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Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)

Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Maul und langen knochigen Armen zu formen, die nach dem Körper der Eule griffen, als sie auf den Boden zutaumelte. Sofort verwandelte sich Traian in winzige Tröpfchen dunklen Dampfs, um unentdeckt in der schwarzen Masse untergehen zu können. Der Tornado fiel in sich zusammen, als hätte es ihn nie gegeben, und hinterließ eine unheimliche Stille und einen klaren Himmel.
    Etwas Silbriges fiel aus den Ästen der Bäume, ein solides Netz aus fest verwobenen Silbersträngen, die Traian aber nicht erwischten, weil er sich schon wieder verwandelte und in geduckter Haltung auf dem Boden landete. Das silberne Netz berührte bloß seinen Arm, rutschte jedoch ab und landete nur Zentimeter von seinen Füßen entfernt auf dem Boden. Ein scharfer Schmerz durchzuckte ihn, und hässliche rote Beulen bildeten sich auf Traians Haut, wo sie mit dem glitzernden Silber in Berührung gekommen war. Tausende von Stechmücken flogen ihm ins Gesicht wie eine Armee winziger Soldaten, die darauf programmiert waren, ihn aufzuspüren und anzugreifen. Traian verflüchtigte sich zu einem Dunst, um ihnen zu entkommen, und zog sich in den Wald zurück, wo er sich in Gestalt eines Froschs an einen Ast klammerte.
    Dann suchte er mit geschärften Sinnen die Umgebung ab und versuchte, seinen Gegner aufzuspüren. Meistervampire zeigten sich nur selten, besonders nicht im Kampf. Traian wusste jedoch, dass der Untote ihn ganz bewusst zum Gasthof zurückgelockt hatte, weil er hoffte, dass der Jäger ihm dort ins Netz gehen würde und er ihn vernichten konnte.
    Ich befinde mich in einem Kampf um unser aller Leben. Falls ihr eine Konfrontation vermeiden könnt, dann tut es. Wenn nicht, nehmt euch immer den gefährlichsten Vampir vor, und greift sein Herz an. Nichts anderes wird ihn bezwingen. Aber wartet, solange es geht, haltet sie auf und versucht, einen Kampf mit ihnen zu vermeiden!
    Die Furcht, die an ihm nagte, ließ sein Herz viel zu schnell klopfen, während er auf Joies Antwort wartete. Ihre Stimme, die ruhig, fest, ja sogar zuversichtlich war, entkrampfte dann jedoch ein wenig seinen Magen.
    Denk nicht an uns kleine Menschen, Traian! Wir werden schon mit den toten Kerlen fertig. Sorg nur dafür, dass du ohne einen Kratzer wiederkommst, weil ich mich sonst nämlich furchtbar aufregen werde – und du hast mich noch nicht aufgeregt erlebt.
    Seine Anspannung wich einer überwältigenden Erleichterung darüber, dass sie unverletzt war.
    Du hast mich die wahre Bedeutung von Furcht gelehrt. Bisher bin ich immer in den Kampf gezogen, ohne etwas zu verlieren zu haben. Und glaub mir, das Gefühl gefällt mir gar nicht.
    Mir geht es nicht anders, Traian, also bemitleide dich nur ja nicht! Und da ich diese unangenehmen Typen vor der Tür habe, kann ich leider nicht mehr länger mit dir plaudern.
    Joie brachte ihn fast zum Lachen. Sie hörte sich an, als telefonierte sie mit ihm und ein Nachbar wäre vorbeigekommen, um sich eine Tasse Zucker von ihr zu borgen. Werd nur ja nicht übermütig! , konnte er sich nicht verkneifen zu sagen, obwohl er wusste, dass es sie verärgern würde.
    Das hier ist ein Spaziergang. Pass lieber auf dich selbst auf!
    Traian konnte sehen, wie die Insekten wieder ausschwärmten, umkehrten und auf der Suche nach Spuren von ihm zwischen den Bäumen hin und her flogen. Was ihm auffiel, war, dass die Insekten stets zu dem gleichen verfaulten Stamm eines umgestürzten Baumes zurückkehrten und ihn umschwärmten. Ich liebe dich, Joie, und ich kann nicht leben ohne dich. Bedenk das bitte, wenn du beschließt, wie du am besten mit der Situation umgehst. Denn du entscheidest für uns beide.
    In Gedanken fauchte sie ihn mit der ganzen Gereiztheit und Verstimmung einer Frau an, deren Geduld sich ihrem Ende näherte. Sein Herz reagierte mit einem komischen kleinen Sprung auf ihre weibliche Verärgerung, und aus irgendeinem unerfindlichen Grund war er sogar erfreut darüber.
    In Gestalt des kleinen Froschs hüpfte er an dem Ast entlang und bemühte sich, mit den Zweigen und Blättern zu verschwimmen. Er befand sich in einiger Entfernung von dem umgestürzten Baum, und der Boden zwischen ihnen war mit Holzresten bedeckt. Traian blickte zum Himmel und den schwarzen, sich auftürmenden Wolken auf. Auf seinen geistigen Befehl hin schossen Blitze helle Funken in den brodelnden Wolkenkessel über ihm, und die weißglühende Energie vereinte sich zu einer großen Kugel, die sich von den Wolken löste und auf die Erde zuschoss. Die Luft knisterte vor

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