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Die Sehnsucht der Falter

Die Sehnsucht der Falter

Titel: Die Sehnsucht der Falter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Klein
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Zellulitis überhaupt? Gibt es das wirklich? Sofia reibt sich die Beine immer mit einer italienischen Creme ein, damit sie glatt und fest werden, doch man sieht gar keinen Unterschied. Sie wurde halt mit Dellen in den Beinen geboren. Sie drehte sich hin und her, wandte den Kopf, als stellte sie sich vor, sie wäre drei Monate älter und zehn Kilo leichter.
    »Gehen wir«, meinte Sofia. »Das sind wirklich Omakleider.«
    Wir zogen Lucy vom Boden hoch und schleppten sie aus der Umkleidekabine. Sofia und Claire wollten sich BHs ansehen, aber Lucy wollte nicht mehr im Kaufhaus bleiben. »Ich werde in Kaufhäusern immer so müde«, jammerte sie. »Mir tut der Kopf weh.«
    Wir gingen mit Lucy raus und standen auf dem Gehweg. Wir überlegten, was wir mit dem Tag noch anfangen sollten. Plötzlich hatten wir nichts zu tun.
    »Ich brauche einen Kaffee«, sagte Lucy. Wir gingen in ein Café, wo Lucy zwei Tassen schwarzen Kaffee ohne Milch und Zucker trank.
    Wir beschlossen, in den Park zu gehen, wo wir die Leute beobachten konnten. Er lag nur zehn Straßen weiter, aber wir hatten noch nicht die Hälfte geschafft, als Lucy sich ausruhen musste.
    »Ich bin zu müde. Ich glaube, ich fahre zurück in die Schule. Ich will einfach nur zurück.«
    Ich bestand darauf, mit ihr zurückzufahren, und sie setzte sich auf den Gehweg und fing an zu weinen. »Lass mich allein fahren. Ich will euch nicht alles verderben. Charley ist so weit gefahren, um euch zu sehen.«
    Ich weigerte mich, sie allein gehen zu lassen. Ich wusste nicht, ob sie es schaffen würde. Letztlich wollten alle in die Schule zurück, und Charley fuhr früh nach Hause.
    Auf dem Rückweg zum Bahnhof nahm Charley mich beiseite und erkundigte sich nach Ernessa.
    »Die Sache ist vorbei«, log ich. »Ich sehe sie kaum noch. Es ist, als wäre sie gar nicht mehr in der Schule.«
    Sicher, Lucy geht nicht mehr in Ernessas Zimmer. Sie ist zu müde und kann nur auf ihrem Bett liegen.
    »Sie ist total spießig, aber sie hat mir zwei Riesengefallen getan«, meinte Charley. »Sie hat mir tollen Stoff besorgt und dafür gesorgt, dass ich fliege. Sonst wäre ich wie Dora aus dem Fenster gesprungen. Kopfüber ins Ozon.«
    »Ernessa wollte dich loswerden«, sagte ich. »Sie dachte, du könntest nicht die Klappe halten.«
    »Klar, aber es war ja nun kein Geheimnis, dass sie Drogen vertickt.«
    »Hast du mal erlebt, dass Ernessa beim Rauchen komisch wurde?«
    »Was meinst du mit komisch?«
    »Keine Ahnung. Irgendwie verändert, anders.«
    »Ich glaube, sie war gegen das Zeug immun. Es schien überhaupt keine Wirkung auf sie zu haben. Vermutlich, weil sie es ständig geraucht hat. Immun gegen Pot, kannst du dir das vorstellen? Ein Leben ohne Spaß.«
    Ich wollte ihr noch mehr erzählen, aber Charley hatte das Interesse verloren. Sie und Claire waren schon bei einem anderen Thema.
    Ich sah, wie Lucy sich an Sofias Arm den Gehweg entlangschleppte. Ihre Augen wirkten kälter und konzentrierter, als ich es für möglich gehalten hätte. Sie konnte unser Gespräch nicht gehört haben.
    Schließlich war ich erleichtert, als ich mich von Charley verabschiedete und wieder in die Schule fuhr.
    Im Zug sagte Lucy kein Wort. Als wir wieder in der Schule waren, schloss sie sich in ihrem Zimmer ein und kam den ganzen Tag nicht mehr raus. Ich habe sie erst heute beim Mittagessen wieder gesehen. Sie ist seit Wochen nicht mehr in der Kirche gewesen, auch heute Morgen nicht. Früher habe ich sie damit aufgezogen, aber jetzt, wo sie nicht mehr hingeht, ärgert es mich.
    Ich habe nicht dauernd nach ihr gesehen. Wenn sie essen würde, wäre sie nicht ständig müde. Als wir wieder in der Schule waren, fragte ich sie, ob sie ihre Tage habe. Sie antwortete, die habe sie schon seit Monaten nicht mehr.

Februar
1. Februar
    Wenn ich mich Lucy nähere, stößt sie mich weg. Gehe ich ihr aus dem Weg, kommt sie im Traum zu mir.
    Lucy lag im Bett. Ich hatte sie holen wollen, bekam sie aber nicht wach. Sie lag auf der Seite, und ich rüttelte sie mehrmals an der Schulter, aber sie fühlte sich wie Holz an. Schließlich schlug ich die Decke zurück. Sie war nackt, und ihre Nacktheit war mir peinlich; sie war nicht wie sonst. Lucy war völlig steif und hatte die Beine an die Brust gezogen. Ich musste ihre Beine gerade biegen und spreizen, um sie aus dem Bett zu bekommen. Sobald ich sie auseinander zwang, drückte sie sie wieder zusammen. Endlich gelang es mir, sie auf den Rücken zu drehen. Zwischen ihren Beinen entdeckte ich

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