Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)
wollte ganz und gar in seiner Welt sein, mit ihm wie jetzt gerade so inniglich vereint, dass sie nicht einmal mehr sagen konnte, wo er endete und sie begann. Ihre Bewegungen wurden herausfordernder, bis er sie so wild und leidenschaftlich nahm, dass sie spüren konnte, wie jeder Nerv und Muskel und ihr Blutstrom sich vereinten, um sie und ihn höher noch denn je auf den Gipfel ihrer Empfindungen zu treiben.
Ich will mehr Zeit mit dir. Ich will dich berühren und deinen Körper kennenlernen, wie du meinen kennst. Ich möchte die Dinge sehen, die du gesehen hast, und die gleichen Gefühle in dir wecken wie du in mir , flüsterte sie im Geiste.
»Wir haben Zeit«, sagte er. »All die Dinge, von denen du träumst, alles, was dir wichtig ist – wir haben Zeit für all das, Joie.« Sehr sanft löste er ihren Mund von seiner Brust und verschloss die kleine Wunde, legte Joie behutsam auf das Bett zurück und streichelte mit sanften, liebevollen Händen ihre nackte Haut, um Joie aus ihrer sinnlichen Verzauberung in die Realität zurückzuholen.
Sie blinzelte und erhob den Blick zu ihm. »Das war das zweite Mal. Jetzt bin ich schon viel näher daran, in deine Welt überzuwechseln«, murmelte sie und berührte zärtlich sein Gesicht. »Ist dir eigentlich klar, wie wahnsinnig verliebt ich in dich bin, Traian?«
Er wusste sehr gut, was sie ihm damit sagen wollte: dass sie sich voll und ganz auf ihn eingelassen hatte und sich nur noch ein klein wenig davor fürchtete, er könnte es sich mit ihr vielleicht doch noch anders überlegen. Aber wie hätte er ihr, die in einer menschlichen Welt lebte, in der Scheidung zur Lebensweise zu gehören schien, in angemessener Weise das Konzept von Seelengefährten erklären können? Oder dass es für einen Karpatianer schlicht unmöglich wäre, seine Gefährtin zu verlassen?
»Damit bist du nicht allein«, versicherte er ihr. »Ich hatte keine Ahnung, dass Gefühle so stark sein können, doch selbst wenn ich mich umschaue, kann ich nichts anderes sehen als dich, Joie. Du bist wirklich und wahrhaftig das Licht in meiner Dunkelheit.«
Sie schenkte ihm ein zaghaftes kleines Lächeln, bevor sie sich zur Seite drehte und den Kopf auf eine Hand aufstützte. »Dazu kann ich nichts sagen. Aber ich bezweifle, dass meine Geschwister mich je als ›Licht in der Dunkelheit‹ bezeichnen würden.«
»Nun ja, ich nehme an, das liegt daran, dass sie dich nicht so sehen wie ich.«
»Da liegst du richtig.«
Traian seufzte bedauernd. »Doch jetzt muss ich wirklich gehen, Joie. Es ist schon kurz vor Sonnenuntergang, und ich muss mindestens einen der Schlupfwinkel des Meistervampirs finden, bevor er sich erhebt.«
»Hast du eine Ahnung, wo du suchen musst?« Zärtlich strich sie mit den Fingerspitzen die Konturen seines Gesichts und seines Mundes nach, um sie sich in ihrem Herzen und in ihrem Gedächtnis einzuprägen.
»Ich hoffe, dass sie die Höhle inzwischen nicht verlassen haben. Sie waren vorher zwar ganz versessen darauf zu bleiben, aber da hatten wir die Magierfallen ja auch noch nicht entdeckt. Die Höhle ist ein gefährlicher Ort, selbst für die Untoten – oder vielleicht sogar besonders für die Untoten.«
»Versprich mir, dass du sofort Verbindung zu mir aufnimmst, falls du in Schwierigkeiten gerätst«, verlangte Joie mit einem prüfenden Blick in seine Augen.
»Du bist meine Seelengefährtin, Joie. Sollte ich in Schwierigkeiten geraten, wirst du es wissen.« Traian senkte den Kopf, um sie zu küssen. Langsam und zärtlich, als hätte er alle Zeit der Welt, zog er sie zu einem heißen, eindringlichen Kuss an sich, in den er Herz und Seele legte.
Kaum löste er sich von ihr, schluckte Joie, weil sie vor lauter Angst um ihn einen trockenen Mund bekam. Sie setzte sich auf und griff nach einer Decke, wie um Trost darin zu suchen. »Es fällt mir furchtbar schwer, dich allein gehen zu lassen, Traian.«
»Das weiß ich, sivamet – meine Liebste, und du ahnst gar nicht, wie dankbar ich dir für dein Verständnis bin. Ich weiß, dass es dir gegen den Strich geht, mich allein auf die Jagd gehen zu lassen, aber du und deine Geschwister, ihr schwebt hier wirklich in Gefahr. Mir fällt es genauso schwer, dich schutzlos zurückzulassen, obwohl ich mir der drohenden Gefahr bewusst bin. Doch deine Duftspuren sind noch in der Höhle, und die würden den Untoten genügen, um dich aufzuspüren. Denk also nicht einmal eine Sekunde lang, du würdest nicht gejagt.«
»Hier? Mitten im Dorf und umringt
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