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Die Sehnsucht der Pianistin

Die Sehnsucht der Pianistin

Titel: Die Sehnsucht der Pianistin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Nachtigall Nora Roberts
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gleich.“
    „Ach ja, und Ihr Vater bittet Sie, bei ihm reinzuschauen, bevor Sie gehen.“
    „Danke.“ Brady ging ins Untersuchungszimmer und fragte sich, ob Vanessa wohl heute Abend wieder in der Schaukel sitzen würde.
    Vanessa klopfte an die Tür des Tucker-Hauses und wartete. Sie hatte dieses Haus mit der geweißten Veranda und den vielen Blumenkästen schon immer gemocht. Jetzt waren Geranien darin, die schon üppig blühten.
    Zwei Schaukelstühle standen auf der Veranda. Sie wusste, dass Dr. Tucker an Sommerabenden gern hier draußen saß. Die Passanten blieben dann stehen, um einen Schwatz zu halten oder eine lange Liste von Symptomen und Beschwerden herunterzubeten.
    Und jedes Jahr am Memorial Day gaben die Tuckers eine Gartenparty, zu der die ganze Stadt erschien, um Hamburger und Kartoffelsalat zu essen, unter dem großen Walnussbaum zu sitzen oder Krokett zu spielen.
    Dr. Tucker war ein großzügiger Mann, sowohl was seine Zeit betraf als auch seine ärztliche Kunst. Vanessa konnte sich noch gut an sein tiefes, warmes Lachen erinnern und an seine ruhigen, sanften Hände bei der Untersuchung.
    Aber was sollte sie ihm jetzt sagen, diesem Mann, der ihr in ihrer Kindheit wie ein mächtiger Baum vorgekommen war? Der sie getröstet hatte, wenn sie über die bröckelnde Ehe ihrer Eltern verzweifelt war. Diesem Mann, der jetzt eine Beziehung zu ihrer Mutter unterhielt.
    Dr. Tucker öffnete selbst. Er war so groß, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Er hatte den gleichen athletischen Körperbau wie Brady. Obwohl das dunkle Haar inzwischen stark angegraut war, wirkte er kaum älter. Um seine dunkelblauen Augen waren feine Linien, die sich noch vertieften, als er lächelte.
    Verunsichert wollte Vanessa ihm die Hand reichen, aber bevor sie noch etwas sagen konnte, schlang er die Arme um sie, und sie kam sich vor wie in der Umarmung eines Bären. Er roch nach Rasierwasser und Pfefferminz, und es trieb ihr fast die Tränen in die Augen. Nicht einmal das hatte sich verändert.
    „Die kleine Vanessa“, hörte sie seine tiefe Stimme. „Wie schön, dich wieder zu Hause zu haben.“
    „Ja, es ist gut, wieder hier zu sein.“ Fest an ihn gedrückt glaubte sie sogar, was sie sagte. „Ich habe Sie vermisst“, stieß sie spontan hervor.
    „Lass dich anschauen.“ Er hielt sie auf Armeslänge von sich ab. „Junge, Junge …“, murmelte er. „Emily hat schon immer gesagt, dass aus dir mal eine Schönheit wird.“
    „Ach, Dr. Tucker, es tut mir so leid um Ihre Frau.“
    „So ging es uns allen.“ Er rieb kurz ihre Arme. „Sie hat deine Karriere in der Presse genau verfolgt. Weißt du, es war ihr Herzenswunsch, dich zur Schwiegertochter zu kriegen. Immer wieder hat sie gesagt: ‘Adam, das ist genau die richtige Frau für Brady. Sie wird ihn zur Vernunft bringen.’“
    „Sieht aus, als hätte er das ganz allein besorgt.“
    „Zumindest teilweise.“ Er legte ihr den Arm um die Schultern und führte sie hinein. „Wie wär’s mit einer Tasse Tee und einem Stück Kuchen?“
    „Hört sich verlockend an.“
    Vanessa setzte sich an den Küchentisch, während er den Tee machte. Das Haus hatte sich auch innen nicht verändert. Es war noch immer blitzsauber, und überall standen Emilys Porzellanfigürchen herum.
    „Mrs. Leary macht noch immer den besten Kuchen der Stadt.“ Er schnitt dicke Scheiben von dem Schokoladenkuchen ab.
    „Und bezahlt Sie immer noch in Naturalien.“
    „Die sind mit Gold nicht aufzuwiegen.“ Mit einem zufriedenen Seufzer ließ er sich ihr gegenüber nieder. „Ich brauche dir nicht zu sagen, wie stolz wir alle auf dich sind.“ Vanessa schüttelte den Kopf. „Ich wünschte, ich wäre früher zurückgekommen. Ich wusste nicht einmal, dass Joanie verheiratet ist. Und dann das Baby.“ Sie hob die Teetasse. Zum ersten Mal seit ihrer Rückkehr fühlte sie sich rundum wohl. „Lara ist ein Schatz.“
    „Und ein kluges Kind.“ Er zwinkerte ihr zu. „Vielleicht bin ich nicht ganz objektiv, aber ich habe noch nie ein klügeres Kind gesehen. Obwohl schon eine ganze Menge durch meine Hände gegangen sind.“
    „Ich hoffe, ich werde sie oft sehen, solange ich hier bin. Sie alle.“
    „Und wir hoffen, dass du möglichst lange bleibst.“
    „Ich weiß noch nicht.“ Sie senkte den Blick auf ihre Teetasse. „Ich habe noch nicht wirklich darüber nachgedacht.“
    „Deine Mutter hat seit Wochen von nichts anderem mehr geredet.“
    Vanessa biss von dem Kuchen ab. „Es scheint ihr gut zu

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