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Die Sehnsucht der Konkubine

Die Sehnsucht der Konkubine

Titel: Die Sehnsucht der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Furnivall
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Schreibpapier und einen Bleistift heraus. Papa, würdest du ein Kind verlieren wollen? Sie begann eine neue Reihe auf der Bettdecke und fügte eine noch ungeöffnete Flasche Rosenwasser hinzu, die ihr verwitweter Stiefvater ihr für die Reise geschenkt hatte. Der liebe Alfred. Er war wieder in England, doch hätte er sie jetzt gesehen, wäre er vor Scham in den Boden gesunken. Für einen Engländer wie ihn wäre es eine unendliche Qual gewesen, mit einer Wildfremden ein Gespräch über den Verlust eines Sohnes zu führen. Undenkbar. Doch hier in Russland liefen die Dinge anders. Die Sitten waren rauer, und das war ein Aspekt dieses Landes, den Lydia allmählich zu schätzen wusste, weil er es leichter machte, mit anderen in Kontakt zu treten.
    »Elena«, sagte sie mit einem plötzlichen Lächeln. »Lass uns auf deinen Sohn trinken.« Aus der Tasche zog sie eine halbe Flasche Wodka hervor. Auf dem Schraubverschluss steckte ein kleiner Zinnbecher.
    Elenas Augen leuchteten auf. Sie warf den Zigarrenstummel auf den Flurboden und drückte ihn mit dem Stiefel aus. Während Lydia den Verschluss öffnete, versetzte ihre Besucherin der Tür einen Schubs, um sie zu schließen, und ließ sich mit einer Wucht auf das leere Bett fallen, dass die Federn quietschten.
    »Richtig, kleine Genossin, reich mal rüber.«
    Lydia goss den kleinen Zinnbecher bis zum Rand voll, doch statt ihn der Frau zu reichen, nahm sie selbst einen Schluck und gab Elena die ganze Flasche, die diese mit sichtbarer Freude entgegennahm.
    »Na sdorowje!« , sagte Lydia. »Auf die Gesundheit!«
    Sie tranken gemeinsam, Lydia aus dem Becher, Elena aus der Flasche. Die Flüssigkeit brannte sich ihren Weg durch Lydias Kehle in ihren Magen, und ihr wurde auf der Stelle schwindelig. Sie nahm noch einen Schluck.
    »Tu ihm nicht weh, Elena.«
    »Wem? Meinem Sohn? Dafür ist es zu spät.«
    »Nein. Ich meinte Liew.«
    »Ha! Was bist du, seine Mutter?«
    » Da . Ja. Seine Mutter, seine Schwester und sein Kindermädchen, alles in einem.«
    Elena lachte und nahm noch einen tiefen Schluck. »Dann kann er aber von Glück reden.«
    Lydia beugte sich vor. »Kann er das, Elena?«
    »Natürlich. Er hat dich, die sich rührend um ihn kümmert, er hat deinen Bruder zum Streiten, und er hat mich zum … na ja, damit ich ein bisschen Pfeffer in sein Leben bringe, sagen wir es mal so.« Elena machte eine schüttelnde Bewegung mit den Schultern und brachte ihre großen Brüste damit zum Wackeln. Es sah ziemlich professionell aus.
    »Genossin«, sagte Lydia mit einem zuckersüßen Lächeln, »gehst du eigentlich zufällig auf den Strich?«
    Elena blinzelte, stieß geräuschvoll den Atem aus und schaute einen Moment lang etwas pikiert aus, doch dann warf sie den Kopf in den Nacken und lachte so herzhaft, dass ihr die Brüste fast aus der Bluse sprangen.
    »Deine Äuglein sind so scharf wie die einer Schlange, Genossin Iwanowa.« Sie wischte sich mit dem Handrücken über die Augen und setzte erneut die Flasche an den Hals. »Woher wusstest du das? Einem jungen Ding wie dir sollte so etwas nicht auffallen.«
    »Es ist die Art und Weise, wie du Männer anschaust. Als könnte man sie … benutzen. Wie Werkzeuge, nicht wie Menschen. Den gleichen Blick habe ich auch in den Augen der geschminkten Damen von Tschangschu gesehen.«
    »Du glaubst also, ich benutze deinen Kosaken.«
    » Da . Und ich frage mich, wofür.«
    »Nun, dieses Mal täuschst du dich, kleine Genossin. Meine Tage als Nutte sind gezählt.« Sie lehnte den Kopf gegen das hölzerne Ende des Bettes und hob schwungvoll die Beine auf die Decke. »Wohl kaum eine Überraschung, was? Sieh mich doch an.«
    Sie betrachteten beide Elenas Spiegelbild – die Schenkel, die sich wie breite Säulen unter dem Rock abzeichneten, den Bauch, der in mehreren Wülsten darüberlag, und die blauen Krampfadern unter den Strümpfen. Sie betrachteten Elenas Körper, als gehörte er zu jemand anderem. Lydia war noch nie in ihrem Leben zu einer so schonungslosen Prüfung aufgefordert worden und fand dies auf eine Art und Weise faszinierend, die ihr unangenehm war.
    »Manche Männer«, sagte Lydia, »mögen füllige Frauen.« Sie war weit von der Gewissheit entfernt, dass das wirklich stimmte, und sagte es mehr aufs Geratewohl.
    » Tschort! Du bist viel zu jung, um zu wissen, was Männer mögen und was nicht.«
    Lydia wich dem Blick ihrer blassen Augen aus und verfluchte die Röte, die unweigerlich von ihrem Hals zum Gesicht hochstieg. Sie hoffte, die

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