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Die Seherin von Knossos

Die Seherin von Knossos

Titel: Die Seherin von Knossos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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blinzelte, denn sein Blickfeld wurde immer enger, füllte sich immer mehr mit dem fallenden Grau. Er spürte, wie sich die Asche um seine Sandalen herum auf dem Deck ansammelte. Sie enthielt noch ein wenig Hitze, und er hörte, wie sich die Seesoldaten murmelnd miteinander unterhielten. Sie hatten schnell die Schilde umgestellt, sodass die Ruderer geschützt saßen.
    Zu dumm, dass er kein Aztlantu sprach.
    Bald hatte man auch ihn zum Arbeiten herangezogen, er musste mithelfen, das Deck zu säubern, damit das Gewicht der Asche sie nicht auf den Meeresboden drückte. Man konnte so gut wie nichts mehr erkennen, deshalb schaufelte Cheftu blindlings Asche hoch und schleuderte sie beiseite - über die Reling, wie er hoffte.
    Der Wind, der die Asche zu Derwischtänzen hochpeitschte, war so laut, dass er nichts mehr hörte.
    Bis auf das Splittern von Holz, als der Mast von einem Blitz getroffen wurde.
    Der Donner überrollte die Schreie der Seeleute, die von dem brennenden Mastoberteil zerquetscht wurden. Das Feuer verschlang mit mörderischer Wut das hölzerne Schiff. Sie sanken.
    Flammenzungen hüllten das Deck ein, und der Wind verwehte Schreie wie Befehle. Cheftu sah sich nach einer Fluchtmöglichkeit um. Der Rest des Mastes stürzte um, wobei ein Flammenvorhang aufloderte, der das Schiff in zwei Hälften teilte und die brüllenden Seeleute und hochpeitschenden Wogen in infernalisches Licht tauchte. Menschen sprangen, lebendigen Fackeln gleich, über Bord. Andere hackten wie besessen auf die Holzplanken ein. Cheftu packte seinen mit Bitumen überzogenen Weidenkoffer.
    Das Krachen des berstenden Holzes übertönte sogar das Peitschen der Wellen, des Windes und das Grollen des Donners. Cheftu spürte, wie das Deck unter ihm zur Seite kippte, und fiel zu Boden, um ellenweit über die Planken zu rutschen. Er streckte die Hände nach irgendetwas aus, an dem er sich einhalten konnte, doch das Boot bekam zu schnell Schlagseite. Das Brüllen der Stiere in den Laderäumen ließ das ganze Schiff erbeben.
    Mit einem letzten Krachen zerbrach der Rumpf in zwei Hälften. Die Asche raubte ihm die Sicht, verstopfte ihm Hals und Nase. Noch während er seinen Mund abdeckte, kenterte das Schiff, und Cheftu wurde von Deck ins Wasser geschleudert.
    Weiße Wogen schlugen über seinem Kopf zusammen.
    Cheftu kam prustend und hustend wieder hoch und wurde dabei um Haaresbreite von einer Planke erschlagen. Mit kräftigen Tritten schwamm er von dem brennenden Wrack weg und zerrte dabei die wenigen Leiber, die er sah, auf sein Holzfloß. Er klopfte auf Rücken oder beatmete fremde Münder, bis die Männer hustend Wasser spuckten und ins Leben zurückgeholt wurden.
    Er war schon immer Arzt gewesen, doch nun ließen ihn die modernen Behandlungsweisen, die er von Chloe gelernt hatte,
    wie einen Gott erscheinen.
    Er überließ sein Holzbrett den vier Männern, die sich daran festklammerten, und schwamm über die düstere See hinweg auf die anderen schaukelnden Köpfe zu.
    Es regnete eine Paste aus Asche und Wasser, und Cheftu war klar, dass sie nicht lange Luft zum Atmen haben würden. Die tiefschwarze Nacht prasselte immer weiter auf sie herab, so-dass Cheftu nicht einmal den Horizont erkennen konnte. Sollten sie sich einfach den Gezeiten überlassen? An einer neuen Boje festgeklammert, tat Cheftu es den Seeleuten nach, die vom Wrack wegflohen und weiß Gott wohin schwammen.
    Als der Himmel sich langsam zu lichten begann, sichteten sie Land. Cheftus Beine versagten ihm beinahe den Dienst, als sie endlich den Strand betraten. Dekane lang fischten sie ihre Kameraden aus dem Meer.
    Cheftu klopfte einem weiteren Matrosen auf den Rücken, bis er hustend und pfeifend Seewasser erbrach. Er war eben von den Wellen angeschwemmt worden. Gleich darauf ging Cheftu über den Kieselstrand und leistete ein paar anderen Seesoldaten Hilfe. Niemand hatte den Kapitän gesehen, und sieben weitere Männer wurden immer noch vermisst. Doch die aztlantischen Seesoldaten waren gut ausgebildet. Die Männer kannten diese Gewässer und konnten leicht eine Insel mit frischem Wasser finden. Es sei denn, natürlich, sie waren verletzt. Cheftu erfuhr in stockendem Aztlantisch, dass ein Seesoldat, der nicht zu seinem Schiff zurückschwimmen konnte, für tot erklärt wurde.
    Cheftu ließ sich sein Entsetzen über diese aztlantische Hartherzigkeit nicht anmerken.
    Noch bevor ihm die Seesoldaten danken konnten, ging er weiter zur nächsten Gruppe, wo er einen gebrochenen Arm schiente

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