einen Bergpass erinnerte. Als sie um eine Ecke bog, wehte ihr Luft entgegen, die ihr das Haar in die Augen peitschte und den Schweiß auf ihrem Leib empfindlich abkühlte. Die Helligkeit ließ sie zurücktaumeln, obwohl es höchstens schummrig war. Chloe schluckte ein Schluchzen hinunter, als ihr aufging, dass sie aus dem Labyrinth heraus war.
    Sie befand sich in einer dunklen Höhle, deren Decke in dunklem Schatten lag und in der das Plätschern des Wassers auf Holz wie eine Symphonie in ihren Ohren klang. Wasser! Holz! Vielleicht sogar ein Boot! Und dort, in der Ferne, sah sie einen Fetzen Himmel. Als sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten, erkannte sie, dass die Boote fast unter Wasser lagen. Es waren keine Schiffe, sondern kleine Ruderboote. Chloe begriff, dass sie sich unterhalb der Insel Aztlan befand.
    Sie eilte an das am wenigsten beschädigte Boot und suchte nach einer Flasche, um vor Erleichterung loszukichern, als sie einen Krug mit Wein entdeckte. Sie schlug den Hals ab, nahm einen Schluck, ließ den Krug dann fallen und fing an zu heulen.
    Cheftu rieb sich die Augen und besah sich sein Behelfshospital. Die Menschen lagen, teils tot, teils verwundet, so dicht gedrängt im Festsaal, dass nicht einmal eine Handspanne zwischen sie passte. Alle hier waren unter größten Opfern nach Aztlan geflohen. Die Landbrücke gab es nicht mehr, das Wasser hatte die Leichen weggespült, und mit jedem Dekan weiteten sich die Erdspalten auf beiden Inseln.
    In einem anderen Raum lagen jene, die an der Seuche starben oder gestorben waren. Dieselbe Krankheit, die Jahrzehnte brauchte, um auszubrechen, tötete die Menschen nun innerhalb weniger Tage.
    Die Zeit zerrann ihm unter den Händen, doch Cheftu hatte keine andere Wahl, als diesen Menschen zu helfen und, mon Dieu, Chloe zu finden! Er hörte, wie jemand in den Raum trat und drehte sich um, die Augen in der Dunkelheit zusammengekniffen. Sie setzten hier nur Fackeln ein, Öllampen stellten während eines Erdbebens eine zu große Feuergefahr dar.
    »Der Rat hat eine Sitzung einberufen, Cheftu«, sagte Dion.
    »Ich habe keine Zeit, Dion.«
    »Phoebus fehlt, Niko ebenso. Ileana hat die Sitzung einberufen.«
    Cheftu, der eben die heiße Stirn eines Fieberopfers mit einem Schwamm abgetupft hatte, sah auf. »Sie ist doch gar nicht im Rat, wie kann sie ihn einberufen?«
    Dion seufzte.
    »Seit Phoebus verschwunden ist, regiert sie an seiner Stelle. Nestor muss erst noch als Aufsteigender Goldener vereidigt werden.«
    Cheftu stand auf. »Wann begreift ihr endlich, dass wir keinen weiteren Aufsteigenden Goldenen brauchen? Das Einzige, was hier aufsteigt, ist der Wasserspiegel! Dieses Land

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