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Die Sehnsucht der Konkubine

Die Sehnsucht der Konkubine

Titel: Die Sehnsucht der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Furnivall
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Rücksitz entfernte. Sekunden später raste Alexej auf das Eingangstor zu, seine drei Fahrgäste zusammengequetscht auf dem Rücksitz. Als der Wachsoldat ihm etwas zurief, stieß er einen kurzen Fluch aus und wedelte ihm mit Dmitris Papieren unter der Nase zu.
    »Aus dem Weg da, du Idiot. Ich werde über diese Inkompetenz auf der Stelle bei Oberst Tursenow berichten müssen.«
    » Da , Oberst, da .«
    Das Tor schwang auf, und der Wald lag vor ihnen. Er fuhr nur so weit, bis das Gelände außer Sicht war, stieg dann auf die Bremse und drehte sich auf seinem Sitz herum.
    »Wie geht es ihr?«, fragte er.
    Chang erwiderte nichts. Er murmelte nur leise vor sich hin, und es klang wie eine Totenklage. In einer Ecke des Rücksitzes saß der große Kosak, in sich zusammengesunken und still. Tränen strömten über sein rußgeschwärztes Gesicht.

FÜNFUNDFÜNFZIG

    S tirb nicht.«
    Von irgendwo weit, weit weg drangen die Worte zu ihr. Wie winzig kleine Schneeflocken, die in dem Moment wegtauten, wenn sie ihre Haut berührten. Doch diese Worte waren nicht weich.
    »Stirb nicht, meine Geliebte.«
    Es ist zu spät. Begreifst du das nicht? Ich bin schon tot.
    Da waren keine Schmerzen, keine Gedanken, keine Wünsche, keine Farbe, nur das Nichts. Eine hohle Leere. Doch wenn es wirklich so war, tot zu sein, einfach nur dieses Nichts, worin lag dann der Sinn des Lebens und all der Mühen, die man durchlitten hatte? Und was war mit der Zukunft, die sie geplant hatte? Existierte sie überhaupt noch? Würde sie ohne sie stattfinden? Ein Bild von Chang glitt in die Leere, die in ihr war, ein Bild von Chang, wie er weitermachte, wie er sich eine Chinesin zur Frau nahm und mit ihr chinesische Kinder mit leuchtenden Augen großzog. Das alles ohne sie. Würde er weinen? Würde er sich erinnern? Das Komische war, dass ihr Herz sich selbst im Tode nichts anderes wünschte, als ihn glücklich zu sehen.
    Aber glücklich mit ihr .
    »Komm zu mir zurück, mein Fuchsmädchen.« Seine Worte schwebten auf sie herab, sie waren scharf wie Nadeln, die sich unter ihre Haut bohrten, und ließen ihr keine Ruhe.
    Nein, mein Ein und Alles, es ist zu spät. Sie spürte, wie sie immer tiefer in das Loch hineinglitt, die Schwärze schluckte sie, sog alle Helligkeit aus ihr heraus, und ihre Finger entkrampften sich und ließen ganz allmählich los. Da war nicht einmal mehr das Bild von Chang. Jetzt gab es nur noch große Leere. Es ist vorbei.
    »Komm zurück, Lydia, oder ich komme hinter dir her und zerre dich mit meinen bloßen Händen zurück.«
    Nein, lass mich in Ruhe.
    Etwas griff nach ihr, es rüttelte und schüttelte sie, bis sie spürte, dass ihre Zähne klapperten.
    Zähne? Wie konnte sie noch Zähne haben, wenn sie tot war? Wenn man tot ist, dann besteht man doch nur noch aus Seele, verdammt noch mal. Zähne! Das bedeutete, dass ein winziger Teil von ihr nach wie vor am Leben war. Verdammt! Mit einer gewaltigen Willensanstrengung bohrte sie die Fingernägel in die Wand aus Schwärze und spürte, wie ihr Körper mit einem Ruck zu fallen aufhörte. Alles tat ihr auf einmal weh. Es wäre so viel leichter gewesen, einfach loszulassen.
    Tschort! Ganz allmählich, Hand über Hand, Zentimeter für Zentimeter, begann sie sich wieder nach oben zu ziehen.
    Die Kugel war das Erste, was sie sah, als sie die Augen öffnete. Sie lag auf der Fensterbank im Sonnenlicht und glänzte, als hätte sie jemand poliert. Als Zweites sah sie Elenas breites Gesicht. Sie beugte sich über Lydia, die Fältchen um ihre Augen waren starr, und ihre Finger waren rötlich verfärbt. Rote Farbe? Was hatte Elena mit roter Farbe zu schaffen?
    »Ach, du bist wach.«
    »Ja.« Lydias Kehle war so wund, als hätte man sie gehäutet. Die Luft in ihrer Luftröhre schmeckte schwarz und faulig.
    »Ich hab gerade deinen Verband gewechselt.« Die blassblauen Augen musterten sie aufmerksam. »Wundes Gefühl im Hals?«
    »Ein bisschen.«
    »Das dürfte eigentlich nicht sein. Dein Freund hat massenhaft von diesem widerwärtigen chinesischen Zeug auf deine Zunge geschmiert und mir beteuert, dass du keine Schmerzen empfindest.«
    »Chang? Wo ist er?«
    Elenas ernstes Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. »Dann wirst du es überleben.«
    »Das möchte ich ihr auch geraten haben.«
    »Chang An Lo?« Lydia drehte den Kopf und sah ihn direkt neben sich auf dem Bett sitzen. Auf seinem Gesicht stand ein Ausdruck, den sie noch nie an ihm gesehen hatte.
    »Lag ich im Sterben?«, flüsterte sie.
    Er hob ihre

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