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Die Sehnsucht der Konkubine

Die Sehnsucht der Konkubine

Titel: Die Sehnsucht der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Furnivall
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ihr Gehirn unter dem Sauerstoffmangel litt und nicht mehr richtig funktionierte. Mit der größten Willensanstrengung rappelte sie sich wieder auf und schrie.
    »Papa! Papa! Papa!«
    Den Klang ihrer Stimme konnte sie hören, doch ihre Lippen fühlten nichts mehr, als bestünde keine Verbindung mehr zu ihrem übrigen Körper. Sie stolperte über eine Holzlatte, die brennend zu Boden gefallen war und einen ihrer Stiefel in Brand setzte. Hektisch schlug sie mit der behandschuhten Hand darauf und taumelte im nächsten Moment zu ihrer eigenen Überraschung in einen kleinen Hohlraum in all dem Chaos, eine Art Lichtung inmitten eines lichterloh brennenden Waldes. Ringsum stand alles in Flammen, doch wundersamerweise brannte genau hier kein Feuer. Darüber lag eine Leiter, die aus einem Gewirr von Metallverstrebungen und viel Holz bestand, das in der Hitze Blasen warf. Und darunter begraben lag ihr Vater. Sie erkannte ihn an seinem weißen Haar. Nur sein Kopf und ein Arm waren sichtbar, und er hatte die Hand ausgestreckt und sah sie an. Seine Augen lächelten.
    »Lydia.«
    Das Rauschen des Feuers in ihren Ohren überdeckte das, was er gesagt hatte, doch sie hatte es ihm von den Lippen abgelesen.
    »Papa!«
    Sie ging in die Hocke und nahm seine Hand. Einen flüchtigen Moment verschränkten sich ihre Finger, so wie sie es vor vielen Jahren im Schnee getan hatten. Sie flüsterte: »Mein lieber Papa«, bevor sie aufstand, die Holzplanke packte und versuchte, sie von seinem Rücken wegzuziehen. Es erschreckte sie, wie wenig Kraft sie hatte. Plötzlich sah sie hell leuchtende Sterne, wusste dabei aber nicht, ob es der tatsächliche Nachthimmel war, der sich über ihr öffnete, oder ob der Sternenregen in ihrem Kopf stattfand. Jens berührte sie am Fußgelenk, und sie kniete rasch neben seinem Kopf nieder.
    »Lydia«, sagte er heiser. »Du musst hier raus. Jetzt.«
    Er schob sie von sich weg, doch die Geste war so schwach, dass sie sie kaum spürte. »Weine nicht«, murmelte er. »Geh einfach.«
    Ihr war gar nicht bewusst gewesen, dass sie weinte. Sie küsste ihn auf das weiße Haar, das nach Öl und Rauch roch. Blut rann aus seinem Ohr. »Papa«, schnappte sie nach Luft und schob vorsichtig ein Bein unter die Kante der Holzplatte, die auf ihm lag, um ihn etwas zu entlasten. Mit dem anderen Bein drückte sie dagegen. Das Holz verschob sich ein wenig, genug, damit Jens seinen anderen Arm herausziehen und versuchen konnte, ein Stück weit auf den Ellbogen vorwärtszukriechen. Doch er steckte fest, konnte die Beine nicht bewegen.
    »Geh, Lydia.«
    »Nicht ohne dich.«
    »Wir werden beide sterben.«
    Statt einer Antwort griff Lydia nach einem Stück Holz, ohne darauf zu achten, dass es in Flammen stand, und rammte es wie einen Hebel unter die polierte Holzplatte, um das Bein herauszubekommen. Dann bückte sie sich, griff nach Jens’ Händen und zog mit all ihrer Kraft daran, bis sie vor Anstrengung das Gefühl hatte, ihre Lungen würden zerreißen. Einen Moment lang passierte gar nichts, nur dass das Feuer immer näher kam, doch plötzlich gab die Platte nach. Ein lautes Krachen, dann begann Jens vorwärtszurutschen. Er gab keinen Laut von sich. Lydia konnte in seinen grünen Augen erkennen, welchen Schmerz sie damit ihrem Vater bereitete, aber sie hörte trotzdem nicht auf, bis sie die Holzplatte ganz weggezogen hatte. Erst dann starrte sie auf seine Beine. Knochen stachen in alle Richtungen durch das Fleisch. Selbst dort in der rauchig schwarzen Luft war das Weiß der Knochen und das Rot des Blutes nicht zu übersehen. Eine Kniescheibe war ganz weggerissen.
    »Lydia, bitte geh.« Aus seinem Gesicht war alle Farbe gewichen, seine Lippen waren aschgrau. »Lass es nicht zu, dass ich … auch noch meine Tochter töte.«
    Lydia beugte sich über ihn und legte einen Arm um seine Schulter. »Du hast das getan? Dieses Feuer?«
    Er lächelte, und sie liebte ihn für dieses Lächeln.
    »Bist du bereit?«, fragte sie.
    Er versuchte, sich aus ihrem Griff herauszuwinden, doch sie ließ ihn nicht los. Stattdessen zog sie sich selbst ein Stück in die Höhe, nahm ihn mit und legte ihn sich auf den gebeugten Rücken. Während sie seine zertrümmerten Beine hinter sich herzog, gab er keinen Mucks von sich, doch er atmete auch kaum mehr. Ein wilder Regen aus Funken und brennendem Unrat ging über ihren Köpfen nieder, und sie spürte, wie etwas brennend ihr Ohr und dann ihren Nacken streifte, aber ihr Vater schlug es von ihrem Haar weg, was auch

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