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Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)

Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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werden, Mr. Muskelmann, aber ich werde daran denken. Mit wie vielen haben wir es zu tun?
    Traian seufzte, offensichtlich nicht mehr willens, mit ihr herumzustreiten. Schlimmer noch, sie spürte, dass seine Kraft nachließ, und musste gegen den Drang ankämpfen, zu ihm hinzurennen.
    Einer ist gerade bei mir. Die anderen werden bald wohlgenährt und berauscht von Mordlust zurückkehren.
    Das hörte sich nicht gut an. Das Wort »Mordlust« ließ einige sehr schlimme Schlussfolgerungen zu. Könnte es sein, dass du ein bisschen übertreibst? , fragte sie und hoffte fieberhaft, dass es so war.
    Glaub mir einfach, dass du diesen Kreaturen nicht begegnen willst.
    Joie rümpfte ein wenig die Nase über seinen Ton, aber ihr Herz schlug schneller. Er scherzte nicht über seine Feinde. Um sich zu beruhigen, holte sie tief Luft und ließ sie langsam wieder entweichen. Wie wahr. Wer unter Mordlust leidet, wird nicht zum Sonntagsessen eingeladen.
    Stirnrunzelnd und plötzlich voller Angst um ihre Geschwister, blickte sie sich nach ihnen um. Was brockte sie ihnen allen ein mit ihrem zwanghaften Verhalten? Sie zögerte an dem nächsten kurvenreichen Tunnel. Traian war jetzt schon so nah, doch die Gefahr war es auch. Sie spürte sie und konnte sehen, dass auch Gabrielle sie wahrnahm. Ihre empfindsame Schwester hielt eine Hand auf ihren Bauch gepresst, und ihr Gesicht war von einem Ausdruck tiefer Furcht geprägt. Hinter ihnen hatte Jubal eine Waffe gezogen, und seine Gesichtszüge waren hart und ernst. Sie würden ihr beistehen, ihr unter allen Umständen den Rücken stärken, aber Joie hielt es nicht für richtig, sie – durch ihre Liebe zu ihr – zu zwingen, sich in eine unbekannte und gefährliche Situation zu bringen.
    »Lasst mich allein hineingehen, nachsehen, was da los ist, und …«, begann sie und formte die Worte wieder mit den Lippen, statt sie laut zu sagen oder sie ihnen auf telepathische Weise zu übermitteln. Sie wollte noch immer nicht, dass Traian Zeuge ihrer privaten Gespräche mit ihren Geschwistern wurde, und sie wusste nicht, wie ausgeprägt seine übernatürlichen Fähigkeiten waren – aber er war auf jeden Fall ein Mann, der große Macht ausstrahlte. Sie musste ihn finden, doch das Leben ihrer Geschwister würde sie ganz gewiss nicht einem Fremden anvertrauen.
    Jubal hob die Hand, um sie aufzuhalten, und gab ihr dann mit einer anderen Geste zu verstehen voranzugehen. Als Joie auch Gabrielles entschlossene Miene sah, wusste sie, dass sie sie nicht allein gehen lassen würden. Sie würden es gemeinsam durchstehen. Egal, was kam, sie würden ihr zur Seite stehen. Joie holte tief Luft, nickte ihnen zu und trat in den vom Wasser ausgewaschenen Kanal.
    Grüne und blaue Ringe umgaben sie in breiten, kreisförmigen Streifen, und normalerweise wären alle drei stehen geblieben, um die schön geformte Tunnelröhre zu untersuchen, doch kaum hatten sie den Gang betreten, verspürten sie die Gegenwart von etwas Bösem. Joie bekam einen trockenen Mund und berührte ihren Gürtel, um sich zu vergewissern, dass ihr Messer griffbereit war.
    Das Beste wird wohl sein, dich aus der Bredouille zu holen, und dann nichts wie raus aus Dodge.
    Traian seufzte. Du verhältst dich wie keine der Frauen, die ich kenne.
    Danke. Schön, dass du das sagst! Aber Joies Magen war so verkrampft, dass ihr eigentlich nicht nach Scherzen zumute war.
    Der enger werdende Gang war von etwas so Üblem, Bösem durchdrungen, dass jedes Atemholen ekelerregend und die ganze Atmosphäre schwer und dicht von giftigen Ausdünstungen war. Der Tunnel verschmälerte sich jetzt, und die Decke wurde erheblich tiefer, was ein aufrechtes Gehen unmöglich machte. Joie ließ sich auf die Knie nieder und kroch auf allen vieren durch die Röhre. Jubal und Gabrielle hielten sich dicht hinter ihr. Das stetige Tröpfeln von Wasser erinnerte Joie an das eigenartige Knacken der Äste in der Nacht, in der sie vor dem Theater angeschossen worden war. Die Wassertropfen fielen in einem ebenso merkwürdigen Rhythmus, fast so, als würde das Wasser von einer unsichtbaren Hand und nicht von der Natur gelenkt. Nach einer Weile begann sich die Tunnelröhre zu erweitern, bis Joie und ihre Geschwister wieder stehen konnten.
    Ein seltsam knurrendes Geräusch erreichte ihre Ohren, das wie eine Mischung aus dem Lachen einer Hyäne und dem bösartigen Knurren eines Hundes klang. Sofort hob sie die Hand und gab Jubal und Gabrielle ein Zeichen anzuhalten, während sie selbst mit größter

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