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Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)

Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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gab es die ganze Zeit über seltsam knurrende Laute von sich. Ja, diese Kreatur war definitiv mehr Tier als Mensch.
    Meine Familie hat mich immer gewarnt, ich könnte bei einem Troll enden, wenn ich zu lange unter der Erde bliebe. Aber auch auf die Gefahr hin, oberflächlich zu erscheinen, muss ich sagen, dass er nicht gerade gut aussieht und mich überhaupt nicht reizt. Joie war ziemlich stolz darauf, dass sie es schaffte, amüsiert zu klingen statt nahezu hysterisch, wie sie es tatsächlich war.
    Eine ihrer Hände glitt zu ihrem Nacken hinauf, griff in einer geübten Bewegung zwischen ihre Schulterblätter und förderte eins der Messer zutage, die sie immer bei sich trug.
    Die Kreatur hob wachsam den Kopf und blickte sich mit schmalen Augen in der großen Kammer um. Joie erstarrte und wagte kaum zu atmen. Sie verhielt sich völlig regungslos und hoffte, dass ihr Bruder und ihre Schwester das Gleiche taten. Sie waren noch in Sicherheit in dem kurvenreichen Tunnel, aber Jubal machte sich bestimmt schon Sorgen. Kalte Luft rauschte durch die Kammer und strich mit ihren eisigen Fingern über Traian und die Kreatur. Sofort ergriff Lamont einen der Pfähle, die sein Opfer an der Eisscholle festhielten, und versetzte dem Pflock einen harten Stoß.
    »Jetzt ist Schluss mit deinen Tricks, Uralter. Dein Blut gehört nun uns. Die anderen werden bald mit einem Opfer zurückkommen und dich zwingen zu tun, was wir wollen. Du bist viel zu schwach, um dich zu widersetzen.«
    Joie schloss die Augen angesichts der Qual in Traians Zügen, schluckte die in ihr aufsteigende Galle und zwang sich, ein paarmal tief durchzuatmen. Was ist er?
    Ein Vampir. Ein Untoter. Und es gibt noch einige mehr. Du musst deine Geschwister von hier fortbringen, bevor die anderen zurückkehren.
    Traian beobachtete seinen Peiniger aufmerksam. Der Vampir beugte sich über die klaffende Wunde an seinem Nacken, und sein Atem war wie ekelhafter grüner Dampf, als er mit seiner dicken, dunklen Zunge das Blut aufleckte. »Oder vielleicht bringe ich dich auch einfach um. Treib dir einen Pflock ins Herz für das, was du meinem Meister angetan hast.« Bei diesen Worten hob der Vampir einen tödlich aussehenden Pfahl über seinen Kopf und stieß ein wahnsinniges Gelächter aus.
    Vampire sind schwer zu töten. Du wirst nur eine Chance bekommen. Du musst sein Herz erwischen.
    Joie wagte nicht zu zögern, da sie weder den Mut verlieren noch riskieren wollte abzuwarten und zusehen zu müssen, wie die grässliche Kreatur Traian umbrachte. Mit tödlicher Zielgenauigkeit schleuderte sie ihr Messer. Zischend schoss es durch die Luft und bohrte sich tief in die Brust des Untoten. Die Kreatur schrie so gellend auf, dass der Ton das Eis zerspringen ließ und dolchartige Eisspitzen von der hohen Decke abbrachen und wie tödliche Flugkörper herunterregneten. Joie warf sich gegen Traian, um ihn vor dem herabstürzenden Eis zu schützen. Der Vampir brach zusammen, wälzte sich noch einen Moment so wild hin und her, dass die Geräusche durch die Höhle schallten, und dann war plötzlich alles still. Wieder war das Tröpfeln des Wassers in der Kammer überlaut.
    Joie trat langsam zurück und zog ein zweites Messer aus der Scheide an ihrer Wade. »Das war doch gar nicht so schwierig«, sagte sie und brachte sogar ein kleines Lächeln zustande, nachdem sie ein paarmal tief durchgeatmet hatte. »Wenn du willst, gebe ich dir einige Stunden Unterricht.«
    »Warum hast du so lange gebraucht?«, fragte Traian.
    Sie ging vorsichtig um ihn herum und trat die größeren Eisstücke beiseite. »Wegen der schlechten Wegbeschreibung. Du weißt ja, wie der Verkehr an diesen Orten sein kann.« Sie beugte sich über ihn, um sich einen der Pfähle in seiner Schulter anzusehen, die ihn an der Wand festhielten. »Ich sage es dir nur ungern, aber du steckst ganz schön im Schlamassel. Was sollte also dieses Machogerede, ich solle mich von hier fernhalten? Wenn du mich fragst, bist du es, der hier unbedingt gerettet werden muss.«
    Joie! Antworte! , verlangte Jubal.
    Mir geht’s gut. Aber ihr solltet besser herkommen , sagte sie. Wie sollte sie ihm irgendetwas von alldem erklären?
    Traian zog eine Augenbraue hoch. Er war blass und offensichtlich sehr geschwächt vom Blutverlust. Durch die unbehandelten Wunden eines noch nicht lange zurückliegenden Kampfes verlor er noch mehr von seinem kostbaren Lebenssaft. Er zitterte unkontrolliert, außerstande, seine Körpertemperatur zu halten. Sein Haar war

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