Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)
sagte, dass die Tür nicht lange offen bleiben würde, trat er schnell vor seine Schwester, die ihre Hand an seinen Rücken legte und ihm in die Nacht hinaus folgte.
Die gebogenen Klingen an der Waffe um Jubals Handgelenk begannen sich zu drehen. Kalte Luft schlug ihnen entgegen, ein scharfer Wind, der von den Bergen kam, als sie aus der Höhle traten. Jubals Armband leuchtete auf wie Feuer, pochte vor Energie, und die Klingen drehten sich so schnell, dass er den Arm vom Körper wegstreckte, um nicht geschnitten zu werden. So schnell und leise, wie er sich geöffnet hatte, war der Durchgang hinter ihnen auch wieder verschwunden, und sie waren draußen im Freien. Aber bei ihnen war ein monströser Vampir, der sie aus roten Augen anstarrte.
Jubal sah den Angriff kaum kommen. Die grässliche Erscheinung, die auf dem Boden gekauert hatte, stürzte auf ihn zu, sowie er aus der Höhle trat. Gabrielle schrie auf und holte mit dem Eispickel nach dem Kopf des Untoten aus, als die wild herumwirbelnden Klingen sich plötzlich von Jubals Handgelenk losrissen, als wären sie lebendig und hätten ihren eigenen Willen. Die rot glühende Waffe gab eine enorme Hitze ab, als sie durch die Luft zischte, und die rotierenden Klingen trafen den Vampir direkt über dem Herzen in der Brust, schnitten ein perfektes rundes Loch hinein und spien dabei Feuer.
Gabrielles Eispickel bohrte sich tief in die rechte Schläfe des Vampirs. Er riss den Mund zu einem Schrei auf, der ein ominöses Grollen in dem Berg auslöste. Schnee rutschte von hoch über ihnen herab, das erste Anzeichen einer Lawine. Jubal stieß Gabrielle unter den Felsvorsprung zurück, und beide beobachteten entsetzt, wie der Untote Feuer fing und in Flammen aufging. Der Berg erbebte und grollte wieder. Die Waffe sprang auf Jubals ausgestreckten Arm zu, als Tonnen von Schnee den Berg hinunterschossen und die Asche des Vampirs mitrissen.
Im Schutz des ausstreichenden Gesteins klammerten sich Gabrielle und Jubal aneinander und warteten darauf, dass der Schnee zur Ruhe kam. Jubal starrte sein Handgelenk an, an dem das Armband wieder nicht mehr war als ein breites Metallband mit vertrauten Symbolen, das ihn warm hielt.
Seine Schwester nahm die Hand von seiner Schulter und schenkte ihm ein müdes kleines Lächeln. »Wenn wir viel Zeit mit Joies Mann verbringen werden, muss ich mir einen neuen Eispickel besorgen – und zwar schnell.«
Die beiden brachen in schallendes Gelächter aus, das halb erleichtert, halb hysterisch klang.
Die Kammer hörte auf zu grollen, und das Eis um Traian und Joie kam wieder zur Ruhe. Angesichts der Gefahr durch die Vampire sprang Traian jedoch augenblicklich auf und zog auch Joie mit auf die Beine. Das Herz donnerte ihr förmlich in den Ohren, und sie nahm den unangenehmen Geschmack von Angst auf ihrer Zunge wahr.
Pass deinen Herzschlag dem meinen an!
Seine Stimme in ihrem Geist war ihr schon so vertraut, dass sie wie wohltuender Balsam war, der ihr ein ruhigeres Durchatmen ermöglichte. Joie entfernte sich ein wenig von ihm, um ihm Raum zum Kämpfen zu lassen. Und wieder schmeckte sie die Angst in ihrem Mund. Sie hatte keine Pistole, keine andere Waffe außer einem Messer.
Mein schwarzer Gürtel im Judo erscheint nicht allzu vielversprechend, wenn man bedenkt, dass diese grässlichen Dinger gefährlich aussehende Krallen und Mäuler voller Zähne wie Haie haben. Wir könnten eine Pistole oder zwei gebrauchen. Oder, besser noch, ein Maschinengewehr.
Bleib dicht bei mir! Ich will dich bei mir haben, wo ich dich beschützen kann. Sie können die Erde bewegen und Wurfgeschosse von der Decke herunterhageln lassen. Sie werden nicht so kämpfen, wie du es erwartest.
Traian hatte noch nie wirklich heftige, lähmende, bis in die Knochen gehende Angst empfunden. Aber er hatte ja auch noch niemals etwas zu verlieren gehabt. Doch nun stand alles für ihn auf dem Spiel. Eine Frau, deren Seele er teilte, obwohl er bisher noch nicht einmal intim mit ihr gewesen war.
Das ist mir nur allzu gut bewusst. Joie trat näher zu ihm und versuchte, selbstbewusst zu erscheinen in einer Situation, die ihr noch nie zuvor begegnet war.
Aus irgendeinem Grund entspannte Traian sich bei ihren Worten, sodass er fast gelächelt hätte. Joie geriet nicht leicht in Panik. Ihr fehlte es nicht an Mut, und sie war fest entschlossen, an seiner Seite zu kämpfen. Sie würde nicht in Ohnmacht fallen, weil Vampire real waren und mit Rache und Tod im Sinn gekommen waren.
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